Jeder Fund hat seine spannende Geschichte

Veronika Hein aus Sulzbach bei Aschaffenburg (rechts) kauft sich bei Reinhard Schmode und Piere Schröder einen Ammoniten – das ist ein Tintenfisch, der in einem Gehäuse lebte. Dieses Exemplar wurde auf einer Großbaustelle für ein Krankenhaus in Stuttgart entdeckt. Foto: fch

Oberursel (fch). Ein beliebter Treffpunkt für 50 Aussteller aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie zahlreiche Sammler und viele Besucher aus mehreren europäischen Staaten war am Wochenende die 42. Mineralien- und Fossilienbörse in der Stadthalle.

„Oberursel ist die erste Börse im Jahr. Sammler lassen sich den Saisonauftakt nicht entgehen“, sagte Klaus Schäfer beim Blick auf die Stände. Der Berufsschullehrer aus Idar-Oberstein bildet Edelsteinschleifer aus. Der begeisterte Sammler von Quarzen nennt 35 000 Exponate von klein bis groß sein eigen. In Oberursel kam ein neues Sammelobjekt hinzu. „Ich habe mir gerade eine Septarie mit Quarzgestein aus Frankreich gekauft. Die Quarze sind in einen Leibstein, eine Knolle, eingeschlossen. Der Kern der Septarie wird sehr häufig aus ursprünglich organischem Material wie zersetzten Organismen gebildet, um das herum die Knolle anfängt zu wachsen.“

Zum dritten Mal organisiert hat die Börse Sascha Staubach aus Wehrheim. Er ist seit 15 Jahren mit einem Stand in Oberursel vertreten. „Wir bieten hier nur unbehandeltes Material an. Es gibt keine kunstgewerblichen Gegenstände und keinen Schmuck. Unsere Besucher kommen aus ganz Deutschland und angrenzenden Staaten, weil diese Börse eine große Vielfalt an Mineralien und Fossilien bietet.“ Wie beliebt die Oberurseler Börse ist, zeigt ein Blick auf die lange Warteliste mit interessierten Ausstellern. „Wir kommen immer wieder gern hierher. Die Atmosphäre ist schön, das Publikum angenehm und interessiert“, schwärmt einer der Aussteller. Bei Sascha Staubach finden die Besucher Klassiker wie Mineralien aus alten, schon lange stillgelegten deutschen Bergbaurevieren und Exoten aus aller Welt. Dazu gehören Neufunde wie das smaragdgrüne Mineral Dioptas aus dem Kongo. Großes Interesse an einem Dioptas zeigten Karl-Heinz Staubach aus Frankfurt und Enzo Cappucic aus Matera in Süditalien.

Auf Suche im Geröll

Zum fünften Mal in Oberursel als Aussteller dabei sind die Berliner Susanne Morgenstern-Dosdall und Daniel Dosdall. Das Ehepaar sammelt im Urlaub und an Wochenenden in Deutschland, der Schweiz, Tschechien und Slowenien. „Wir haben uns auf alpine Materialien wie Silicatlinsen, Vesuvian, Diopsid, Klinochlor und Granate spezialisiert. Unsere Steine finden wir im Geröll am Gletscherrand, wo sich das Eis aufgrund der Klimaerwärmung zurückgezogen hat, wie auch in stillgelegten Bergwerken. Um die Schätze zu finden und zu heben, benötigt man viele Jahre Erfahrung, die richtige Ausrüstung und geeignetes Werkzeug. Wichtig sind aber auch Mut und Respekt vor dem Berg. In Bergwerke gehen wir nur mit lizensierten Führern“, informiert Susanne Morgenstern-Dosdall. Zu den zahlreichen Exponaten des Ehepaares gehörte auch ein weißer Aragonit aus einer Kluft in Tschechien.

Besucherin Veronika Hein aus Sulzbach bei Aschaffenburg ist von Jugend an ein Mineralien- und Fossilienfan. „Mein Vater hat gesammelt. Ich bin Mitglied im Miltenberger Mineralien- und Geologiefreunde-Verein und kaufe mir Exponate, weil sie mir gefallen.“ Am Stand von Reinhard Schmode und Pierre Schröder wird sie fündig. Sie entdeckt einen Ammonit. „Das ist ein versteinerter Kopffüßler, der vor 65 bis 48 Millionen Jahren im Meer lebte“, informierte Reinhard Schmode.

Ein Ammonit aus der Baugrube

Zu Lebzeiten bestanden Ammoniten aus einer spiralförmigen Schale, Weichteilen, acht oder zehn Armen sowie einem Kopf mit Mundöffnung. In der Schale, die im vorderen Bereich als Wohnkammer diente, befanden sich neben den Organen auch gasgefüllte Auftriebskammern. Mit Hilfe des Gases konnten sich Ammoniten kriechend am Meeresgrund fortbewegen. „Ihren Ammoniten habe ich auf einer ehemaligen Großbaustelle für ein Krankenhaus in Stuttgart-Vaihingen entdeckt“, sagte Reinhard Schmode. Er suchte anfangs nur in Westfalen, später in ganz Deutschland, aber auch in Frankreich, in Florida, in Dubai, im Oman und in Jordanien in Steinbrüchen und auf Feldern.

Eine andere Ausstellerin präsentierte gleich hinter dem Eingang der Stadthalle an ihrem Stand verschieden große Sandrosen. Zu ihr gehörte eine aus Chott el Djerid, dem größten Salzsee der Sahara, im östlichen Tunesien. „Das Chott el Djerid ist vielen Besuchern aus dem Abenteuerroman ,Durch die Wüste’ von Karl May bekannt. Er warnte in ,Im Schatten des Padishah’ eindringlich vor den Gefahren beim Durchqueren des Chott el Djerid“, sagte sie und fuhr fort: „Jüngere Besucher verbinden mit dem Areal den Drehort für die beiden Star-Wars-Trilogien, der Episoden eins bis sechs.“ Es gibt viele Geschichten und Informationen wie diese zu den gezeigten Mineralien, Fossilien und ihren Fundorten. Wodurch die Börse nicht nur für Fachleute, sondern alle Besucher in mehrfacher Hinsicht einen Ausflug wert war.

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