Gegen Mobbing: Tom Lehel macht Schülern Mut

Wenn Moderator und Schauspieler Tom Lehel über Mobbing spricht, kommt das bei den Schülern an. Gerne stehen sie an, um am Ende ein Autogramm zu ergattern. Foto: Theuner

Oberursel (ow). Bis auf den letzten Platz sind die Stuhlreihen vor der kleinen Bühne im Café Portstraße besetzt. Gebannt blicken zahlreiche Kinderaugenpaare nach vorne. Dort sitzt unter dem Scheinwerferlicht der den meisten der jungen Zuhörer wohlbekannte Gast. Mit knallbunter Sonnenbrille auf der Stirn und der für ihn typischen wilden Föhnfrisur liest er vor aus den Erlebnissen seiner Kindheit. Doch die sind, anders als es das sonst so spaßig-verrückte Auftreten von Tom Lehel erahnen lässt, alles andere als lustig.

Der Fernsehmoderator, Schauspieler und Musiker ist als kleiner Junge gemobbt worden. Ob in der Schule oder in der Straßenbahn, überall hat damals Ärger auf ihn gewartet. Acht lange Jahre ging das so. Eine Zeit, die Spuren hinterlassen hat. Als dann auch sein Sohn zur Zielscheibe wurde, wollte Lehel etwas tun. Im vergangenen Jahr gründete er die Stiftung „Mobbing stoppen! – Kinder stärken!“ Im Rahmen des von der Stiftung geförderten Präventions- und Interventionsprojektes „Du doof?!“ ist er seitdem deutschlandweit unterwegs, um junge Schüler über Mobbing aufzuklären. Im Internet können sich Lehrer bewerben, um Lehel und sein Team in die eigene Klasse zu holen.

In Oberursel war Lehel anlässlich des Weltkindertags zu Gast. Geladen hatten das städtische Kinderbüro, die Kinderbücherei und der Kultur- und Sportförderverein Oberursel. In insgesamt fünf Veranstaltungen in der Portstraße gab Lehel Einblick in seine eigenen Erfahrungen und Viertklässlern gleichzeitig Ratschläge, wie sie sich am besten gegen Mobbing wehren können. „Wenn man als Kind gemobbt wird, zieht sich das durch das ganze Leben“, weiß der 49-Jährige.

Laut einer Pisa-Studie aus dem Jahr 2017 wird in Deutschland fast jeder sechste 15-Jährige regelmäßig Opfer von teils massivem Mobbing. Und eine Erhebung des Uniklinikums Heidelberg zeigt, dass 47 Prozent der jungen Erwachsenen, die gemobbt werden, suizidale Gedanken haben. „Das sind erschreckende Zahlen“, sagt Lehel. Mit seinem Programm will er zur Diskussion anregen. Dafür möchte er auch seinen medialen Bekanntheitsgrad nutzen, den er unter anderem durch die jahrelange Moderation von Tabaluga tivi im Kinderkanal „Kika“ erlangt hat. Wenn sein Sohn ihn frage, was er eigentlich bezwecken wolle, erzählt Lehel von seiner Vision: der mobbingfreien Schule.

Bis dahin ist es ein langer Weg, das weiß auch Lehel. Mit viel Witz und Humor versucht er deshalb, auch die Oberurseler Schüler für das Thema zu sensibilisieren. Diese hängen nur so an den Lippen des TV-Stars. Vor Lachen kaum halten können sie sich, wenn Lehel erzählt, wie er sich einst im Zug zur Schule plötzlich einer „Horde Piranhas“ gegenübersah, die in ihm „Frischfleisch“ witterten. Gemeint war eine Gruppe Halbstarker, die am liebsten die Fäuste fliegen lassen wollten. Statt selbst zuzuschlagen, sei es in solchen Situationen wichtig, sich Hilfe zu rufen, mahnt Lehel. Tricks sind dabei durchaus erlaubt. So habe der Bahnfahrer damals auf die panischen „Feuer! Feuer!“-Rufe von Lehel reagiert, die wahre Lage erkannt, und die „Piranhas“ kurzerhand vor die Tür gesetzt.

Die humorvolle Variante sieht Lehel als idealen Weg, um das ernste Thema zu vermitteln. „So wie er das macht, bleibt da etwas hängen bei den Kindern“, sagt auch Monika Mertens, die Leiterin der Kinderbücherei. Trotzdem plädiert sie dafür, dass die Lehrer Tom Lehels Botschaften im Unterricht nochmals aufgreifen. Damit dessen Vision einer mobbingfreien Schule eines Tages Realität wird.



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