Kleingartenverein „Concordia“ ist endlich im Hof angekommen

„…und er dankt dem großen Kleingärner, der im ewigen Schrebergarten die Frühbeete der Glückseligkeit vertikuliert.“ Neu-Kleingärtner Thomas Sterzel wird von den Alteingesessenen, Harald Tietz, Barbara Semeras und Roland Ruppel (v. l.), skeptisch betrachtet. Foto: bg

Oberursel (bg). Im urigen Hof der Familie Steden konnte der Theaterverein „Szenenwechsel“ jetzt endlich die Komödie aus dem Kleingartenmilieu aufführen. „Alles was recht ist“ so lautet der Titel, und die Vereinsvorsitzende Anna Altheim hatte beim Schreiben des Stücks den Äppelwoihof im Herzen der Altstadt direkt vor Augen. Keine Bühne liefert ein schöneres Ambiente zur dieser Geschichte rund um den Kleingartenverein „Concordia“ als die mit wildem Wein bewachsenen Gemäuer, die alten Hoftore, die Bembel, Bilder und antik anmutenden Dessous, die zur Deko an Wäscheleinen hoch über den Köpfen der Gäste baumeln.

Darüber sind inzwischen mehr als zwei Jahre vergangen. Diverse Lockdowns hatten stets zuverlässig dafür gesorgt, dass geplante Premieren immer kurzfristig abgesagt werden mussten. Auch jetzt hat Corona es wieder probiert, aber Pech gehabt. Eine Schauspielerin hatte sich infiziert und konnte nicht auftreten. Darauf reagierte das Ensemble sehr flexibel. Margit Altheim übernahm kurzfristig zusätzlich zu ihren zwei noch eine dritte Rolle. So konnte Chefin Anna Altheim, die selbst in zwei Rollen zu sehen war, nach langem Warten nun eine gut gelaunte Besucherschar begrüßen und die Bühne freigeben für die Aufführung.

Frisch gestärkt mit regionalen Spezialitäten wie Wurscht, Leberkäs, grüner Soß, oder Pellkartoffeln mit Kräuterquark, selbstgekeltertem Äppelwoi oder Brauhausbier erfuhr das Publikum so einiges über die alte Vereinssatzung und vor allem auch, wie man so richtig ordentlich kleingärtnert. Vorsitzender Friedrich kennt da kein Pardon und regt sich fürchterlich auf über diesen „Hippie“ mit seinem japanischen Rasen, „so was gehört doch net in unsern Kleingarten“. Roland Ruppel ist da so richtig in seinem Element und tobt sich auf der Bühne, angetan mit einer Gärtnerschürze, nach Herzenslust aus. Seine Frau Dora (Barbara Semeras) ärgert sich mehr darüber, dass sie durch die hohen Pflanzen nicht sehen kann, was auf dieser Parzelle alles passiert, während Kantinenwirtin Marlies Brause (Margit Altheim) sich auch ordentlich aufregt. Ihr Erwin hat mal wieder den Weg nach Hause nicht gefunden, sondern seinen Rausch vermutlich auf einer Parkbank ausgeschlafen. „Ich mach des nicht mehr mit, ich lass mich scheide“, verkündet sie resolut, während die beiden Gartenfreunde – Manfred (Harald Tietz) etwas besonnener, Friedrich noch immer mit Schnappatmung – in der Kantine wild entschlossen sind, gegen das muntere Treiben auf der Parzelle des „Hippie“ vorzugehen. Auch wenn der ausgerechnet der Enkel vom ehemaligen Gärtnerfreund Karl ist. Da stellt sich ein Neuling vor, der vom Beackern der eigenen Scholle träumt. Harry Menges (Thomas Sterzel) erzählt, seine Frau sage, Gärtnern sei gut fürs Karma. „Unser Kind – wir sind noch in der Planungsphase – soll im Grünen und mit viel natürlichen Lebensmitteln aufwachsen“, erläutert er weiter. Inzwischen sind sich die Gartenfreunde einig und wollen eine Anzeige erstatten, gegen den unerwünschten Blumenwiesengärtner, der die Tradition und die Satzung so einfach ignoriert.

Dann Szenenwechsel auf offener Bühne. Blitzschnell steht eine etwas antiquierte Polizeiwache auf der Bühne; ohne PC, aber dafür mit einer putzigen, kleinen Reiseschreibmaschine und einem grünen Telefon, ein Modell, das in früheren Zeiten bei so einigen Besuchern auch zu Hause stand. Es nehmen Platz Polizeiwachtmeister Franz Reisig (Torsten Leiss) – sehr geduldig mit dem aufgeregten Gartentrio, schließlich kennt man sich ja –, dagegen etwas zielstriebiger seine junge Kollegin Sabine Meister (Julia Semeras), die erst einmal verschwindet. Sie will sich bei den Gartenfreunden aus guten Gründen nicht sehen lassen. Auf der Polizeiwache ist so einiges los, es menschelt überall, ob im Altersheim oder im Esoterikladen wo Frau Gruber Schulmädchen-Report-Videos gestohlen wurden, auch dabei taucht der Name Erich Brause wieder auf. Er ist eine wichtige Person in dem Stück. Über ihn wird viel geredet, aber man bekommt ihn nie zu Gesicht. Die Sache mit der Leiter nimmt für ihn noch ein böses Ende.

Aber die Komödie von Anna Altheim aus dem nicht immer so idyllischen Gartenzwergenland fand großen Beifall beim Publikum und sorgte für viel Spaß und ausgelassene Stimmung unter den Besuchern. Besondere Bewunderung erntete das munter aufspielende Ensemble dafür, dass es teilweise in Rekordzeit in wechselnde Rolle schlüpfte und in immer neuem Outfit auf der Bühne stand.

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