Lesermeinung

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Unser Leser Peter Illion aus Oberursel meint zu unserem Beitrag „Trinkwasser-Ampel steht auf Gelb“ in der Oberurseler Woche von 6. August:

Nur einen Tag nach der Veröffentlichung des Artikels in der Oberurseler Woche wurde die Trinkwasser-Ampel auf den Internetseiten der Stadtwerke auf Rot umgestellt. Aus welchen Gründen reagieren die Verantwortlichen der Stadtwerke, aber auch die politisch Zuständigen, so spät auf die schon im dritten Jahr anhaltende Dürre und den wiederholten Trinkwasserengpass, zumal abzusehen war, dass – bedingt durch Corona – mehr Menschen in den Sommerferien zu Hause bleiben und nicht in den Urlaub fahren oder fliegen würden. Diese gesamte Entwicklung war doch schon im Frühjahr abzusehen; entsprechende Szenarien haben die zuständigen internationalen und nationalen Wetter- und Klimadienste schon seit geraumer Zeit prognostiziert.

Warum informieren darüber hinaus Behörden und politisch Verantwortliche nicht jeden Haushalt mit einem Rundschreiben (auch mehrsprachig), der auf die prekäre Wassersituation, den eigenen erforderlichen Umgang mit dem wichtigsten Lebensmittel Wasser sowie auf eventuelle entsprechende Sanktionsmaßnahmen hinweist – frühzeitig und nicht erst dann, wenn „das Kind schon in den Brunnen gefallen“ ist? Aus Sparbrötchen-Gründen? Denn nicht alle Bürger lesen die Oberurseler Woche oder den Lokalteil in den E- und Printmedien oder sind im Oberurseler Forum bei Facebook. In diesem Zusammenhang stelle ich hier die Frage an die politisch Verantwortlichen, wen sie mit ihrer Aufforderung, Wasser zu sparen, erreichen wollen? Diejenigen, die von sich aus schon seit Jahren auf einen sparsamen Trinkwasserverbrauch achten, da sie sich der katastrophalen Klimaentwicklung mit ihren Folgen bewusst sind? Oder diejenigen, die weiterhin jeden Tag ihren Rasen bewässern, damit er grün bleibt, Trinkwasser für ihren Pool benötigen und ähnliches? Insbesondere die massive Zunahme von „Swimming-Pools“ im eigenen Garten, die mit Trinkwasser befüllt werden, verschärfen die Trinkwasserknappheit zusätzlich. Werden bei einem weiter sich zuspitzenden Trinkwasserengpass und einer dann beabsichtigen Sanktionierung mit Bußgeldern Kontrollen seitens des Ordnungsamts durchgeführt? Oder steht dies dann auch nur geduldig auf dem Papier? Wie wäre es mit einem dreistufigen Trinkwasser-Kostensystem, bei dem in der ersten Stufe bis zu einer gewissen großzügigen Trinkwassermenge der normale Preis, bei weiteren benötigten Mengen in der zweiten Stufe das Zehnfache und bei einem noch höheren Bedarf in der dritten Stufe das 100-Fache des normalen Preises verlangt wird? Somit ließe sich der Trinkwasserverbrauch eindämmen, der überschüssige Betrag könnte für weitere sinnvolle Maßnahmen im Bezug Trinkwasser verwendet werden.

Laut den internationalen Wetterbehörden und Klimaforschungsinstituten wird es in den nächsten Jahren weiterhin und sogar noch extremere Hitze- und Dürreperioden in Mitteleuropa, insbesondere in Deutschland, geben. Trotzdem fehlt es seitens der politisch Verantwortlichen weiterhin an einem nachhaltigen Trinkwasserkonzept, zumal immer mehr Menschen in das Rhein-Main-Gebiet ziehen, auch nach Oberursel. Dieser Entwicklung versuchen die politisch Verantwortlichen gerecht zu werden, indem sie zusätzliche Baugebiete ausweisen, damit noch mehr Häuser und Wohnungen gebaut werden. Bei einem weiteren Zuzug sollten doch erst einmal die Rahmenbedingungen vorhanden sein wie die Gewährleistung der Trinkwasserversorgung für alle. Dies ist meines Erachtens aus vorgenannten Gründen und der bevorstehenden Klimaentwicklung nicht der Fall, zumal Oberursel in Bezug auf die Trinkwassergewinnung sowieso einen ungünstigen geologischen Standort hat. Aufgrund der Erfahrungen aus den zwei vorangegangenen Dürrejahren wurde in diesem Jahr erneut Trinkwasser der Hessenwasser AG zugekauft. Diese Menge scheint jedoch schon jetzt nicht mehr ausreichend zu sein. Wurde auch hier wegen einer Sparbrötchen-Mentalität zu wenig geordert? Was ist, wenn die Hessenwasser-AG bei der prognostizierten Dürreentwicklung in den nächsten Jahren bald selbst Trinkwasserlieferengpässe hat, denn nicht nur Oberursel ist von dieser Entwicklung betroffen, sondern mehr oder weniger ganz Deutschland und viele andere europäische Länder gleichermaßen.



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