Lesermeinung

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Unsere Leserin Uschi Burchard aus Oberursel meint zu ihren Erlebnissen beim Versuch, sich testen zu lassen:

Testen, testen, testen!

Super Idee, wenn sich viele daran beteiligen, ist es auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung zur Bekämpfung der Pandemie.

Also, ab jetzt ein Test pro Woche kostenlos, dann mal los. Also fahre ich – wie immer mit dem Fahrrad – in das nur zwei Kilometer von uns entfernte Testzentrum der Central-Apotheke in Steinbach. Ah, da ist das Zelt. Ein Auto fährt gerade in das Zelt hinein, ich stelle mich an den Eingang und beginne, den bereitliegenden Fragebogen auszufüllen. Sofort kommt eine Mitarbeiterin angerannt, um mich fortzujagen, denn dieses Testzentrum sei nur für Autofahrer bestimmt. Ich erkläre, dass ich aus gesundheitlichen, sportlichen und klimaschützenden Gründen immer mit dem Fahrrad unterwegs sei und momentan niemandem den Platz streitig mache, da das Auto vor mir – beziehungsweise der Fahrer – bereits getestet sei und weit und breit kein weiteres Fahrzeug zu erblicken sei. „Bitte testen Sie mich einfach nur, dann bin ich wieder weg. Doch – inzwischen zu zweit – werde ich aufgefordert, weiterzufahren – wenn man einmal eine Ausnahme macht, gibt es keine Ordnung mehr.

Das ist Deutschland – Ordnung muss sein.

Zweiter Versuch: Testzentrum Vorstadt 33. Samstagnachmittag, 15.15 Uhr. Niemand vor dem Testzentrum, niemand drin – oh, gute Chancen. Ich luke – mit frischer FFP2-Maske – zur offenstehenden Tür hinein und bitte um einen Test. Nein, das geht nur mit Online-Anmeldung. Hallo? Es ist doch alles frei – fünf Kabinen. „Testen Sie mich doch einfach.“ Nein. An dem Schaufenster ist ein QR-Code, bitte darüber anmelden, im Moment kann alle fünf Minuten ein Termin vergeben werden. Nun bin ich nicht der Online-Held und stehe ziemlich unschlüssig herum, bis eine Dame den QR-Code fotografiert und anfängt zu tippen. „Oh, können Sie mir kurz erklären wie das geht?“

Ach ganz einfach: Foto machen, dann öffnet sich die Seite zur Anmeldung, und einfach loslegen. Tatsächlich – klappt auf Anhieb. Ich wähle den Termin um 15.30 Uhr, gebe meine Daten ein, muss nochmal bei der netten Dame etwas nachfragen, die gerade mit ihrem Test fertig geworden ist, schaffe die nächste Seite und bin tatsächlich durch und angemeldet. Stolz zeige ich mein Handy mit meiner Anmeldung vor und bitte um Einlass. Aber – oh Schreck – die nette Mitarbeiterin schaut auf mein Handy, dann auf die Uhr. Es ist inzwischen 15.33 Uhr, und so kann ich meinen Termin um 15.30 Uhr nicht wahrnehmen. Hallo, es ist doch niemand vor oder hinter mir – „meine Daten haben Sie, bitte testen Sie mich doch einfach.“

Das ist Deutschland – Pünktlichkeit muss sein.

Zum Glück hat Aldi noch einige Selbsttests, und ich fahre erfolgreich nach Hause.



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