Geplanter Biomassehof findet keine Gegenliebe

Schon jetzt ist die Lagerfläche für Container, Lkw und angeliefertes Material über das eigentliche AFN-Gelände hinaus ausgedehnt worden. Laut Magistrat geht es beim Biomassehof inzwischen um rund 14 000 Quadratmeter im Feld. Foto: js

Oberursel (js). Ein Oberurseler Unternehmer aus dem Stadtteil Bommersheim will auf dem von ihm erworbenen 3300 Quadratmeter großen Gelände des ehemaligen AFN-Senders im Feld zwischen Weißkirchen und Bommersheim eine Anlage zur Verwertung von Biomasse errichten. Mit Kompostierungshalle und Lagerhalle, mit mobilen Holzschreddern und Holzhäckslern, die potenzielle Betriebsfläche ist nach weiteren Zukäufen auf etwa 14  000 Quadratmeter angewachsen, heißt es in der Antwort des Magistrats auf eine Anfrage von CDU und SPD im Stadtparlament. „Der Magistrat steht dem Projekt insgesamt skeptisch gegenüber“, ließ Bürgermeister Hans-Georg Brum bei der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments in der Stadthalle durchblicken, hielt sich sonst aber mit einer Bewertung der Geschäftsidee des Unternehmers zurück.

Es sind vor allem die Dimensionen, die CDU und SPD aufgeschreckt haben. Und auch in den benachbarten Orten die Alarmglocken haben schrillen lassen. Laut Antwort von Brum auf die Anfrage der Koalition sei etwa eine acht Meter hohe Kompostierungshalle mit einer Grundfläche von 54 mal 22 Metern geplant, außerdem eine 7,5 Meter hohe Lagerhalle mit einer Grundfläche von 28 mal 20 Metern für die hergestellten Holzhackschnitzel, Geräte und Maschinen. Kalkuliert werde mit einem Jahresdurchsatz von 15 000 Tonnen Biomasse, angenommen werden Abfälle aus pflanzlichem Gewebe, aus der Forstwirtschaft sowie Garten- und Parkabfälle ohne Rasenschnitt und Laub. Die vorhandenen Gebäude auf dem ehemaligen AFN-Gelände mit Firsthöhen zwischen acht und zehn Metern sollen als Betriebsleiterwohnung, für Büro- und Sozialräume sowie als Lager und Betriebswerkstatt genutzt werden.

Bilder von der Berliner Mauer kamen Jutta Niesel-Heinrichs (SPD) bei einem Blick in die Zukunft in den Sinn. Die Mauer sei 3,60 Meter hoch gewesen. Der Jungunternehmer aus Bommersheim plane hingegen, das Gelände „weitgehend“ mit einer 4,80 Meter hohen Betonfertigteilwand zu umgrenzen. „Ist das geeignet?“ fragte Niesel-Heinrichs vorsichtig. „Und welche Auswirkungen werden für Bommersheim und „Weißkirchen erwartet?“ Staub, Geruch, Lärm?

Die Genehmigung des Vorhabens obliegt dem Regierungspräsidium Darmstadt (RP), so Brum, sie müsse aber im Einvernehmen mit der Stadt Oberursel erfolgen. Dies sei „unsere Chance einzugreifen“. Etwa bei der Frage der befürchteten Verkehrsbelastung, der Beeinträchtigung des Landschaftsbilds und mit Blick auf städtebauliche Aspekte. Die Stadt habe zur Prüfung aller Antragsunterlagen bereits einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der Bürgermeister sieht ein „kompliziertes rechtliches Verfahren“, in dem Rechte der Allgemeinheit, aber auch Rechte des Einzelnen zu beachten seien.

Noch liegen die vom RP geforderten Zusatzunterlagen seitens des Vorhabenträgers nicht vor. Das Verfahren aber läuft, ab Eingang der Unterlagen besteht eine Zwei-Wochen-Frist für die Stadt, stichhaltige Einwände vorzubringen, um ihr Einvernehmen verweigern zu können. Der Magistrat solle „tatkräftig“ gegen die Errichtung einer großflächigen Kompostierungsanlage vorgehen, forderten CDU und SPD schon Ende Mai.



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