2020 junge Bäume für Oberursel

Handwerker als Waldarbeiter: Schmiedemeister und Schweißfachmann Dirk Velte, seine Ehefrau Anja Fischer und Gärtnermeister Jörg Krammich (v. l.) forsten den Stadtwald auf. Mit vielen anderen Akteuren aus dem Handwerker-Aktionskreis im fokus O. haben sie am Samstag 2020 Bäume in der Nähe der Emminghaushütte gepflanzt.     Foto: js

 

Von Jürgen Streicher

 

Oberursel (js). Als der dichte Nebel sich gegen Mittag langsam lichtete, hatten die fleißigen Handwerker 

schon mehr als 1000 junge Bäumchen in der vom Schnee feuchten Erde 

eingepflanzt. 

 

Wie Heinzelmännchen und Heinzelfrauchen tauchten sie langsam aus dem Nebel über der trostlosen Waldfläche auf, nahmen klare Konturen an. Und siehe da, es waren bekannte Gesichter aus der Oberurseler Geschäftswelt, die sich da im feuchten Morgennebel mit Hacke und Spaten abmühten, um dem Stadtwald im Umfeld der Emminghaushütte nach dem Borkenkäfer- und Dürre-Totalschaden wieder ein neues Gesicht zu geben. Mit einem großen Ziel hatten sie den trüben Tag begonnen, passend zur Jahreszahl wollten sie 2020 Bäume für die Zukunft pflanzen und damit gemeinsam ein Zeichen setzen.

Eiche, Esche, Buche, hier und da auch mal eine Kirsche und eine Elsbeere, Gärtner Jörg Krammich aus Bommersheim hatte mit
Fachexpertise die 2020 Jungpflanzen geordert und an die kleinen Arbeitstrupps von Männern und Frauen verteilt, die sich in seinem Metier übten. Menschen, die sonst Autos verkaufen oder Eisen schmieden, Räume ausstatten oder sich mit kunstvoller Schreinerarbeit beschäftigen, für ordentliche Wärmetechnik im Haus sorgen und Dächer decken. Allesamt Handwerker, organisiert im „Aktionskreis“ des fokus O. 

 

Rekordverdächtiger Zeitplan

 

Dirk Velte, Inhaber einer Metallmanufatur, hatte vorab die Rechnung aufgemacht: Neun Firmen am Start, macht rund 225 Bäumchen für jedes Team mit jeweils vier Waldläufern in mehreren Schichten. Zwei Minuten Pflanzzeit pro Baum waren hart kalkuliert und forderten Konzentration bei der Arbeit, macht 4040 Minuten, also 67 Arbeitsstunden. Velte: „Ein ehrgeiziges Ziel, aber wir schaffen das.“ Oh ja, gegen 13.30 Uhr konnten die Spaten und Hacken beiseite gelegt und die rekordverdächtige Aktion dezent gefeiert werden. Wie alles an diesem freiwilligen Zusatz-Arbeitstag coronabedingt mit großem Abstand, was auf der weiten gerodeten Fläche nicht schwer war. Im Frühjahr 2021 wollen sie hier den Erfolg ihrer Arbeit begutachten.

Der Arbeitseinsatz des Aktionskreises war natürlich mit Oberförster Luis Kriszeleit abgesprochen, der lediglich die geeignete Fläche unterhalb der Emminghaushütte zugewiesen und die richtigen Baumarten verordnet hatte. Bezahlt von den Handwerkern, die aus der Pflanzaktion eigentlich ein Firmenevent mit Freunden, Geschäftskollegen, Kunden und deren Kindern machen wollten. Nicht zeitgemäß, wie alle anderen geplanten Feste und Feiern in diesem Jahr auch, aber unterkriegen lassen wollten sich die umtriebigen Unternehmer auch nicht. „Es geht doch auch gerade jetzt darum, durch Aktionen wie diese gemeinsam zu signalisieren, dass das Handwerk goldenen Boden hat und diesen auch zu bewirtschaften weiß“, so das Credo der temporären Waldarbeiter. Gemeinsam Zukunft gestalten, geerntet wird später, nachfolgende Generationen werden es ihnen danken. Klares Fazit am Ende: Die Aktion soll in den Folgejahren fortgesetzt werden.

Weitere Artikelbilder



X