In Google Maps ist die Oase schon längst gebaut

Der hochgehaltene skizzierte Plan zeigt es deutlich, die Initiative „Oase am Urselbach“ bietet der Verwaltung schon konkrete Ideen, wie aus dem öden Ort am eingemauerten Bach ein echtes Schmuckstück werden könnte. Foto: js

Oberursel (js). In Google Maps ist die „Oase am Urselbach“ schon längst verzeichnet. Genau da, wo sie entstehen könnte, sollte, vielleicht müsste, wenn sich auch die Politik dafür entscheiden könnte, ihre inszenierte Bürgerbeteiligung ernstzunehmen und Handlungsbereitschaft zu zeigen. Wer die grüne Oase am innerstädtischen Wasser im Internet sucht, findet sie am Übergang vom Rathausplatz in die Hospitalstraße, linker Hand eingezeichnet, zwischen vermauertem Bachlauf und der alten Brandmauer der einstigen Druckerei Berlebach. Der kahle, leicht unebene Platz wird derzeit als Parkplatz genutzt. Ein paar Fotos auf der Google-Seite, aufgenommen beim flüchtigen spontanen Premiere-Experiment im Spätsommer 2021, zeigen, wie der Platz aussehen könnte. Mit ein wenig gutem Willen und der Bereitschaft, seitens der Stadt etwas Geld zu investieren, das ohnehin schon darauf wartet, ausgegeben zu werden.

Der Prozess „Zukunft Innenstadt“, so heißt ein Förderprogramm des Landes, bei dem sich Oberursel bereits erfolgreich beworben hat, kommt bisher allerdings nur schleppend in Gang, obwohl das erste Geld bis Ende nächsten Jahres ausgegeben werden muss. Da geht es immerhin um 250 000 Euro, da kann man schon etwas mit anfangen bei der Umgestaltung von Plätzen, um sie fit für eine Zukunft unter voraussichtlich geänderten Klimaverhältnissen zu machen. Und auch im Sinne von Aufenthaltsqualität, Nachhaltigkeit, Identifikation und Vernetzung in der inneren City. Darum soll es gehen, das war auch die Frage und Aufgabenstellung im Bürgerbeteiligungsprozess, bei dem der Fokus schnell auf die unschöne Fläche am Bach am Tor zur schnuckeligen Altstadt fiel. In der vergangenen Woche hat sich der Bau-, Umwelt- und Klimaschutzausschuss (BUKA) nach einigen Verzögerungen durchgerungen, den Magistrat endlich damit zu beauftragen, ein Freiraum- und Platzgestaltungskonzept mit drei Schwerpunkten zu erarbeiten. Vorletzter Akt im langen Vorspiel, am 24. November muss noch das Stadtparlament die Vorlage beschließen. Einen konkreten Namen hat das Kind damit noch nicht, auf jeden Fall aber soll ein „Leuchtturmprojekt“ umgesetzt werden, so hat es Angela Helbling-Marschall von den Grünen im Ausschuss genannt.

Wie es einst aussehen könnte am furztrockenen und öden Berlebach-Platz, das hat die freie Initiative „Oase am Urselbach“ am Tag der Ausschusssitzung bereits vorab vorgestellt. Ein ausgearbeitetes Freiraum- und Platzgestaltungskonzept mit einem ersten Entwurf für die konkrete Planung plus dazugehöriger Kostenkalkulation. Was kann sich eine Stadtplanungsabteilung mehr wünschen? Die Initiative jedenfalls grüßt freundlich und wünscht sich, dass „die Verwaltung ihr Konzept prüft und anpasst und alle Bürger im Jahr 2023 die Umsetzung miterleben können“. Auch deren Sprecher Rupert Köhler und Christoph von Eisenhart Rothe sehen ein „Leuchtturmprojekt“ am ziemlich nahen Horizont aufflimmern. Ein Projekt, das über die Stadtgrenzen Wirkung aufzeigen könne, „wie der Umbau einer versiegelten und überhitzten Stadt, die sich dem Klimawandel anpassen muss, funktionieren kann“. Ein Schritt hin zum Ziel, dem Lebensraum Urselbach zu neuem Leben zu verhelfen und ein Bindeglied zwischen Innenstadt und historischer Altstadt zu schaffen. Einen Platz, den die Menschen schon in der improvisierten Version mit viel Applaus angenommen haben.

Der befreite Urselbach

Was war das für ein schönes Wochenende im Sommer 2021 am improvisiert umgestalteten Platz, der von da an nur noch Oase genannt wurde. Wasserspiele für Kinder, Liegestühle für Eltern, ein kleiner Teich, ein Treffpunkt zum Chillen für Menschen aller Altersgruppen mitten in der Stadt. An dieser Blaupause orientiert sich der Entwurf, den die Initiative jetzt vorlegt, zusammen mit einem Bau-Profi aus der Wetterau erarbeitet. Mit befreitem Urselbach auf 30 Meter Länge, mit Sicker- und Pumpschacht zur Versorgung eines „Tretbeckens“ und des Wasserspielplatzes mit kleiner Insel, mit Bachschleife und Ruhezonen, in denen „Mensch und Bach in Verbindung treten“ können, mit Grünflächen und einem freien Streifen entlang der Hausmauer, der temporär für Veranstaltungen genutzt werden könnte. Die Kostenkalkulation ist bei knapp unter 250 000 Euro unterstrichen, über all das kann geredet werden, ab sofort. Natürlich auch über das Anzapfen weiterer Förderquellen und die Bereitschaft vieler, bei dem Projekt „Oase am Urselbach“ selbst Hand anzulegen, um Kosten zu sparen. „Zudem wird der Magistrat gebeten, ein Fundraising-Konzept für die Gestaltung von Oberursels Plätzen und Freiflächen zu entwickeln.“ So steht’s im Beschluss, den das Stadtparlament am 24. November noch durchwinken muss.



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