DRK in Corona-Zeiten: „Wir leben von unseren Rücklagen“

Oberursel (gt). Man sieht sie auf vielen Veranstaltungen und Festen, beim Brunnenfest sind sie mit ihren roten Rucksäcken in der Stadt und auf der Bleiche unterwegs, und beim „Theater im Park“ sitzen sie neben dem Publikum. Sogar beim Seifenkistenrennen warten sie am Ende der Rennstrecke. Die ehrenamtlichen Sanitäter vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) sind oft in der Nähe und als erste zur Stelle, wenn es jemandem schlecht geht oder jemand sich verletzt hat.

Da coronabedingt viele Veranstaltungen nicht stattfinden, gibt es für die Ehrenatlichen im DRK-Ortsverein diese Dienste nicht. Das hat auch Auswirkungen auf die Finanzen, denn nur wenn die Sanitäter ihre Zeit ehrenamtlich zur Verfügung stellen, bekommt der Verein von den Veranstaltern eine finanzielle Entschädigung, um seine Kosten zu decken. Diese Kosten fallen zum Teil jedoch auch ohne Veranstaltungen an.

Justus-Jonathan Platen ist seit Januar 2019 Bereitschaftsleiter im Ortsverein. Im Gespräch erzählt er, dass es keinen Sanitätsdienst seit einem Reitturnier im Frühjahr gab. Die letzte große Veranstaltung war der ausgefallene Taunuskarnevalsumzug. Seit dem Beginn der Corona-Maßnahmen hatte der Verein somit keine Einnahmen aus seiner regulären Tätigkeit, und Fördermittel gab es bisher auch noch nicht. Auch beim „kleinen“ Orscheler Sommer sind im Moment keine Dienste geplant. Die laufenden Kosten gibt es trotzdem. „Wir leben von unseren Rücklagen“, sagte Platen.

Die freie Zeit haben die Mitglieder genutzt, um Material zu überprüfen, sich um die Instandhaltung der Fahrzeuge zu kümmern und im Gebäude in der Marxstraße aufzuräumen. Inzwischen dürfen sie wieder Ausbildungsabende halten, aber nur mit zwei Meter Abstand zwischen den Helfern und einem Maximum von zehn Personen pro Termin – einschließlich der Ausbilder selbst. Denn sie müssen trotzdem bereit sein, sei es als Multifunktionale Einsatzeinheit zur Versorgung und Betreuung von Betroffenen etwa bei einem Gebäudebrand, oder für Einsätze der Katastrophenschutzeinheiten.

Eine weitere Belastung ist der Gedanke, dass es bald auch eine größere Rechnung zu bezahlen geben wird. Gerade bevor die Corona-Maßnahmen eingeleitet wurden, hatte der Verein ein neues Fahrzeug bestellt. Der neue Kommandowagen soll vom Zugführer bei Einsätzen benutzt werden und als Rückzugsort bei Sanitätsdiensten dienen. Das aktuelle Fahrzeug ist seit 1997 im Dienst, daher wird ein Mannschaftstransportwagen im Moment für diesen Zweck verwendet. Das neue Fahrzeug kostet 40 000 Euro, und weitere 10 000 Euro wird der Umbau kosten, denn so ein Fahrzeug wird ohne Blaulicht, Funkgerät und die restliche Sonderaustattung geliefert. Alle Kosten muss der Verein mit seinen eigenen Mitteln stemmen.

Das Grundstück teilt sich der Ortsverein mit dem Rettungsdienst. Dort sehen die Corona-Maßnahmen etwas anders aus, denn den Zwei-Meter-Abstand kann man nicht immer einhalten, wenn im Notfall ein Patient behandelt wird. Der Mund- und Nasenschutz muss bereits im Rettungswagen auf dem Weg zum Einsatz getragen werden. Am Einsatzort kommt ein Gesichtsschutz hinzu, und der Patient selbst muss – sofern möglich – ebenfalls Mund- und Nasenschutz während der Behandlung tragen. Die Leitstelle fragt vorab, ob der Patient Fieber oder Husten hat. In diesem Fall ziehen die Rettungsdienst-Sanitäter Infektionsschutzanzüge an.

Bereitschaftsleiter Justus-Jonathan Platen würde sich in dieser besonderen Situation über Spenden freuen, um nicht noch tiefer in die Rücklagen greifen zu müssen. Und auch, wenn die Ausbildung derzeit unter erschwerten Bedingungen stattfindet, neue Mitglieder sind immer willkommen. Wer mehr erfahren möchte, wendet sich per E-Mail an bereitschaftsleitung[at]drk-oberursel[dot]de.



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