„Klimaschutz scheitert auch an deutschen Politikern“

Hochtaunus (ab). Als zweiter Kandidat hat Martin Häusling von Bündnis 90/Die Grünen den Fragebogen zum Klimaschutz im Europäischen Parlament (EP) beantwortet. Häusling gehört dem EP bereits seit 2009 an.

Der menschlich verursachte Klimawandel ist für ihn ein Phänomen mit globalen Ursachen und Auswirkungen. Die Folgen des Klimawandels erstrecken sich seiner Einschätzung nach vom deutlichen Anstieg des Meeresspiegels über die Zunahme von bewaffneten Konflikten bis hin zur Ausbreitung von Epidemien. Darum seien alle Verursacher mitverantwortlich, über nationale und internationale Abkommen die CO2-Emissionen zu reduzieren. Für die Taunusregion hält er die Zunahme von Wetterextremen, den Verlust von Lebensräumen für Menschen, Tiere und Pflanzen sowie eine Zunahme von Flüchtlingsströmen aus Regionen, die durch den Klimawandel unbewohnbar wurden, für wahrscheinlich.

„Oberstes Ziel ist weiterhin die Beschränkung der Zunahme der globalen Durchschnittstemperatur auf unter 1,5 Grad. Alle Akteure müssen dazu höchstmögliche Anstrengungen leisten“, so Häusling, und so müsse auch im Hochtaunuskreis das Bestmögliche unternommen werden. Bürger seien dabei genauso gefragt wie Organisationen und öffentliche Akteure. Jedoch sei es Aufgabe des Staates, dies wirtschaftlich, ökologisch und sozialverträglich durchzuführen und zu delegieren. Dabei sei keine Zeit zu verlieren. Die Treibhausgase möchte Häusling schnell und nachhaltig senken. Auch andere Aspekte wie Biodiversität, Wasser- und Bodenschutz sollen berücksichtigt werden. Der ausgebildete Agrartechniker sieht in einem entschlossenen Handeln auch eine Chance: „Je schneller und stringenter wirksame Maßnahmen umgesetzt werden, desto mehr Flexibilität bleibt bei der Wahl der Strategien.“ Langfristig sieht er strikte Ge- und Verbote als unvermeidlich an, Freiwilligkeit werde nicht ausreichen, um Schaden von künftigen Generationen abzuwenden.

„Die „Grünen setzen sich für ein Aussetzen der Investitionen in fossile Energie ein zugunsten der Förderung von erneuerbaren Energien, nachhaltigem Transport, Energieeffizienz und zukunftsfähiger Landwirtschaft. Dass wir als Gesellschaft mit Steuergeldern weiterhin klimaschädliche Industrien und Methoden fördern, muss ein Ende haben“, sagt Häusling. Zur Vereinbarkeit von Wirtschafts-, Energie- und Klimaschutzpolitik fährt er fort: „Die Entkoppelung des Wirtschaftswachstums vom CO2-Ausstoß zeigt sehr wohl, dass wirtschaftlicher Wohlstand und Einsparung von Treib-hausgasemissionen in Einklang gebracht werden können. Durch erneuerbare Energien können selbst energieintensive Betriebe CO2-neutral wirtschaften. Allgemein sollte aber das Hauptaugenmerk nicht auf wirtschaftliches Wachstum, sondern auf einen breiten gesellschaftlichen Wohlstand in gesunden Naturhaushalten gelegt werden. Es sollte eine Abkehr vom ,Wirtschaftswachstum auf Teufel komm raus‘-Gedanken erfolgen.“

Das europäische Parlament habe durch wegweisende Gesetze und Verordnungen bereits wichtige Impulse gesetzt, deren Zielsetzung aber in Zukunft durch grüne Impulse gesteigert werden müsse. Die Umsetzung konkreter Maßnahmen scheitere meistens am Widerstand der nationalen Regierungen, „leider vor allem auch der Deutschen.“

Als klimarelevante Handlungsfelder, in denen im Rhein-Main-Gebiet die Anstrengungen erhöht werden sollen, nimmt Häusling den ÖPNV, die Landwirtschaft und die Erzeugung von Strom und Wärme/Kälte in den Fokus. Um die für den Klimaschutz erforderlichen Investitionen zu finanzieren, schlagen die Grünen eine Umschichtung der Finanzen von einem klimaschädlichen zu einem klimafreundlichen Konsum vor, was eine Verschiebung der bisherigen europäischen Subventionslogik bedeuten würde.

Welche Klimaschutzmaßnahmen würde Häusling bei einer erfolgreichen Wiederwahl in Brüssel auf die Tagesordnung bringen? Er nennt eine „klimafreundliche/klimaangepasste Landwirtschaft, die durch Humusaufbau – keine reine Anreicherung von Kohlenstoff – und stabile Systeme zukunftssicher ist.“

Bürgern, die sich wirksam für den Klimaschutz einsetzen möchten, rät Häusling zu bewusstem Konsum, der regionale Bioprodukte und Landwirte unterstützt, die eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung mit Humusbildung durchführen. Er forder auf zu zivilgesellschaftlichem Engagement bei Naturschutzverbänden oder bei Parteien, die den Klimaschutz unterstützen.



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