Falscher „Hahn“ und Gickelschmiss

Mit guter Laune, strahlendem Lächeln und einem geschmückten Bollerwagen sind auch die Ex-Kerbemädchen beim großen Umzug durch den Ort mit dabei. Foto: fk

Oberursel (fk). Das Privileg von gekrönten Häuptern ist, dass sie sich viele Dinge aussuchen können. Das trifft auch auf Brunnenkönigin Janine I. zu. Ein schöner Termin im umfangreichen Kalender ihrer Hoheit war sicherlich der Auftritt auf der Stierstädter Kerb – hier machte sie am vergangenen Wochenende ihre Aufwartung.

Das Festzelt war gut gefüllt, die Mitarbeiter hinter dem langen Tresen hatten im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun, um reichlich Äppler an die vielen Tische zu bringen. Der TV Stierstadt hatte in diesem Jahr die Ehre, die Kerb auszurichten. Die Stimmung stieg, als zwei große Fässer auf die Bühne geschleppt wurden. Für den traditionellen Anstich entschied sich Janine I. für das Bierfass. Zwei, drei kurze Schläge mit dem großen Holzhammer, dann saß der Zapfhahn bombenfest, und der große Steingutkrug füllte sich zusehends mit dem leckeren Gerstensaft. Ihre Hoheit strahlte. Besser klappt es auf dem Münchener Oktoberfest auch nicht. Anders sah es da bei Bürgermeisterin Antje Runge aus. Auf das Stadtoberhaupt wartete ein schönes Fass mit dem hessischen Nationalgetränk Apfelwein. Doch der Anstich klappte gar nicht. Nach diversen Schlägen wollte der Äppler noch immer nicht so richtig fließen. Das lag aber nicht an der Rathauschefin, sondern am falschen Zapfhahn. Erst nach einem Austausch der Technik konnte Antje Runge ihre Mission erfolgreich abschließen.

Doch der Reihe nach. Bereits am Freitagabend wurde in Stierstadt die Kerb gefeiert. Die „Lieblingsband“ aus Rodgau sorgte mit einem umfangreichen Gute-Laune-Repertoire für musikalische Unterhaltung im Zelt. Bei freiem Eintritt kamen die Besucher voll auf ihre Kosten. Dass es wohl spät geworden war, sah man einen Tag später beim Festumzug durch Stierstadt. Reichlich dunkle Sonnenbrillen der Zuschauer am Straßenrand ließen erahnen, dass auch das eine oder andere Kaltgetränk konsumiert worden war. Angeführt wurde der Umzug durch den Ort von einem historischen Feuerwehrfahrzeug, dahinter sortierte sich der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr ein, es folgten die Kerbeburschen. Danach grüßten die Ex-Kerbemädchen, die alle mit einer schicken Schärpe in blau-weiß geschmückt waren. Im Schlepptau ein mit Birkenzweigen geschmückter Bollerwagen mit Getränken. Flüssigkeit ist ja bei sommerlichen Temperaturen wichtig.

An insgesamt vier Tagen flossen Bier und Apfelwein in Strömen. Im Festzelt gab am Samstag die Band „Let the Butterfly“ eine bunte Mischung aus Songs der vergangenen 30 Jahre zum Besten. Nach dem Festgottesdienst am Sonntag in der St.-Sebastian-Kirche war anschließend beim Frühschoppen mit den „Altkönig-Musikanten“ wieder Kondition beim Feiern gefragt. Am Nachmittag, so ist es Tradition, steht die Familie im Mittelpunkt des Kerbegeschehens. Die Kleinen kamen beim Schminken und der Kinderdisco voll auf ihre Kosten, ehe das Blasorchester des TV Stierstadt den Abend mit einer musikalischen Gaudi ausklingen ließ. Der „Kerbemarathon“ erreichte wie gewohnt am Montag seinen Höhepunkt. Im Festzelt an der Platanenstraße spielte das „Feldbergduo“ zu einem weiteren Frühschoppen mit Tombola auf. Gemäß der Tradition hatte dann der „Graf von Luxemburg“ seinen Auftritt. Kenner der Stierstädter Kerb wussten natürlich, was dann folgen sollte: die Ernennung des Kerbemädchens. Beim „Gickelschmiss“, was Hahnenschlagen bedeutet, müssen die Teilnehmerinnen mit verbundenen Augen und mit Dreschflegel bewaffnet versuchen, einen Tontopf, auf hessisch „Dippe“ zu zerschlagen. Die Gewinnerin ist das Kerbemädchen 2024. Am Abend wurde das Fest mit der Abrissparty komplettiert, bei der die DJs Diddi und Thommi auflegten.

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