Mit Layla auf dem Baum kann nichts schief gehen bei der Kerb

Mit vereinter „Manneskraft“ wird der Kerbebaum samt Layla auf dem Festgelände aufgerichtet als weithin sichtbares Zeichen, dass Bommersheim wieder Kerb feiert. Foto: Ehmler

Oberursel (eh). In Bommersheim wurde wieder Kerb gefeiert! Am Freitagabend ging es los mit einer Technoparty in der Burgwiesenhalle, bei der etwa 450 Besucher gezählt wurden. Am Tag darauf wurde am frühen Nachmittag der Kerbebaum gestellt. Stolze 24,50 Meter war das Prachtstück lang, und die Kerbeborsche ließen es sich nicht nehmen, es nach alter Tradition mit der Hand und kollektiver Muskelkraft in die Vertikale zu hieven. Geholt worden war der Baum von ihnen an der Hohemark, von dort war er durch die Stadt nach Bommersheim an die Burgwiesenhalle transportiert worden.

Wegen der Corona-Pandemie konnte zwei Jahre lang keine Kerb in Bommersheim gefeiert werden. Das war für die Kerbeborsche aber kein Grund, nicht wenigstens den Kerbebaum aufzustellen. „Wir sind in Corona-Zeiten mit der der U-Bahn zur Hohemarkt gefahren, um dort den Kerbebaum zu schlagen“, erzählt der Vorsitzende der Kerbeborsche, Manfred Schließmann. Dort stand auch das Transportfahrzeug, in dem sich zwei Personen aufhalten konnten.

Die Kerbeborsche trugen den Baum, der den Namen „Olivia“ erhielt, auf das Kerbegelände, das natürlich wieder als Burg angelegt war. Am Eingang des Kerbegeländes wartete die Puppe „Layla“, die von den Kerbeborschen an den Baum gebunden wurde. Unterstützt wurden sie von Ritter Heinrich, Burgfräulein Catharina und dem Henker. Da fragt man sich zunächst: Warum? Von 1347 bis 1382 überfielen die Bommersheimer Ritter Reisende und Handelstreibende, die auf dem Weg zur Frankfurter Messe waren, und raubten sie aus. Im Laufe des stark aufkommenden Raubrittertums kam es zum Tode eines Kaufmanns. Dieses Ereignis war ausschlaggebend für die Stadt Frankfurt und die Städtebünde, die Bommersheimer Burg zu belagern, einzunehmen und schließlich 1382 zu zerstören.

Im Jahr 1979 übernahm Rudi Großmann mit dem damaligen Kerbevadder Hans Bind das Raubritter-Motto für die Bommersheimer Kerbeborschen. Von 1977 bis 1988 fand die Kerb genau auf den Überresten der zerstörten Bommersheimer Burg statt. Da die Kerbeborschen keinerlei Einnahmen hatten und nicht nur der immer wieder sich leerende Bembel, sondern auch die Kleidung und Ausstattung bezahlt werden musste, hat man die Raubritterzüge auf Kaufleute an einem Tag der Kerb beibehalten. Und das bis heute.

Nach einer guten halben Stunde stand der Baum. Damit war die Bommersheimer Kerb offiziell eröffnet. Das Kinderkarussell drehte sich, und die Hüpfburg wurde von den kleinen Rittern gestürmt. An mehreren Ständen waren vielerlei Leckereien erhältlich. Selbstverständlich gab es auch Spezialitäten vom Grill und gekühlte Getränke. „Allerdings ist das Fass Bier um 45 Prozent teurer geworden“, sagte Manfred Schließmann, „und auch für die Technik müssen wir 75 Prozent mehr bezahlen als beim letzten Mal“. Den Kerbebesuchern war das sicherlich auch nicht entgangen, aber dennoch haben sie bei sehr warmem Sommerwetter die Kerb in vollen Zügen genossen.

Der Kerbesonntag wurde mit einem Frühschoppen, bei dem der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Bommersheim aufspielte, eröffnet. Am frühen Nachmittag trat das „Feldberg Duo“ auf, bevor der Traktor-Pulling-Wettbewerb startete. Hier galt es, mit vier Personen einen historischen Lanz Bulldog aus dem Jahr 1939 mit zwei Tonnen Gewicht circa 40 Meter weit zu ziehen. Elf Mannschaften mit je vier Personen, darunter zwei Damenmannschaften, hatten sich gemeldet, um an diesem Wettbewerb teilzunehmen. Die drei schnellsten Mannschaften erhielten Pokale und alle im Ziel einlaufende Personen ein Glas Apfelwein von Ritter Heinrich. Die Zeiten der Mannschaften lagen zwischen 18 und 21 Sekunden, hervorzuheben ist die Zeit des Teams Falkenhof, die den historischen Zwei-Tonnen-Trecker in 17,77 Sekunden ins Ziel zogen. Wenn das nicht gute Laune verbreitete? Nicht nur die Kerbeborsche, auch die Gäste zeigten sich glücklich über die starke Wiederauferstehung ihrer Kerb.

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