Große Mehrheit im Parlament: Das Rathaus gehört in die Mitte

Rathaus-Entscheidung pro Sanierung: Das symbolhafte Foto stammt vom Tag nach der Entscheidung und vermittelt den Eindruck, als habe die Sanierung umgehend begonnen. Foto: js

Oberursel (js). Das einstige Bürohaus des Unternehmens Data Dimension an den Schwarzwiesen mit schicker verspiegelter Rundhausfassade darf nicht zum Verwaltungstempel werden. Erst kürzlich war es als Alternative zu einer Sanierung des aktuellen Rathauses öffentlich ins Gespräch gekommen, nun werden mögliche Ankaufsverhandlungen mit dem Eigentümer des Bürogebäudes nicht weiterverfolgt. Die Immobilie im Gewerbegebiet Süd mit ebenfalls sanierungsbedürftiger Technik stammt aus den früher 90er-Jahren, steht seit sechs Jahren leer und wäre dem Vernehmen nach für sieben Millionen Euro zu haben. Das Stadtparlament hat die Variante Dimension Data als neue Heimat für die Verwaltung in der jüngsten Sitzung mit klarem Votum aus dem Rennen geworfen. Im Gegenzug wird diese beauftragt, ein alternatives Konzept der schrittweisen Rathaussanierung im Detail aufzubereiten.

Bei den Gesamtkosten kam das Prüfungsbüro bei beiden Varianten auf eine ähnliche Summe, um die 14 Millionen Euro dürften am Ende mindestens unter dem Strich stehen. Wichtigster Entscheidungsfaktor neben der Frage der Kosten und der Finanzierung war die Standortfrage. „Das Rathaus gehört in die Innenstadt und nicht ins Gewerbegebiet“, warf Bürgermeister Hans-Georg Brum in die Runde. Diesem Argument folgten fast alle Parlamentarier, das Rathaus soll Stadtmittelpunkt bleiben, war in der erneuten ausführlichen Debatte ein viel zitiertes Mantra. Seit 14 Jahren ist das Thema in den Rathausgängen und im Sitzungssaal virulent, nach so langer Zeit kam es jetzt auf eineinhalb Stunden mehr Diskussion auch nicht mehr an. „Sie müssen mal Zwischengas geben, dass es vorangeht“, hatte der Architekt gemahnt, der vor knapp drei Wochen die Alternativen gegenübergestellt und aus seiner Sicht bewertet hatte.

Das ist in den Köpfen hängengeblieben. „Ein saniertes Rathaus ist wie ein Neubau“, hatte der Fachmann damals zu Protokoll gegeben, „die Sanierung ist Gebot der Vernunft“, sagte jetzt Michael Reuter (CDU). Die früheren Rathäuser vom historischen Ratstempel am Marktplatz bis zur Polizeistation an der Oberhöchstadter Straße stünden ja auch alle noch und würden genutzt. „Wenn wir das ordentlich machen, wird es in 50 Jahren noch stehen wie die anderen alten Rathäuser auch“, sagte Reuter mit Blick auf den 45 Jahre alten Bau zwischen Vorstadt, Stadthalle und Korfstraße. Ein Signal für die Richtung der Koalition, die vom Partner SPD abgenickt wurde, gleichzeitig eine deutliche Absage an die FDP, die kein „totes Pferd reiten will“, so ihr Sprecher Thomas Fiehler. Als einzige Fraktion plädierte die FDP für die Prüfung der Anmietung von Büroräumen, etwa im neuen, noch geplanten Bürokomplex „Townus“ an der Frankfurter Landstraße. Ein Bürgerbüro in der Innenstadt solle aber auch bei dieser Variante erhalten werden.

Zur Disposition stehen bei der Sanierungsvariante der sogenannte B-Bau, ein Anbau aus späteren Jahren, und der aus dem Block hervor ragende Vorbau mit dem Sitzungssaal. Sie sollen über die ersten Bauphasen mit energetischer Sanierung der kompletten Fassade und Erneuerungen der Technik gerettet werden. Ist die „neue Mitte“ durchgestaltet, werden sie keinen Platz mehr haben, die Frage des unbedingt wichtigen Bürgerbüros am Platze soll bis dahin geklärt sein. „Bündelung öffentlicher Funktionen in der Stadtmitte, kurze Wege, zentrale Bedeutung, wir sind dabei“, signalisierte Ingmar Schlegel für die Linke, Rathaus und Kommunalpolitik müssten in der Stadt bleiben, ergänzte Frank Böhme (Grüne) mit Verweis auf einen unbedingt zu erhaltenden Sitzungssaal. CDU-Mann Reuter sprach gar von „Betongold“ mit Blick auf das irgendwie ungeliebte und dann doch wieder geliebte Rathaus aus einer besonderen Zwischenzeit des Rathausbaus. Ein Finanzierungskonzept und einen Zeitplan als Grundlage für die Entscheidung der Gremien soll bis zur ersten Sitzung nach der Sommerpause Anfang September erstellt werden.



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