Grundsteinlegung an der LThH: Ein feste Burg ist unser Haus

Rektor Prof. Dr. Christoph Barnbrock und der Vorstandsvorsitzende des Grundstücksvereins der Hochschule Prof. Dr. Jorg Christian Salzmann befüllen die Zeitkapsel und verschließen sie mit dem Akkuschrauber. Fotos: Streicher

Oberursel (js). Nun ist der wichtigste Leitgedanke der Lutherischen Theologischen Hochschule (LThH) auch in Sandstein gemeißelt. „VERBO SOLO + FIDE SOLA“ in schlichter Schrift, so wird er mit dem Grundstein im neuen Gebäude verankert, das derzeit in der oberen Altkönigstraße am Rand des Stadtwalds entsteht. Allein durch das Wort, allein durch den Glauben, die Botschaft des Reformators Martin Luther wird wieder in zentraler Mitte wie schon beim nun abgerissenen Urhaus die Fassade des neuen Hauses zieren. Ein bisschen höher jetzt als an der früheren bescheidenen Verwaltung, das neue Haupt- und Bibliotheksgebäude wird zweistöckig sein und das Gelände der Schule zum benachbarten Kirchengrundstück hin rahmen.

Mit dem Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ beginnt die Grundsteinlegung im Rahmen einer gottesdienstlichen Feier. Draußen, direkt an der Baustelle, im schönsten Sonnenschein auf dem mit Bäumen bewachsenen Grundstück bei reichlich kühler Temperatur. Es ist ein besonderer Tag für die kleinste Hochschule Deutschlands, in der seit 1948 die klassischen fünf theologischen Disziplinen gelehrt werden – Altes Testament, Neues Testament, Historische, Systematische und Praktische Theologie, jeweils durch einen Lehrstuhl abgedeckt. Ein besonderer Tag, weil endlich ein Projekt in Fahrt kommt, das die Hochschule und ihren Grundstücksverein seit 14 Jahren beschäftigt. Ein ganz besonderer Tag, weil die Grundsteinlegung symbolträchtig am Reformationstag stattfindet.

1500 Abschlüsse seit 1948

Dass der Festtag der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) zum 500. Jahrestag der Reformation 2017 knapp verpasst wurde, ist nun nicht mehr wichtig. Ein „Zeichen der Hoffnung“ nennt der Vorsitzende des Vorstands des Grundstücksvereins, Jorg Christian Salzmann, den Neubau. „Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Verstand erhalten“ steht auf einer der Urkunden, die mit in die Kapsel wandern, die später in den Grundstein versenkt wird. Eine Tageszeitung natürlich, das aktuelle Vorlesungsverzeichnis und andere Dokumente kommen auch in die Edelstahlröhre, die Salzmann und Hochschulrektor Christoph Barnbrock gemeinsam befüllen und verschrauben.

Das neue Haupt- und Bibliotheksgebäude soll auch ein Symbol dafür sein, dass die Hochschule lebt. Dass auch nach gut 70 Jahren noch emsig geforscht und gelehrt wird. Seit 1948 haben schon über 1500 Männer und Frauen an der LthH Oberursel studiert, ausgebildet werden Studierende aus der SELK und ihren Partner- und Schwesterkirchen sowie aus verschiedenen Landeskirchen. Die vom Staat anerkannte kirchliche Hochschule ist Mitglied im Evangelisch-Theologischen Fakultätentag und in der Konferenz der Hochschulrektoren. Sie bietet zwei akkreditierte Studiengänge, Evangelische Theologie mit kirchlichem Examen und Evangelische Theologie mit Abschluss Magister Theologiae. Einen guten Ruf genießt die Hochschule in der Lehre der „Alten Sprachen“ Hebräisch, Griechisch und Latein. Pro Semester sind etwa 30 Studierende eingeschrieben, auf dem Gelände gibt es Wohnungen, einige leben mit Familie am Studienort.

Der Neubau soll laut Rektor Barnbrock die „letzte große Modernisierungslücke“ schließen. Er soll auf knapp 1000 Quadratmeter Nutzfläche Raum bieten für zeitgemäße Büros, Veranstaltungsräume, eine kleine Kapelle und vor allem mehr Platz für den Bibliotheksbestand der Hochschule. Bisher mussten Lehrende und Studierende mit einfachen Barackengebäuden auskommen, die noch aus der Zeit vor 1948 stammten und modernen Anforderungen nicht entsprachen. Vor allem die kostbaren Bestände der Fürstenauer Kirchenbibliothek mit ihren Erstdrucken aus dem Reformationszeitalter und eine reiche Zahl theologischer Sammelwerke aus dem 15. bis 19. Jahrhundert werden einen angemessenen Platz bekommen. Rund zwei Millionen Euro kostet der Neubau, die Ausstattung und Inneneinrichtung wird durch den Kreis der Freunde und Förderer der LThH und durch Fundraising finanziert, so Jorg Christian Salzmann. Die Stadt hat ihren Teil beigetragen, indem sie Baurecht auf einem Teilgrundstück der Hochschule am Kastanienweg geschaffen hat. Dort können zwei Häuser gebaut werden, der Erlös aus dem Verkauf der Grundstücke ist wesentlicher Bestandteil der Finanzierung des Neubaus.

„Allein durch das Wort – allein durch den Glauben“ steht auf dem Grundstein.

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