Frühlingsfest der Sympathieträger

Wehrführer Uli Both (rechts) und Stellvertreter Michael Pecher präsentieren das Innenleben des Löschfahrzeugs. Foto: Biedermann

Von Hans-Jürgen Biedermann

Oberursel. Die Feuerwehr ist ein Sympathieträger erster Ordnung.Wenn sie zum traditionellen Frühlingsfest in die Marxstraße einlädt, dann kommen die Oberurseler in Scharen. Bürgermeister Hans-Georg Brum ist da, Feuerwehrdezernent Thorsten Schorr sowieso. Am Sonntag wurde der Hof im Bezirk Mitte dank des weiß-blauen Himmels zum beliebten Biergarten – am Abend zuvor hörten 400 Leute in der Fahrzeughalle den Rockmusikern von „frisch gepresst“ zu. Die auf 30 Meter ausgefahrene Drehleiter war der unübersehbare Wegweiser zur Fahrzeugschau.

Der Tag der offenen Tür hat im familiären Veranstaltungskalender einen festen Platz. Die Feuerwehr, das wissen Wehrführer Uli Both und sein Stellvertreter Michael Pecher, muss auf ihrem 13 000 Quadratmeter großen Gelände keine waghalsigen Nummern vorführen. Als Publikumsmagnet genügt die unverwüstliche Hüpfburg. Nachwuchswerbung soll aber durchaus sein. Deshalb hat die Jugendfeuerwehr demonstriert, dass sie eine Schlauchleitung legen kann, und die „Minis“ haben mit einer Eimerkette für Löschmittel gesorgt.

Felix Euler (13) gehört zum Team der Zehn- bis 17-Jährigen. Für ihn ist es abgemacht, dass er mit 18 zur Einsatzabteilung gehören wird. In der Jugendfeuerwehr, so war an ihrem Infostand zu erfahren, sehen das die meisten genauso: Hilfe in prekären Situationen ist Ehrensache. Derzeit gehören zum Nachwuchs der größten Stadtfeuerwehr 17 Jungen und sechs Mädchen. Sie haben im Förderverein einen eifrigen Sponsor, dessen 200 Mitglieder pro Jahr 6000 Euro in die Beitragskasse zahlen und zudem immer mal wieder Verkaufsaktionen starten, um Zeltlager oder eine Kamera für die Dokumentation der Einsätze zu finanzieren. Am Stand des gemeinnützigen Vereins bei Schriftführer Klaus Dietrich gingen Feuerwehrhelme für sechs und grüne Drachen für zehn Euro über den Tresen.

Michael Pecher gehört seit 40 Jahren zu den aktiven Feuerwehrleuten. Er weiß, dass die 70-köpfige Einsatzabteilung vergangenes Jahr rund 400 mal alarmiert wurde und dabei 70 Brände gelöscht hat. Mit der Personalsituation ist er zufrieden, denn der Löschzug mit seiner 17-köpfigen Besatzung rücke so zeitig aus, dass die Hilfeleistungsfrist von zehn Minuten auch tagsüber eingehalten werde. Bis zum Jahresende verfügen die ehrenamtlichen Feuerwehrleute im Alarmfall komplett über digitale Funkmeldeempfänger.

Am Sonntag wurden um 11 Uhr an den Fahrzeugseiten die Rollläden hoch gezogen und dem interessierten Publikum das Innenleben der 14 Einsatzfahrzeuge aus dem Fuhrpark der Wehr gezeigt. Das Material – ob Schläuche, gelbe Schaumbehälter, Container für Gefahrguteinsätze oder Rüstwagen für U- Bahnunfälle – machte einen hervorragenden Eindruck. Feuerwehrleute gehen mit dem Gerät nicht nur kompetent, sondern auch pfleglich um.

Das Fest wurde zweimal zum Platzkonzert. Zunächst haute der Musikzug der Bommersheimer Feuerwehr auf die Pauke, ein anderes Mal stand die Brassband des Karnevalvereins Frohsinn im Mittelpunkt. Die beiden Gruppen werden an dem Ort, der seit 42 Jahren Stützpunkt der Wehr ist, wahrscheinlich nur noch dreimal spielen. 2023 soll die Innenstadt-Feuerwehr, in deren Distrikt nahezu die Hälfte der 48 000 Oberurseler wohnt, in einen Neubaukomplex an der Lahnstraße umziehen, in ein Domizil, das optimale Einsatzabläufe garantiert. Das alte Gelände wird platt gemacht, damit Investoren Wohnungen errichten können und damit zur Refinanzierung des Gefahrenabwehrzentrums beitragen. Die Stadt beziffert die Kosten auf zehn Millionen Euro.

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