Jetzt muss eine Sondersitzung den Weg zur Kelterei ebnen

Oberursel (js). Der Bebauungsplan „Aussiedlung Kelterei“ braucht eine Extrarunde im Bau- und Umweltausschuss. Eigentlich sollte das Gremium am vergangenen Mittwoch endgültig den Weg frei machen für den Satzungsbeschluss und damit für die Pläne einer bekannten Oberurseler Landwirtsfamilie, in der Feldgemarkung eine Kelterei mit Gastronomie und Wohnhaus zu errichten. Spielverderber aus Sicht derer, die das umstrittene Projekt befürworten, war die Oberurseler Bürgergemeinschaft (OBG), die angesichts zahlreicher gefüllter Aktenordner zum Thema kurz vor der Abstimmung noch einmal Beratungsbedarf anmeldete. Die OBG gehört zu den gespaltenen Fraktionen in der Sache Großkelterei mit Gastronomie im Feld, die Mehrheit wird dem Vernehmen nach wohl am Ende dafür stimmen.

Damit der Zeitplan eingehalten wird und das Stadtparlament am 2. Juli mit einem mehrheitlichen Ja-Wort das Projekt vorantreiben kann, soll der Parlamentssitzung eine Sondersitzung des Bauausschusses vorgeschaltet werden. Die schwarz-rote Koalition steht seit der ersten Vorlage der Idee vor mehr als zwei Jahren hinter den potenziellen Investoren, von einem „guten Kompromiss“ war auch jetzt wieder die Rede. Die Zeitverzögerung der OBG wurde eher unwirsch beantwortet. Auch Ingmar Schlegel (Die Linke) sprach sich erneut für das Vorhaben aus, die regionale Komponente der Produktion und die von vielen Menschen gewünschte Gastronomie seien positiv zu bewerten. Wichtig aber auch ihm, dass Fußgänger und Radfahrer auf dem Anfahrtsweg über die verlängerte Freiligrathstraße stets bevorrechtigt sein sollen.

Die Zerstörung eines „kostbaren Naherholungsgebietes“ beklagen indes Vertreter der Bürgerinitiative „Freili bleibt Freili“, die aufgrund der Corona-Auflagen bei der jüngsten Sitzung weniger zahlreich auflaufen durften als bei den vorangegangenen Sitzungen. Auch deren Auftritt in der „Bürgerfragestunde“ sorgte für Grummeln, schon in einem vorab verteilten Flugblatt hatte die BI von „Stadtpolitik mit Vetternwirtschaft“ geredet und eine „transparente und ehrliche Stadtpolitik“ gefordert, die sie aufgrund der Unterstützung aus dem Rathaus für das Projekt von Anfang an nicht gegeben sah. Die Oberurseler Grünen lehnen das Projekt Kelterei mit Apfelweingarten vor allem aufgrund der großen Dimension ab. Dies sei an dieser Stelle so „nicht verträglich“, so ihr Sprecher Stephan Schwarz.



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