Lions und HR-Musiker unterstützen die Frühen Hilfen

Akemi Mercer-Niewöhner (Violine), Ulrich Horn (Violoncello), Dirk Niewöhner (Viola), Valentin Scharff (Violincello) sowie Charys Schuler (Violine) begeistern das Publikum in der Christuskirche beim „K & K Kammerspiel“. Foto: Semeras

Oberursel (sem). In den Genuss erstklassiger Musik kam das Publikum beim „K & K Kammerspiel − zwischen Prag und Wien“ in der Christuskirche. Fünf Musiker, alles Mitglieder des HR-Symphonieorchesters, gaben Stücke von Antonín Dvorák, Leoš Janácek sowie Ludwig van Beethoven zum Besten. Die Zuschauer lauschten aufmerksam, teils mit geschlossenen Augen − und nein, sie schliefen nicht − der Darbietung.

Ausgerichtet wird dieses Benefizkonzert zugunsten der „Frühen Hilfen Oberursel“ mit der Unterstützung des Lions Clubs Bad Homburg-Hessenpark. Dessen amtierender Präsident Ramino Medina erzählt: „Unser Ziel ist, Organisationen für Kinder und Jugendliche in der Region zu unterstützen. Seit Jahren arbeiten wir mit den Frühen Hilfe zusammen.“

„Die Frühen Hilfen Oberursel existieren seit sechs Jahren“, berichtet Erster Stadtrat Christof Fink. Hintergrund sei das Bundeskinderschutzgesetz, das 2012 in Kraft getreten ist. In Oberursel habe Verena Winterle, pädagogische Koordinationsfachkraft der Stadt, die Frühen Hilfen aufgebaut. Alle jungen Familien werden angeschrieben und, wenn sie möchten, auch besucht. „Dadurch, dass es freiwillig ist, wird es sehr gut angenommen“, ist sich Winterle sicher. Wichtig sei dabei die Netzwerkarbeit, das Kennenlernen anderer junger Eltern, der Optionen sowie Angebote in der Stadt sowie die Aussicht auf frühzeitige Hilfe. Daher gebe es unter anderem Kurse für die Geburtsvorbereitung, aber auch Veranstaltungen wie den „Dorfspaziergang“, in dem junge Familien die Stadt besser kennenlernen können.

Mittlerweile hat Oberursel einen großen Zuzug. Die Unterstützung durch Angehörige entfällt daher für einige der jungen Eltern. „Eine große Sorge in Oberursel ist die Isolierung“, erklärt Winterle. Doch generell seien viele überfordert. „Das Psychische nimmt extrem zu.“ Einige hätten finanzielle Sorgen. Familien mit Mehrlingsgeburten oder einem Kind mit Beeinträchtigung stünden vor besonderen Herausforderungen. Die Probleme seien vielseitig, unabhängig vom Einkommen oder von der Herkunft.

Daher sind die Frühen Hilfen Oberursel eine wichtige Anlaufstelle. Unterstützt wird die Arbeit von 19 ehrenamtlichen Paten, die die Familien betreuen. Um dies adäquat machen zu können, haben sie vorab eine umfangreiche Schulung durchlaufen. Als Aufwendigkeitsentschädigung erhalten sie sieben Euro pro Stunde. Auf die Frage, ob es sich dann noch um eine ehrenamtliche Tätigkeit handle, betont Winterle, dass es sich vor allem um ein Zeichen der Wertschätzung handle. Und „gerade hier im Hochtaunuskreis gibt es die Ansicht, was nichts kostet, ist nichts wert.“

Jedes Angebot will finanziert werden. Bund und Land stellen Geld für solche Fachstellen, die der Kreis beantragt und verteilt. Und die Frühen Hilfen seien eine formal freiwillige Aufgabe des Hochtaunuskreises, erläutert Fink. So ist die Beratungsstelle für den Kreis im Landratsamt ansässig. Daher müsste man, um Hilfe zu erhalten, dorthin gehen. Für Betroffene ist dies jedoch meistens nur schwer oder kaum umsetzbar. Ganz zu schweigen von jenen, die diesen Schritt nicht wagen oder gar nicht erkennen, dass ein Problem vorliegt. Deshalb wurden in Oberursel die Frühen Hilfen gegründet. „Es sind die einzigen im Hoch-taunuskreis“, so Winterle.

Auf Spenden angewiesen

Deshalb und da die vorgeschriebene Fachstelle im Landratsamt vorhanden ist, gibt es ab diesem Jahr keine finanzielle Unterstützung mehr. Somit sind die Frühe Hilfen Oberursel auf die Stadt angewiesen. Doch nicht alle örtlichen Politiker sind davon überzeugt. Auf Nachfrage meint Fink: „Es sind hohe Kosten in der Kinderbetreuung, viele betrachten dies aus haushälterischer Sicht. Doch wir haben das Angebot etabliert, weil wir die Wichtigkeit sehen. Und die Größe der Stadt lässt das zu.“ Die weitere Finanzierung erfolgt durch Spenden oder Benefizveranstaltungen wie dem Kammerkonzert.

Es war ein hervorragendes Konzert, bei dem Charys Schuler, Akemi Mercer-Niewöhner, Dirk Niewöhner, Ulrich Horn sowie Valentin Scharff an Violine, Viola und Violoncello ihr Können zeigten. In der Christuskirche begeisterten sie das Publikum, das die Leistung mit nicht enden wollendem Applaus und Bravo-Rufen honorierte.



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