Oberursel (pit). Es ist nun mal so: Die unwahrscheinlichsten und tollsten Geschichten haben kein Drehbuch. Häufig ist etwas Glück dabei, manchmal etwas Pech, hin und wieder etwas fehlende Planung und damit einhergehende Improvisation. Im Fall der Fußballnationalmannschaft Albaniens, die plötzlich auf dem Grün des FC 01 Oberstedten ihre letzten Trainingseinheiten auf deutschem Boden vor der Begegnung mit der Nationalmannschaft Islands am kommenden Samstag absolvierte, kam alles zum Tragen.
Im Grunde sollte gar nicht ein Berichterstatter der Oberurseler Woche diese Zeilen schreiben, eher der Freund, der ihn zu diesem Termin begleitete. Denn er hat die Liebenswürdigkeit, Gastfreundschaft und Toleranz der Albaner vor einigen Jahren während einer Reise durch deren Land selbst erleben dürfen. Umso freudiger war seine Reaktion auf dieses Stelldichein: „Das ist ja toll!“
So oder ähnlich ging es allen Beteiligten: „Vor etwa zwei Wochen kam von einer Sport-agentur die Anfrage wegen der Unterbringung der Mannschaft und des Teams bei uns rein“, berichtet Frank Metlicar, Manager des Rilano Hotels in Oberursel. Noch in diesem Moment war geplant gewesen, dass die Mannschaft aus Albanien auf den Übungsplätzen der Eintracht Frankfurt vor der Commerzbank Arena von Montag bis Mittwoch ihre Trainingseinheiten absolvieren sollte. Doch die Plätze waren nicht reserviert worden.
Als ihm dies bekannt gemacht wurde, begann Metlicar alles in seiner Macht Stehende zu versuchen. Er sprach mit hiesigen Vereinen, von den Fußball-Managern konnten schließlich fünf Plätze besichtigt werden, der im Wald gelegene Platz des FC 01 Oberstedten wurde favorisiert. Und das war der Moment, in dem Improvisation und auch Gemeinschaftssinn zum Tragen kamen, denn, wie Hartmut Dittmar vom Vorstand des Vereins vervollständigt: „Eigentlich war unser Platz gar nicht bereit, er sollte erst am Montagmorgen vertikutiert werden. Doch nachdem sie von der Anfrage der albanischen Nationalelf erfahren hatte, verschob die BSO kurzerhand alle Planungen nach vorne.“ Rechtzeitig wurde der Rasen auf 28 Millimeter gekürzt. „Das hat alles super geklappt, alle Beteiligten wollten das für eine Nationalelf hinbekommen“, versichern Metlicar und Dittmar.
Unheimlich gute Techniker
Kaum zu glauben, dass auch der Wettergott mitspielte. Denn nach den stürmischen Gewittern am Montag ließ er rechtzeitig vor dem Trainingsbeginn gegen 16.45 Uhr die Wolken aufbrechen und Sonnenstrahlen auf den Platz im Wald scheinen – eine Gut-Wetter-Periode, die bis zum Mittwoch anhalten sollte. Sehr zur Freude der Oberstedter Fußballfreunde, denen es ein Genuss war, den Profis aus Albanien, von denen viele in der ersten Liga Deutschlands, Italiens oder der Schweiz spielen, auf die Füße zu schauen: „Wie alle Fußballer vom Balkan sind auch die Albaner unheimlich gute Techniker“, so Dittmar, der sehr interessiert die Trainingseinheiten verfolgte. Nun bleibt es den Isländern überlassen, dieser Glückssträhne mit ihrem Gänsehaut bereitenden Schlachtruf zu begegnen.
