Gemeinsam unterwegs, um den Himmel zu erklimmen

Pfarrer Ingo Schütz verteilt an der Kreuzkirche Proviantbeutel. Foto: bg

Oberursel (bg). Die evangelischen Gemeinden „Heilig-Geist“ und „Kreuzkirche“ haben an Christi Himmelfahrt einen Gottesdienst der besonderen Art organisiert. Start und Ziel waren jeweils die beiden Kirchen, die Aktion dauerte von 10 bis 14 Uhr. Insgesamt konnten zwölf Mitmach-Stationen angelaufen werden, die alle zur Inspiration und zum Nachdenken darüber einluden, wie man dem Himmel ein Stück näher kommen kann. Am Ziel erwartete die Teilnehmer ein kulinarisches Highlight. 100 Personen, die sich zu der Wanderung angemeldet hatten, bekamen eine Portion „Chilli con carne“ im praktischen Glas serviert, das sie mit nach Hause nehmen konnten. In Pandemiezeiten war ein gemeinsames Mahl an der großen Tafel nicht möglich.

An der Kreuzkirche schickte Pfarrer Ingo Schütz bei bestem Wetter nach der Begrüßung und einem geistlichen Impuls die erste Gruppe auf den Weg. Versehen mit einer kleinen Provianttüte und einem Stadtplan. Der Weg vom hohen Norden in der Dornbachstraße bis in den Süden nach Bommersheim in den Goldackerweg oder umgekehrt ist gut vier Kilometer lang. Traditionell machen sich viele Menschen an diesem Tag auf den Weg ins Grüne und genießen die Natur. Die Bedeutung des christlichen Feiertags, die Aufnahme des auferstandenen Jesus in den Himmel gerät dabei oft in Vergessenheit. Aber Gott ist an vielen Orten zu finden, schließlich ist der Himmel überall, so das Credo der beiden Gemeindeoberhäupter. Im Vertrauen darauf hatten Pfarrerin Tanja Sacher und Ingo Schütz gemeinsam mit engagierten Helfern an bekannten und vertrauten Plätzen äußerst kreative, andächtige oder kulinarische Angebote mit himmlischen Bezügen gestaltet.

Unterwegs begegneten sich auf dem himmlischen Wanderweg quer durch die Stadt die verschiedenen Gruppen, egal ob solo, zu zweit, in kleinen Gruppen, mit der Familie, zu Fuß oder per Rad unterwegs, an den einzelnen Stationen. Wie kann man den Himmel erklimmen? Spirituell mit Hilfe des Glaubens, aber auch technisch durch Flugzeuge. Das war Thema an der vierten Station bei Rolls Royce Deutschland. Mitglieder des Geschichtskreises der Motorenwerk hatten da Quizfragen und ein Gewinnspiel für die Teilnehmer vorbereitet und die Frage gestellt, wie lange in dem Werk, der früheren Motorenfabrik Oberursel, bereits Antriebsmotoren für Flugzeuge hergestellt werden.

In den Wanderweg waren außer dem Spielplatz an der Dornbachwiese oder der Schuckardtsmühle auch einige Kirchen miteinbezogen. An der Liebfrauenkirche fand eine Postkartenaktion statt, an der St.-Ursula-Kirche konnte man ein Seifenblasengebet gen Himmel pusten, nicht weit davon entfernt am Vortaunusmuseum wurde Brot vom Himmel verteilt. Und in der Franziskus-Kirche der Altkatholischen Gemeinde am Geschwister-Scholl-Platz wurde im regelmäßigen Turnus eine himmlisch-musikalische Andacht gehalten. Bienen spielten bei dem Parcours auch eine wichtige Rolle. In der Spessartstraße hatte Imker Klaus Burschil eine Honigverkostung vorbereitet, die für himmlische Gaumenfreuden sorgte. Einige seiner Bienenvölker stehen direkt im Garten hinter seinem Haus. Die Besucher wurden eingeladen und konnten den fleißigen Bienen beim Ausschwärmen und Eintragen von Nektar und Pollen zuschauen. Das war gerade für die zahlreichen Kinder ein beeindruckendes Erlebnis.

Seit vielen Jahren schon gestalten die Heilig-Geist- und die Kreuzkirchengemeinde gemeinsam an Christi Himmelfahrt einen besonderen Gottesdienst an besonderen Orten außerhalb der Kirchengebäude. Der Pandemie geschuldet, weil die Ansteckungsgefahr draußen laut Aussagen von Aerosol-Forschern sehr gering ist, hatten sie in diesem Corona-Jahr das Format „Gottesdienst unterwegs“ entwickelt, das begeistert angenommen wurde. Bei den Gemeinden waren über 100 Anmeldungen eingegangen. Pfarrer Ingo Schütz geht aber davon aus, dass sich ganz spontan noch mehr Menschen auf den Weg gemacht und am himmlischen „Gottesdienst unterwegs“ teilgenommen haben.

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