60 Wohnungen zwischen U- und S-Bahn im „Gleisdreieck“

Auf dem schmalen Grundstück hinter dem Bahnwärterhäuschen sollen zwischen den Schienen von S- und U-Bahn Wohnblöcke mit 60 Wohnungen entstehen. Foto: Streicher

Oberursel (js). Das alte Bahnwärterhäuschen direkt am Bahnübergang in der Adenauerallee zwischen den Schienen von U- und S-Bahn wird bleiben – als Verbindungsglied zwischen Vergangenheit und Zukunft. Längst ist es zum Kulturdenkmal umgewidmet worden und steht daher unter besonderem Schutz. Im so genannten „Orscheler Gleisdreieck“ soll das mit Schindeln gedeckte Häuschen die Eingangssituation markieren, wenn dort in ein paar Jahren ein neues Wohnquartier entstehen wird. Arbeitstitel: „Gleisdreieck“, Untertitel: „Achse des Schönen“. So wollen es Stadtplaner, Investoren, Architekten und Stadtpolitik gerne sehen.

Man mag es kaum glauben, aber im Gleisdreieck, das eigentlich ein sichelförmiges, spitz zulaufendes Grundstück ist, sollen fünf Gebäudeblöcke mit vier Geschossen für Wohnen und Gewerbe entstehen. Und das Ensemble, so Bürgermeister Hans-Georg Brum, soll trotzdem mit „städtebaulicher Leichtigkeit und Offenheit“ daherkommen und mit einer „stimmigen und modernen Architektur einen herausragenden städtebaulichen Akzent setzen“. Eine Herausforderung für Planer und Architekten, gilt es doch, einen knapp 20 Meter breiten Streifen mit rund 5900 Quadratmetern Fläche zu bebauen, wovon auf der einen Längsseite noch Raum für einen Radschnellweg Richtung Frankfurt und auf der anderen ein Fußweg abgeknappst werden soll. Auf der einen Seite düsen U-Bahnen zweigleisig Richtung Frankfurt und zurück, auf der anderen alle paar Minuten S-Bahnen der Linie 5 und die Taunusbahn. Als Kaufpreis sind 4,2 Millionen Euro vereinbart.

Wettbewerb ist entschieden

Mit aller Sorgfalt seien die städtische Sewo als Haupteigentümer – ihr gehören 5120 Quadratmeter – und die Stadt als Miteigentümer bei der bisherigen Planung vorgegangen, so Brum und Sewo-Geschäftsführerin Kerstin Giger. Konzeptvergabe in zwei Stufen etwa, auf eine erste Interessensbekundung mit 14 Teilnahmeanträgen folgte der eigentliche Wettbewerb, bei dem noch acht Büros ihre Bewerbungen abgaben. Im Herbst 2018 wurden die Entwürfe öffentlich ausgestellt, die Bürger konnten ihre Meinung dazu äußern. In die finale Auswahl gelangten fünf Konzepte, das Rennen machte der Entwurf des Investors „Wilma Wohnen Süd“, erarbeitet vom Oberurseler Büro „monogruen Architekten“. Der von den Bürgern präferierte Entwurf sei aufgrund der hohen Verdichtung und der nicht durchgängig guten Fassadengestaltung mit historisierenden Elementen verworfen worden, erläuterten Brum und Giger nun. Auch die Denkmalschutzbehörde habe Bedenken gegenüber der Bebauung in der Nähe zum Bahnwärterhäuschen geäußert, Brum sprach gar vom „K.O.-Kriterium“.

Raum für offene Flächen

Die nun geplanten fünf Blöcke sollen noch Raum lassen für öffentliche Quartiersplätze und Grünfläche im spitz zulaufenden Teil, wo die Schienenstränge von U- und S-Bahn sich kreuzen. Im Wilma-Konzept sind 60 zwischen 30 und 65 Quadratmeter große Wohnungen vorgesehen, davon 18 für temporäres Wohnen mit Boardinghouse-Charakter. Die Stadt möchte im Vertragswerk festschreiben, dass 30 Prozent der Wohnungen in die Kategorie preiswerten Wohnraum fallen. Unter dem Ensemble wird es eine Tiefgarage mit 75 Stellplätzen geben, oberirdisch sind nur sechs Parkplätze vorgesehen.

„Uns kommt das viel zu früh“, hatte die OBG argumentiert, als vor einem Jahr das Planverfahren eingeleitet wurde. „Wir sollten nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun“, so ihr Sprecher Georg Braun. Erste Priorität müsste die geplante Anbindung der Nassauer Straße an die Weingärtenumgehung haben, jeder kleine Fehler in diesem Zusammenhang könne fatal sein. Brum sieht indes gute Chancen für eine parallele Entwicklung des für die Stadt so wichtigen Verkehrsprojekts. Daran würde die städtische Verkehrsplanung mit Hochdruck arbeiten. Sowohl beim Straßen- als auch beim Hausbau hätten Lärm- und Schallschutz besondere Bedeutung für die Entwicklung des Gebiets. In die Verträge mit dem Investor und den Käufern der Wohnungen würde das eingearbeitet, die Stadt habe extra ein juristisches Gutachten eingeholt, um gegen spätere Klagen gefeit zu sein.

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