Gutes Miteinander der Kulturen seit fünf erfolgreichen Jahren

Zum geselligen Beisammensein treffen sich alle im Freien vor der Kirche nach dem offiziellen Teil der Feier. Foto: fch

Oberursel (fch). Seit fünf Jahren ist der Willkommenstreff im Gemeindezentrum Liebfrauen bereits ein Erfolgsprojekt. Ein Grund, um zu feiern, zurück und nach vorne zu blicken. Sandra Anker, Caritas-Beauftragte der katholischen Pfarrei St. Ursula Oberursel/Steinbach, hieß die Teilnehmer der Veranstaltung in der Liebfrauenkirche willkommen. In Reden und Grußworten blickten sie, Gemeindepfarrer Andreas Unfried, Bürgermeister Hans-Georg Brum und Pfarrer Reiner Göpfert von der evangelischen Christuskirchengemeinde, die das Projekt unterstützt, zurück.

Gefeiert wurde das fünfjährige Bestehen nicht allein mit Worten, sondern auch mit Tönen und vielen Bildern. Die Töne in Form eines musikalischen Rahmenprogramms steuerte Klarinettistin Christine Hartmann-Vogel bei. Fotos und Bilder gab es zahlreich. Auf ihnen haben Sandra Anker und Inga Becker, die Leiterin der Christuskirchengemeinde, viele schöne Augenblicke aus den vergangenen fünf Jahren festgehalten. So hat eine Ehrenamtliche jeden Donnerstag für die Gruppe einen Kuchen gebacken. Bis zur Feier waren es bereits 160.

Kunst- und Psychotherapeutin Stefanie Kaufeld gewährte mit einer Dia-Show Einblicke in ihr Kursangebot im Willkommenstreff für alle Altersgruppen. Zielgruppe der Kunsttherapie, die jede Woche für drei Stunden angeboten wird, sind traumatisierte Kinder und Jugendliche. Ihnen wird durch den künstlerischen Ausdruck ein heilender Zugang zu dem Erlebten, zur Verarbeitung von Krieg und Flucht, eröffnet. Schnell habe sich gezeigt, dass das Experimentieren und Eintauchen in Formen und Farben ausreicht, um für eine kurze Zeit alle anderen Themen auszublenden. Während des kreativen Prozesses kamen die Kinder und Jugendlichen mit ihren Müttern ins Gespräch, die dann selbst zu Pinseln und Farben griffen. „Die Kunsttherapie fördert langfristig die Integration, erleichtert das Ankommen im neuen Land und in der neuen Kultur“, betonte Anker. Und es entstand unter anderem 2019 ein großes Gemeinschaftsbild. Gemalt haben es Künstler aus sechs verschiedenen Nationen. Zu sehen sind alle Werke im Eingangsbereich des Willkommenstreffs.

Er ist für alle in fünf Jahren von einem Treffpunkt für geflüchtete Menschen, zu einem Ort des Friedens und des Respekts sowie des aktiven bürgerschaftlichen Engagements für bis zu 60 Ehrenamtliche geworden. Dort werden Freunde und Trauer geteilt, der Weg der Integration gemeinsam beschritten mit dem Ziel, ein friedvolles und zukunftsfähiges Miteinander in Oberursel zu gestalten. Eröffnet wurde der Willkommenstreff Liebfrauen im Oktober 2015 als Begleitprojekt zur Notunterkunft in der Bleibiskopfhalle. Auch nach der Schließung der Notunterkunft Anfang 2016 blieb der Willkommenstreff geöffnet. Das Ziel des Konzepts ist es, „durch Begegnung miteinander gegenseitiges Verständnis zu schaffen, Ängste abzubauen und Integration zu ermöglichen.“

Den Menschen aus vielen Nationen wie Äthiopien, Afghanistan, Amerika, China, Deutschland, Eritrea, Irak, Iran, Jemen, Pakistan und Somalia stehen die aktiven Ehrenamtlichen vor allem bei der Sprach- und Kulturvermittlung zur Seite. Für die Helfer hat der Willkommenstreff ein 14-tägiges Supervisionsangebot mit einer ausgebildeten Mediatorin und Supervisorin aus Oberursel organisiert. Im Juni 2019 erhielt der Willkommenstreff den interkulturellen „Preis für Integration 2019“ des Hochtaunuskreises. Nach der Schließung des Treffpunkts Mitte März 2020 wegen Corona wurde das Angebot unter Einhaltung strenger Schutzmaßnahmen im Juni wieder aufgenommen. Bürgermeister Hans-Georg Brum dankte allen Aktiven des Gemeinschaftsprojekts von Caritas und Kirche für ihre unbürokratische, erste Hilfe vor fünf Jahren. Die Willkommenskultur wurde mit Leben gefüllt, „indem auf Menschen zugegangen wurde, die wir aufgenommen haben. Sie übernehmen Verantwortung und werden aktiv und zeigen, wie viel sich mit bürgerschaftlichem Engagement bewirken lässt. Und dass ein Projekt wie dieses in der Bevölkerung verankert sein muss, um Erfolg zu haben.“ Er dankte allen Beteiligten und lobte: „Mit Ihrer Arbeit machen Sie Oberursel wärmer und reicher.“

Dank für die Unterstützung

Gemeindepfarrer Andreas Unfried erinnerte mit Blick auf die Anfänge daran, dass sich anfangs 200 Helfer, von denen nur ein kleiner Teil aus der Gemeinde kam, engagierte. Durch Deutsch-, Zertifikatssprach- und INTEA-Kurse (Integration durch Ausbildung) konnten Gemeindekoordinatorin Agathe Baumann zusammen mit der Schule bereits 300 Schülern helfen und sie bei Ausbildung oder Integration in den ersten Arbeitsmarkt unterstützen. Zu ihnen gehören Bayab Zabiallah aus Kabul und Sina Belavaran aus Kapisa. Das Duo kam 2014 von Gießen nach Oberursel und hat im Willkommenstreff Deutschkurse besucht und für Teilnehmer aus dem Iran und Afghanistan übersetzt. Bayab Zabiallah, der seine Frau und die drei Kinder nachholte und Deutscher werden möchte, arbeitet am Frankfurter Flughafen im Passagierbereich. Sina Belavaran macht eine Ausbildung zum Mechatroniker, seine Frau ist noch im Iran. Beide fühlen sich in Oberursel zu Hause, danken allen Leuten, die sie bei ihrer Integration bisher unterstützt haben.

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