Ja zur Aussiedlung der Kelterei, harsche Kritik an der BI

Das Stadtparlament hat den Weg frei gemacht, dass die neue Kelterei an der Feldscheuer der Familie Steden im Feld an der verlängerten Freiligrathstraße gebaut werden kann. Foto: js

Oberursel (js). Nach einer von der Oberurseler Bürgergemeinschaft (OBG) provozierten Extrarunde im Bau- und Umweltausschuss konnte das Stadtparlament nun endgültig einen Strich unter die zweieinhalb Jahre andauernde Vorgeschichte zum Thema „Aussiedlung Kelterei“ ziehen. Am Ende war auch die in dieser Frage bisher gespaltene OBG einer Meinung und mit im Boot der Befürworter des Großprojekts in der Feldgemarkung am Ortsrand von Oberursel. Allein die Fraktion der Grünen blieb bei ihrer „keineswegs leichten Entscheidung“, den Bau von Kelterei, Gastronomie und Wohnhaus aufgrund der zu erwartenden „Nutzungskonflikte“ im Naherholungsgebiet abzulehnen, so ihr Sprecher Stephan Schwarz. Der Weg dahin wurde indes mit großer Einmütigkeit geebnet, die Brüder Florian und Valentin Steden können ihr Vorhaben verwirklichen.

Die OBG hingegen, und das ließ aufhorchen, hat am Ende der Bürgerinitiative „Freili bleibt Freili“ den Schwarzen Peter zugeschoben, sie habe durch ihr Verhalten zum Stimmungswechsel bei den Zweiflern innerhalb der Bürgergemeinschaft beigetragen. „Sie haben erreicht, dass wir hier alle zustimmen“, hatte Georg Braun, der Fraktionsvorsitzende, schon im Bauausschuss in deren Richtung gesagt. Im Stadtparlament wiederholte Braun in der Stadthalle vor größerem, angesichts der Vorgaben aber nur spärlichem Publikum, die Bürgerinitiative habe „hier den Bogen überspannt“. Er nannte die deutliche „Aversion gegenüber der Familie Steden“ und die Kritik an den städtischen Gremien. Parlamentarier seien als „unfähig“ bezeichnet, Gutachten angezweifelt worden, „Diffamierungen einzelner Personen“ hätten für viel Unmut in parlamentarischen Kreisen gesorgt.

Ungewohnt hart und heftig auch der kurze Auftritt von Stadtverordnetenvorsteher Gerd Krämer, der sonst stets sachlich und souverän die Sitzungen des Stadtparlaments leitet und nur sehr selten das Wort ergreift, nach der Abstimmung. Krämer erinnerte daran, dass nur selten so heftig über ein Thema auf so vielen Kanälen diskutiert und debattiert wurde. Hart, aber auch in diesem Fall meist fair, dankbar müsse man auch der BI sein, die wichtige Aspekte in die Diskussion eingebracht habe. Sehr emotional aber reagierte Krämer auf die jüngsten Vorwürfe aus Kreisen der BI und des BUND, beim Projekt Kelterei gehe es auch um „Vetternwirtschaft“, wobei einzelne Namen genannt wurden. „Das geht gar nicht“, sagte Krämer laut und deutlich und zornig und bekam dafür viel Applaus. „Uns eint das Ziel, Oberursel voranzubringen“, dies sei einzige Richtschnur des Handelns. Beifall. Von den Kritikern verlangte er, nun „Butter bei die Fische zu geben“. Entweder Staatsanwaltschaft, denn bei Verleumdung handele es sich um einen Straftatbestand, oder „schleunigst eine angemessene Entschuldigung“.

In der Sache hatte zuvor Michael Reuter (CDU) die Zusammenfassung der Ereignisse punktuell geliefert und das positive Votum der Koalition aus CDU und SPD erläutert. Reuter stellte dabei heraus, dass bis auf den ganzjährigen Betrieb der geplanten Gastronomie der Rest des Projekts ohnehin unter das „landwirtschaftliche Privileg“ fallen würde, das heißt, ohne Bebauungsplan hätte verwirklicht werden können. Reuter nannte auch das „große Entgegenkommen“ der Landwirtsfamilie, in fast allen Bereichen sei gegenüber der ersten Konzeptidee das gewünschte Raum- und Personenzahl-Programm heruntergefahren worden. Was nun vorliegt, sei eine „gute, kompromissfähige Lösung“. Die Koalition begründe ihr „klares Ja“ auch damit, dass es für Oberursel eine „Attraktion“ sei, wenn es wieder eine Apfelweinkneipe im Außenbereich gebe wie einst den legendären „Apfelweinhügel“ unterhalb des Schwimmbads. Den Schlusspunkt der positiv gestimmten Redner setzte Thomas Fiehler von der FDP: „Wir stimmen zu und hoffen, eingeladen zu werden.“



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