Lückenschluss mit Minister Tarek Al-Wazir

Radler voran! Aufgalopp mit Gymnasiasten aus der achten Klasse in Gruppenstärke. Der neue Radweg ist breit genug für alle. Foto: Streicher

Von Jürgen Streicher

Oberursel. Das gefeierte Stück Radweg ist knapp 300 Meter lang. Vom Bahnhofsvorplatz bis zur Ampel in der Zeppelinstraße zieht sich die frisch asphaltierte Spur für Radler und Fußgänger luxuriöse sechs Meter breit. Die Stadt und das Land Hessen haben zusammen 420 000 Euro in das Projekt investiert, etwa die Hälfte stammt aus Fördermitteln. Zur Eröffnung des „Lückenschlusses“ zwischen Bahnhof und Gymnasium kam auch Verkehrsminister Tarek Al-Wazir.

Großer Aufmarsch an der Ampelkreuzung Nassauer Straße und Zeppelinstraße. Der Verkehrsminister und der Bürgermeister samt örtlichem Verkehrsdezernenten vorneweg, Straßen und Verkehrsplaner, Ortspolizei und ADFC-Fachleute, vor allem aber ein paar Dutzend junge Radler einer achten Klasse des Gymnasiums Oberursel (GO) einen Steinwurf entfernt, sie sind die Hauptdarsteller der Einweihungsfahrt. Alle sind ordentlich behelmt, wie sich das gehört und der Verkehrspolizist mit Genugtuung zur Kenntnis nimmt. Auch Schulleiter Volker Räuber und seine Stellvertreterin Christiane Schichtel sind da, der Schulelternbeiratsvorsitzende Klaus Winkler und noch viele andere wichtige Leute.

Neuralgischer Punkt

Ein kleines Stück Radweg, das bei der offiziellen Eröffnung solche Aufmerksamkeit erregt? „Weil es ein kleines Stück von großem Wert ist“, sagt Bürgermeister Hans-Georg Brum. Spricht auch von einem „Lückenschluss“, obwohl die Lücken im Radverkehrssystem der Stadt noch wesentlich größer sind als die fertigen Stücke. Wichtig in der Betrachtung der Verkehrsplaner ist der Ort, denn der Aufmarsch findet nicht irgendwo statt. Die kleine Lücke wird an einem Punkt im innerstädtischen Straßenverkehr geschlossen, den täglich rund 21 000 motorisierte Fahrzeuge passieren. Ein Gefahrenpunkt ersten Ranges für hunderte Schüler, die an fünf Wochentagen diesen neuralgischen Punkt zweimal täglich mit dem Rad oder zu Fuß passieren. Bisher auf zwei schmalen Bürgersteigen entlang der Nassauer Straße, nun auf einer Passage, wie es sich Radfahrer wünschen.

„Mehr Sicherheit zwischen Bahnhof und Gymnasium“ zu bieten, so Brum, war die Überschrift zum Projekt Radweg an dieser Stelle, an der seitens Schule und städtischen Gremien seit vier Jahren gewerkelt wurde. Bis im November endlich die Bagger anrollten und seit dem Jahresende die ersten Radler. Nicht nur Gymnasiasten, die ihren Arbeitsplatz an der Zeppelinstraße haben, auch die Erich-Kästner-Schule, die benachbarte Hochtaunusschule und Beschäftigte im Gewerbegebiet Drei Hasen profitieren von der Verbindung. Verteuert haben sich die eigentlichen Baukosten von 290 000 Euro unter anderem durch den eigenen Bahnübergang über die Gleise der U3 mit Lichtsignalanlage und die breiter als bisher ausgebaute Fußgängerampel über die Nassauer Straße in Höhe der Zeppelinstraße. Nun sei der Weg „ausreichend dimensioniert“, so der städtische Verkehrsplaner Uli Molter.

„Die Stadt hat ein vorbildliches Projekt realisiert“, lobt der für den Verkehr im Hessenland zuständige Minister. „Sichere, gut vernetzte und geräumige Fuß- und Radwege tragen zu Lebensqualität und Klimaschutz bei, sagte Al-Wazir, Kindern und Jugendlichen werde eine eigene Mobilität ermöglicht. „Jede Fahrt ohne Eltern-Taxi ist gut für die Gesundheit und das Klima.“ Das Thema Lückenschluss hatte ihm der Bürgermeister zuvor erläutert. Denn die 300 Meter sollen dereinst auch eine wichtige Rolle in der geplanten Radschnellverbindung von Friedrichsdorf nach Frankfurt spielen. Auch dabei braucht Oberursel Geld aus hessischen Fördertöpfen und denen des Bundes. Zunächst für das Vorspiel, die Anbindung der Nassauer Straße an die Weingärtenumgehung mit einem Durchstich westlich des Bahnhofs parallel zum bestehenden Schienenverkehr, dann für die Entwicklung des Radschnellwegs in der gleichen Richtung.

Nächster Schritt: Fahrradstraßen

Das haben dann auch die Schulkinder dem Minister im anschließenden persönlichen Gespräch noch erklärt. Und den wichtigen anderen Lückenschluss. Der Testlauf im vergangenen September war vielversprechend, die Herzbergstraße und die Zeppelinstraße wurden dabei vorübergehend zu Fahrradstraßen mit eindeutigem Vorrang für den Radverkehr. Die gesamte Fahrbahn wird dabei zum Radweg, die Gehwege sind weiterhin den Fußgängern vorbehalten. Im bereits beschlossenen Radverkehrskonzept der Stadt ist als Ziel vorgegeben, eine parallel zu der Hauptachse Hohemarkstraße und Feldbergstraße verlaufende Radverkehrsverbindung auf einer Achse von der Lahnstraße bis zu den Schulzentren im Bereich Liebfrauenstraße, Zeppelinstraße und Bleibiskopfstraße zu schaffen. Nach Auswertung aller Daten und Erkenntnisse aus der Mobilitätswoche im September soll entschieden werden, ob das Konzept auf Dauer umgesetzt wird. Stichwort: Lückenschluss.

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