Glosse – Von oben herab

Ursel: Obwohl sich die Welt im Untergang befindet, in Oberursel läuft das normale Leben weiter. Die Platanen werden geschnitten, alle gehen ihrem Tagesgeschäft nach...

Fritz: Stopp, Ursel. Eben übertreibst du. Ja, wir leben in sehr besorgniserregenden, schwierigen Zeiten, aber sollen wir deshalb alle in Schockstarre verfallen? Gerade du als Heilige müsstest doch an das Gute glauben, optimistisch denken und inspirieren. Ich als Feldherr sage: Die letzte Schlacht ist noch nicht geschlagen.

Philipp: Nun, dass Ursel den Platanenschnitt erwähnt, ist doch positiv, Fritz.

Ursel: Fritz hat Recht. Vielleicht klang ich etwas zu pessimistisch. Dabei sollte ich mich für die Menschen freuen. Die Inzidenzen steigen zwar, aber alle nehmen’s leicht. Viele Veranstaltungen sind geplant und finden wieder statt.

Fritz: Das klang jetzt aber auch etwas ironisch zu Beginn.

Philipp: Aber es stimmt. In Sachen Corona läuft es nach Pippi Langstrumpf-Art: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.“ Die Lockerungen in Hessen sollten zum 20. März kommen, nun sind sie anscheinend doch erst nochmal verschoben worden auf April.

Ursel: April, April, der macht auch, was er will, genau wie die Pippi Langstrumpf.

Fritz: Was hast du nur dauernd mit dieser verzogenen Göre aus der Kinderliteratur?

Philipp: Gestern war „Alles-was-du-machst-ist-richtig-Tag“, vielleicht liegt es daran. Ich freue mich allerdings schon über die weitere Wiederbelebung des Kulturlebens in Friedrichsdorf. Der English Drama Club führt wieder auf, und der Blues ist in meine Hugenottenstadt zurückgekehrt.

Fritz: Bei meinen Homburgern gibt’s neue Bänke im Jubiläumspark, und es wird über Straßenlaternen als Ladestationen für Elektroautos nachgedacht.

Philipp: Das wird erst geprüft, ob diese neue Erfindung umzusetzen ist. Bei mir in Friedrichsdorf natürlich auch.

Ursel: Um nochmal etwas Positives, wie von euch gewünscht, einzubringen: Die Wälder werden überall aufgeforstet. Fast kommt es mir vor wie ein Wettaufforsten zwischen den Gemeinden.

Fritz: Hier noch mehr Lobenswertes zur derzeitigen Situation von meinen Kurstädtern: Bei der HTG dürfen Flüchtlinge aus der Ukraine bis zum Jahresende kostenfrei Sport treiben.

Philipp: Sind wir gerade dabei, uns gegenseitig zu erzählen, wie toll unsere Kommunen sind? Das hat ebenfalls was von Wettbewerb.

Ursel: Wettaufforsten, Wettaufrüsten, wetteifern, wer der Beste ist. Das ist peinlich.

Philipp: Passt zum Tag der peinlichen Momente morgen.

Ursel: Und was passt zum Lass-uns-lachen-Tag am Samstag?

Fritz: Treffen sich zwei Virologen. Sagt der eine zum anderen: „Die beste Waffe gegen das Coronavirus ist der gesunde Menschenverstand.“ Sagt der andere: „Oh weh, wir sind verloren. Die meisten von uns sind unbewaffnet.“



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