Zum Abschied erfüllt er sich den Traum von der Open-Air-Bühne

Volker Räuber genießt den Auftritt auf der großen Open-Air-Bühne mit Übertragung auf Großbildleinwand. Foto: Föller

Oberursel (ow). „Seit vielen Jahren habe ich davon geträumt, einmal auf einer Open-Air-Bühne zu stehen und mich dabei wie ein ganz Großer zu fühlen. Sie, liebe Abiturienten, haben mir hierzu verholfen. Ganz herzlichen Dank an den Abiturjahrgang 2020“. Schulleiter Volker Räuber nutzte die große Bühne, um Abschied zu nehmen. Nicht nur von den scheidenden Abiturienten, die in ihrer Zeugnismappe einen kleinen Brief fanden.

Zum Thema „Handeln“ gab Räuber den Abiturienten mit auf den Weg: „Es ist wichtig: Zu seinen Überzeugungen zu stehen, diese durchzuhalten, dabei authentisch zu bleiben und bereit zu sein, Verantwortung zu übernehmen. Dies gilt für einen Regierungspolitiker ebenso wie für einen Schulleiter oder für Sie.“ Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, loszulassen. Der Abiturjahrgang 2020 wollte unbedingt, dass die Abiturzeugnisse im Beisein der Familien und Freunde ausgehändigt werden. „Damit wurde mir wieder einmal deutlich, welche Bedeutung diese für Sie haben.“ Die Schule werde nun nicht nur die Abiturienten loslassen, sondern auch deren Eltern. Nun gelte es, sich neu zu orientieren und an anderer Stelle weiterzuentwickeln. Hierzu passe auch der Titel seines Briefes: „Einige Gedanken, bevor wir verschiedene Wege gehen.“ Er verriet: „In wenigen Tagen werden auch das GO und ich selbst verschiedene Wege gehen, altersbedingt. Sie machen mir übrigens ein wunderbares Abschiedsgeschenk: Was ist für einen langjährigen Pädagogen schöner, als zu sehen, dass sich seine Schüler in all den Jahren ihrer Schulzeit positiv entwickelt haben?“

Volker Räuber, am 5. Oktober 1955 in Freiburg geboren, war nach seinem Lehramtsstudium der Mathematik und Physik in seiner Heimatstadt zunächst als wissenschaftlicher Assistent am Mathematischen Institut und am Forschungsinstitut Oberwolfach tätig. Im August 1983 hat er seinen eigentlichen Beruf als Studienrat an der Gesamtschule Oberursel aufgenommen. 1991 wechselte er als stellvertretender Schulleiter an die Elisabethenschule in Frankfurt. 1999 wurde Volker Räuber dann Schulleiter der Carl-Schurz-Schule in Frankfurt-Sachsenhausen. Von 2009 bis 2011 war er als Ministerialrat und Referatsleiter im hessischen Kultusministerium mit seinem Team zuständig für das Projekt „Selbstständige Schule“. Anschließend wollte er zurück in die Schulpraxis und hat zum 1. Februar 2011 die Leitung des Gymnasiums Oberursel übernommen.

Volker Räuber hat das Gymnasium Oberursel geprägt. Bevor er geht, hat er der Oberurseler Woche noch ein paar Fragen beantwortet.

Im Rahmen Ihrer Abituransprache und Ihres Briefs haben Sie Ihren Abiturienten Botschaften mit auf den Weg gegeben. Wie sehen Sie unsere Jugend und was erwarten Sie von ihr?

Volker Räuber: Nun, ich sehe die Jugend grundsätzlich positiv und freue mich auch über deren positive Entwicklung. Dabei ist mir sehr wichtig, dass sich junge Menschen zu Persönlichkeiten entwickeln. Sie sollten klare Vorstellungen haben und für ihre Überzeugungen eintreten. Bei ihrem Handeln sollten sie kompromissbereit und authentisch sein, sich der Sache wegen engagieren und mit ihren Mitmenschen fair umgehen. Ich erwarte, dass sie für unsere Gesellschaft Verantwortung übernehmen - aber natürlich auch für ihr privates Umfeld. Das erwarte ich aber nicht nur, sondern das traue ich unserer Jugend auch zu.

Immer wieder hört man „Wir können uns das GO ohne Volker Räuber gar nicht vorstellen“. Wie soll es denn ohne Sie nun weitergehen?

Räuber: Problemlos! Seit Jahren freue ich mich über ein prima Schulleitungsteam und über das große Engagement und die Kompetenz des Lehrerkollegiums mit vielen Ideen. Ich freue mich über eine angenehme und interessierte Schülerschaft, die immer wieder auch von Besuchern sowie neuen Lehrern gelobt wird. Auch sehe ich darüber hinaus die interessierten Eltern, die die Schule konstruktiv unterstützen. Ein tolles Team von Mitarbeitern des Hochtaunuskreises trägt auch zum Erfolg bei. Eine bessere Konstellation kann ich mir jetzt und auch für die Zukunft nicht vorstellen.

Und umgekehrt: Kann sich Volker Räuber ein Leben ohne GO vorstellen?

Räuber: Nun, ich hatte wirklich Glück, in einer solchen Schule über Jahre hinweg arbeiten zu dürfen. Ich habe dies aus den gerade genannten Gründen sehr gerne gemacht. Aber, ich verrate sicherlich kein Geheimnis, wenn ich auch andere Lebensinhalte im Blick habe. Also, es war für mich eine sehr schöne Zeit. Aber irgendwann sollte man einen Schnitt machen. „Irgendwann“ ist nun der 31. Juli.

Dürfen wir ein wenig neugierig sein und ein paar weitere „Lebensinhalte“ erfahren?

Räuber: Vielleicht nicht alle, aber ein paar schon. Naturgemäß freut man sich auf eine Reihe von Dingen, die seit Jahren zu kurz gekommen waren. Hier denke ich an einige Hobbys. Außerdem werde ich ab Herbst einen Lehrauftrag an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz annehmen. Auch hierauf freue ich mich sehr.

Es gibt keine Abschiedsfeier?

Räuber: Ich hatte geplant, mich mit einer Feier von der Schulgemeinde zu verabschieden. Dann hat das Coronavirus die Regie übernommen. Nun wird aus einer solchen Feier erst einmal nichts. Ich habe mich daraufhin entschlossen, mich zunächst schriftlich zu verabschieden. Aber ich kündige an, die Feier sobald als möglich nachzuholen. Vielleicht im Frühjahr oder Frühsommer 2021.



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