Der Moderator empfiehlt Käferburger gegen Treibhausgas

Aufstehen, mitdenken und mitmachen ist angesagt bei der Multivisonsveranstaltung des Vereins Multivison für die Jahrgangsstufe E2 am GO. Foto: Scholz

Oberursel (sem). In der vollbesetzten Rotunde des Gymnasium Oberursels (GO) steht die Luft. Eigentlich passend zum Thema der Veranstaltung. Denn dabei geht es um Luft und die Treibhausgasemissionen sowie deren drastische Reduktion. Hierfür ist die bundesweite Bildungskampagne „Energievision 2050 − Unser Klima. Meine Energie. Deine Zukunft.“ zu Gast. In Persona sind dies Moderator Holger Krohn vom Verein Multivision sowie Lisa Wätzold, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr macht. Ziel sei es, Jugendliche direkt und unterhaltsam darüber zu informieren, wie Nachhaltigkeit geht und welche Wichtigkeit sie für ihr Leben hat, wie Franz Schättle, Gründer und Geschäftsführer der Multivision, es formuliert.

Unterhaltsam geht es auf alle Fälle zu. Krohn verfügt über Humor und Schlagfertigkeit. Das Eintrudeln mancher Schüler kommentiert er mit „Ihr seid wohl Anhänger der Slowmotion-Bewegung“ oder „Nimm dir ruhig einen eigenen Stuhl. Wir leben in einer Überflussgesellschaft und für jeden ist ein Stuhl übrig.“ Ebenso locker und vor allem verständlich erläutert er den Sinn und Zweck der Veranstaltung. Um die Ziele des Pariser Übereinkommens zu erreichen und die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 um 90 Prozent zu senken, sei man auf der Suche nach Visionären. Es geht um das Sammeln von Ideen, wie der Ausstoß von Schadstoffen in den nächsten 30 Jahren gesenkt werden kann.

Über die aktuellen und möglichen Folgen der Umweltverschmutzung informiert ein 20-minütiger Film. Gänzlich überzeugend sind jedoch nicht alle Aufnahmen: Das Bild von Wasserdampf, der aus Kühltürmen aufsteigt, zeigt nicht die Aussendung schädlicher Stoffe. Doch handelt das Video nicht nur von den Problemen, sondern auch von möglichen Lösungen. Es werden Beispiele für innovative Projekte etwa zur Energiegewinnung aufgeführt wie bei „Jugend forscht“ oder „Plant fort the Planet“. Diese Stiftung ist neben Multivision sowie „Help − Hilfe zur Selbsthilfe“ als auch der „Deutsche Städte- und Gemeindebund“ mit Projektträger von Energievision 2050. Drei Jahre tourt die Kampagne durch die Bundesrepublik und informiert an rund 2000 weiterführenden Schulen etwa 500 000 Schüler.

Die Schüler am GO sollen sich in Gruppen zusammentun und kurz über Möglichkeiten nachdenken, wie die Pariser Klimaziele erreicht werden könnten. Eine Gruppe schlägt die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel vor. Eine andere setzt den Schwerpunkt bei der Tierhaltung. Melissa meint: „Für die Massentierhaltung werden riesige Wälder abgeholzt. Dafür, dass wir 200 Gramm Fleisch pro Tag fressen.“ Dieser Freud’sche Versprecher sorgt für Gelächter. Doch Krohn verspricht: „Wir schauen uns das Thema Ernährung an.“ Auch hierzu gibt es einen kurzen Film, in dem zwei Betriebe vorgestellt werden, die Nahrung innovativ er- und bearbeiten. Das Unternehmen „Farmers Cut“ hat sich auf Indoor Farming (Vertical Farming), den Gemüseanbau in Hallen, spezialisiert. Da wird Salat in Regalen angepflanzt. Bei perfekten Licht- und Witterungsverhältnissen kann auf kleinster Fläche viel Obst und Gemüse ohne den Einsatz von Pestiziden produziert werden.

Die Vorstellung eines Imbisswagens, der Käferburger verkauft, sorgt zunächst in der Rotunde für ein kollektives „Urgh“. Dass die Züchtung weitaus weniger Ressourcen benötigt, als etwa die Rinderhaltung, ist sekundär. Als Krohn eine Tüte getrockneter Würmer zum Probieren zückt, schwankt die Stimmung irgendwo zwischen Mut und Ekel. Vereinzelt überwiegt der Mut und unter ungläubigen Zurufen der Mitschüler testen ein paar Wenige den ungewöhnlichen Snack. Es dauert nicht lange und die Tüte macht die Runde. Dieses Erlebnis ist für die Schüler sicher nachhaltig.



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