Mit Eisspeicher und 65 Millionen in die Zukunft

Oberursel (js). Es geht voran auf der Großbaustelle am Kiesweg. Am Ortsrand von Stierstadt in Richtung Steinbach. Die neue Integrierte Gesamtschule Stierstadt (IGS) nimmt Formen an. Das zukünftige Gebäudebild ist erkennbar, zum Teil auch schon die Fassadengestaltung. Ein Richtfest gab es wegen Corona nicht, stattdessen wurde vergangene Woche zum Baustellenfest geladen. Mit Kreis- und Schulausschuss, Hochbau- und Schulamt, Schulgemeinde und den Menschen vom Bau wie üblich. Der Hochtaunuskreis investiert 65 Millionen Euro in die neue IGS.

Wenn hier nicht für die Zukunft gebaut wird, wo dann? Ein Luftbild, welches der Hochtaunuskreis bei der Werbung für den Neubau der IGS veröffentlicht, verdeutlicht die Ausmaße des großzügigen neuen Schulkomplexes mit dreiteiligem Hauptgebäude, schlichtem Seitenflügel inklusive kleiner Turnhalle und gigantischem Eisspeicher. Wie ein auf der Erde gestrandetes Ufo aus Beton kommt er aus Drohnensicht daher, im Hintergrund schimmert das silberglänzende Stoffdach der Traglufthalle auf dem Sportplatz. Ersatz für die seit fast zwei Jahren verrammelten richtigen Sporthallen, die nach einem Dachschaden geschlossen wurden und für deren Revitalisierung das erforderliche schnelle Geld fehlt.

Bescheiden fast wirken die noch jungen Jahrgangshäuser auf dem seitlichen Schulgeländestreifen gegen den massiven Neubau der „Schule der Zukunft“, wie die IGS gerne genannt wird. Es ist die größte Baustelle des Hochtaunuskreises, nach aktuellem Stand der Dinge werden hier wohl 65 Millionen Euro in der Erde versenkt und Richtung Himmel verbaut. Für derzeit knapp 1000 Schüler. Auch beim Baustellenfest brachte Landrat Ulrich Krebs seine Hoffnung zum Ausdruck, dass sich „dieses gute Lernumfeld auch in steigenden Schülerzahlen widerspiegeln wird“. Vor knapp zwei Jahren, beim gefeierten Spatenstich, wurden gerade die ersten Abiturienten in der IGS-Geschichte erfolgreich verabschiedet, der neue Zweig wird mit der Hoffnung auf allgemeinen Aufschwung verbunden. Schließlich sei die IGS „auf dem Weg zur Kulturschule“, sagte Schulleiter Markus Herget damals. Der Antrag war da bereits in Arbeit. Im Sommer 2021 war noch von Baukosten knapp unter 50 Millionen Euro die Rede.

Im Sommer 2021 war auch von einer Fertigstellung der IGS-Neu noch im Jahr 2023 die Rede. Inzwischen ist das ambitionierte Ziel korrigiert, die Hoffnung richtet sich auf das erste Halbjahr 2024 und den Schulbeginn im neuen Haus spätestens nach den Sommerferien. Auch das klingt beim Stand der Dinge sportlich ambitioniert. Das Baustellenfest im zukünftigen Aula-Mensa-Bereich steigt im vom Qualm der improvisierten Festküche vernebelten Rohbau, eine Entlüftung gibt es noch nicht, mittendurch wird eine ebenso improvisierte Entwässerungsleitung geführt. Aber es geht voran, der Landrat kann mit imposanten Zahlen aufwarten. Rund 25 000 Kubikmeter bewegtes „Erdmaterial“, mehr als 10 000 Kubikmeter Beton, 1400 Tonnen Baustahl, über 160 000 Sichtmauerwerksteine, es steckt was drin im Zukunftsbau. Spannend mit Blick auf Nachhaltigkeit der voluminöse Eisspeicher mit einem Fassungsvermögen von knapp 1500 Kubikmetern. Je nach Bedarf fürs Heizen oder Kühlen, 30 Tonnen-Pelletlager, dazu zwei Wärmepumpen, die Schule soll ohne fossile Brennstoffe beheizt werden.

„Der Standort Stierstadt ist wichtig für die Schulstadt Oberursel“, sagte der Landrat zum Auftakt des Baustellenfests. Es sei wichtig, für alle Schulformen ein „gutes Lern- und Lehrumfeld zu schaffen. Das Projekt IGS-Neu sei gut angelegtes Geld, „jeder Euro, den wir in unsere Schulen stecken, ist eine Investition in die Zukunft“. Die Schulgemeinde fiebert dem Einzug ins neue Lernparadies entgegen. „Die Vorfreude ist riesig“, sagte Schulleiter Markus Herget. Bürgermeisterin Antje Runge sprach von Bildung als „Menschenrecht“, Kreis und Kommunen müssten sich Bildung leisten, auch wenn die Haushaltsmittel immer knapper würden in einem der reichsten Landkreise der Republik. Bei der Schulturnhalle ist die Stadt wie stets an den Kosten beteiligt, sie will auch Übungszeiten für Sportler und Vereine sichern.

Die Rohbauten sind abgeschlossen, im Moment sind vor allem Gewerke auf dem Gelände unterwegs, die sich um die technische Innenausstattung kümmern. Das Gebäude S mit der Sporthalle im halben Untergrund zeigt äußerlich schon das finale Bild mit dem Sichtmauerwerk als Hülle, die Fenster sind alle schon eingesetzt. Über den Stand der Dinge informiert die Bauleiterin Julia Lang bei einem kurzen Rundgang, bei dem die Mitlaufenden noch viel Phantasie und Vorstellungsvermögen mitbringen müssen. Geklärt ist am Ende die Frage, was denn noch auf den großen Dachflächen passiert. Unter anderem wird dort eine Photovoltaikanlage mit 150 Modulen und einer Leistung von 160 Kilowatt montiert. Pluspunkte auf der Nachhaltigkeitsliste bringen zudem eine Zisterne für Brauchwasser mit 62 Kubikmeter Fassungsvermögen für die Toiletten und zwei Regenrückhaltebecken, die rund 300 Kubikmeter Wasser aufnehmen können.

Der Eisspeicher mit einem Fassungsvermögen von 1500 Kubikmetern soll die IGS in Zukunft heizen und kühlen. Fotos: js

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