Das lange Hoffen auf den großen Wurf am Bahnhof

Oberursel (js). Die „herbe Niederlage“ beim Tunnel-Projekt Anfang der 2000er Jahre schmerzt den Bürgermeister und seine Verkehrsplaner noch heute. Der Tunnel, der alle Verkehrsprobleme rund um den Bahnhof lösen sollte, blieb ein Traum, angesichts von rund 80 bis 100 Millionen Euro Kosten eine realitätsferne Illusion. Eine „zentrale Bedeutung für die Stadt“, so Rathauschef Hans-Georg Brum, haben die Verkehrssysteme am Bahnhof aber weiterhin. Mit dem Bebauungsplan Nr. 257 „Verlängerung Nassauer Straße und Bahnhofsumfeld“ soll die Basis für eine zukunftsfähige Lösung geschaffen werden. Über seine Aufstellung wird das Stadtparlament am 14. November einen Beschluss fassen, gestern Abend wurde darüber im Bau- und Umweltausschuss diskutiert.

Die Kernpunkte der Planung haben sich seit der ersten Präsentation des neuen „Bahnhofs-projektes“ 2017 im Rahmen von „Oberursel im Dialog“ nur unwesentlich geändert. Mit dem neuen Bebauungsplan sollen im Zusammenhang mit dem B-Plan für den Bau des Wohn- und Geschäftskomplexes „Gleisdreieck“ zwischen U- und S-Bahn die vielschichtigen Planungsanforderungen überarbeitet und rechtlich abgesichert werden. Es soll verhindert werden, dass „entweder die Straße oder der Gebäudekomplex nicht gebaut werden dürfen, weil sie zu große Auswirkungen auf das jeweils andere Vorhaben hätten“, so Brum. Dabei geht es etwa um Lärmschutz, um Zugeständnisse bei Abstandsflächen zur Wohnbebauung, um die rechtlich verbindliche Verankerung aller Anforderungen bei den entstehenden vielfältigen wechselseitigen Einflüssen. Im Klartext: Es gibt viel zu tun in der Stadt- und Verkehrsplanung , um alle Ansprüche beim „Jahrhundert-Projekt“ unter einen Hut zu bringen.

Kernpunkte der Planung

Am „Lückenschluss“ am Knick der Weingärtenumgehung vor dem Übergang in die Gablonzer Straße ist eine von Ampeln gesteuerte Kreuzung vorgesehen. Die ab dem Restaurant „Pino“ an der Ecke zur Adenauerallee Richtung U-Bahn-Linie verschwenkte und abgesenkte Nassauer Straße wird zweispurig und bleibt in beide Richtungen dem Kraftfahrzeugverkehr vorbehalten. Für Fußgänger und Radfahrer gibt es eine eigene sichere Achse.

Die Nassauer Straße wird zwischen Feldbergstraße und der Drei-Hasen-Kreuzung als Einbahnstraße geführt: aus Bad Homburg und Bommersheim kommend in Richtung Innenstadt auf der alten Trasse, in umgekehrter Richtung ab Bahnhof zwischen U- und S-Bahn-Gleisen. Zwischen Berliner Straße und Feldbergstraße ist ein Abrücken der Nassauer Straße von der Wohnbebauung vorgesehen.

Alle Wegebeziehungen an den Kreuzungen zwischen Allee, Feldbergstraße/Bahnhof und Berliner Straße sollen optimiert werden, um attraktive Verbindungen für den Fußverkehr, Radverkehr, ÖPNV und den motorisierten Individualverkehr zu schaffen. Bei den Bussen wird an eine Verlegung der Haltestellen vom Platz zwischen Ärztehaus und U-Bahnhof auf den „Platz des 17. Juni“ gedacht.

Ziel bleibt auch ohne Tunnel-Lösung die endgültige Schließung des Bahnübergangs in der Verlängerung der Adenauerallee zur Frankfurter Landstraße. Erwartet wird eine wesentliche Entlastung der Verkehrssituation „in der Mitte“ der Stadt. Dies gilt vor allem für die trotz Weingärtenumgehung immer noch hoch belastete Oberhöchstadter Straße.

Der östlich des Bahnhofsareals zwischen U- und S-Bahn-Trasse liegende Bereich, zurzeit P&R-Platz und Brachfläche, ist als Fläche für ein Parkhaus vorgesehen. Die Stadt- und Verkehrsplaner sprechen von einem Mobilitätspunkt – mit „Quartiersparkgarage“, Fahrradparkhaus und Angeboten zum Thema Mobilität wie Pkw-Verleih, Carsharing, Fahrradverleih, Lastenradverleih, Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge und Beratungsmöglichkeiten. Der ebenfalls vorgesehene Radschnellweg in Zusammenarbeit mit anderen Kommunen der Region könnte daran vorbeiführen.

Bis Anfang Dezember will die Stadt ein komplettes Verkehrsmodell vorlegen und dann in den „Bürgerdialog“ eintreten. Im ersten animierten Modell sieht der Verkehrsfluss auf den neuen Wegen schon flott und locker aus. Wie auf Schienen fahren die Fahrzeuge dahin, es gibt keine Staus, keine Wartezeiten an Ampeln und Kreuzungen, still fließt der Verkehr dahin. Optimisten im Rathaus rechnen mit vier bis fünf Jahren zur Verwirklichung des Traums.

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