Bienenforscher suchen Symbiose mit Kleingärtnern

Großes Interesse zeigen die Kleingärtner an den Skizzen und Plänen und vor allem am direkten Gespräch mit Professor Bernd Grünewald (Mitte). Foto: Streicher

Oberursel (js). „Auf gute Nachbarschaft!“ So steht’s unter dem letzten Bild der Powerpoint-Präsentation, die Biologie-Professor Bernd Grünewald zum Besuch bei den Kleingärtnern mitgebracht hat. Ein Antrittsbesuch unter Nachbarn sozusagen, um zu erläutern, was da für Nachbarn kommen, wenn das renommierte Oberurseler Institut für Bienenkunde in die verlängerte Eberstraße umziehen wird. Direkt gegenüber dem Vereinshaus der Kleingärtner in direkter Nachbarschaft zu ihren gepflegten Gärten wollen sie das neue Institut platzieren. Die Bienen, die die Forscher und Imker mitbringen, dürften in jedem Fall freundlich aufgenommen werden, über alles andere muss man reden. Deswegen ist der Leiter des Instituts und Professor für Biologie an der Frankfurter Goethe-Universität gekommen, um den Kleingärtnern Rede und Antwort zu stehen, was die Zukunft bringen wird.

Was machen wir? Was wollen wir? Wie wird das alles aussehen? Auch der Bienen-Professor stellt Fragen zu Beginn seines Vortrags, die er dann in einem kleinen Exkurs über die Arbeit seines Instituts beantwortet. Erzählt von der langen Tradition der Bienenforschung in Oberursel, als Tochter immer unter dem Dach der Frankfurter Polytechnischen Gesellschaft und eng verzahnt mit der Universität. Grünewald leitet das Institut seit 2008, als Hüter und Bewahrer des Siegels der Gesellschaft mit Biene und Korb sieht er sich und sein Team. „Die lange Tradition ist uns wichtig und wollen wir bewahren“, die enge Verzahnung von Forschung und Praxis, die von „phantastischen Imkern“ geprägt sei. Eine der beiden Meisterinnen, Stefanie Ludewig, hat er mitgebracht, Fachfragen der Gärtner sollen nicht unbeantwortet bleiben.

Win-Win-Situation

Das Institut für Bienenkunde, in einer Nische am Rand des Rosengärtchens seit Jahrzehnten beheimatet, ist reichlich in die Jahre gekommen. Kernsanierung oder Neubau war die Frage, die Kernsanierung wäre dem Vernehmen nach mindestens genauso teuer wie ein Neubau, zudem würde Forschern und Imkern mindestens ein Jahr verloren gehen. Die Entscheidung pro Neubau fiel in einem langen Prozess, seit 2010 waren Institut und Stadt Oberursel, die das renommierte Haus unbedingt im Ort halten will, auf Standortsuche, ehe der Zielpfeil auf der Wiese in der verlängerten Ebertstraße steckenblieb. Ein Dutzend Standorte waren geprüft worden, „hier ist ein gutes Areal für Bienen, befanden der Institutsleiter und seine Kollegen aus Forschung und Praxis. „Wir sind natürliche Verbündete“, ruft Grünewald den Gartenfreunden zu, sieht eine „Win-Win-Situation.“ Die Bienen bekommen Futter, die Blüten im Garten viele Bestäuber. „Ist das wirklich so?“, fragt die Bearbeiterin einer Parzelle. „Wenn Sie freundlich zu den Bienen sind, dann kommen die auch“, sagt Bernd Grünewald mit einem Lächeln.

Kein Ufo aus Beton

Zielkonflikte sieht der Professor nicht, Einschränkungen soll es für die Kleingärtner nicht geben. Zwei von ihnen allerdings müssen ihren Garten aufgeben, er steht auf der falschen Seite des asphaltierten Wegs, auf der Wiese, die nun in das Eigentum der Polytechnischen Gesellschaft übergehen soll. Andere Bedenken, etwa die befürchtete Anfahrt von Bussen mit Schulklassen und die Belegung von Gärtner-Parkplätzen mit Besuchern des Instituts kann der Institutsleiter entkräften. „Die Schulkinder kommen immer mit dem ÖPNV zu uns, für die Mitarbeiter und die an normalen Tagen wenigen Besucher gibt es Parkplätze auf dem Gelände.“ Ja, ein bisschen breiter werde die Straße wohl, aber nicht zu Lasten der Kleingärten.

Das Gebäude soll zum ökologischen Anspruch passen, etwa 1200 Quadratmeter Nutzfläche sind dafür auf dem rund 5000 Quadratmeter großen Grundstück vorgesehen. Zwei Stockwerke, schräges Dach, viel Holz an der Fassade, drei Funktionen in einem Komplex vereint, dazu ein großer bunter Garten mit Teich und Bienenhaus für gelegentliche Führungen. „Wir wollen hier kein Ufo aus Beton, es muss schon zur Stadt und ins Klimakonzept passen“, sagt Bernd Grünewald. Die Entscheidung für einen Entwurf ist inzwischen gefallen, am Bebauungsplan wird fleißig gearbeitet. Außer von den Bienen und deren Arbeitseifer könnten die Kleingärtner auch von Versorgungsleitungen, die ohnehin verlegt werden müssen, profitieren. Diese ein bisschen zu verlängern, dürfte nicht das Problem sein. „Da kann man sich bestimmt dranhängen“, glaubt Grünewald. Die gute Nachbarschaft scheint auf den Weg gebracht.

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