Oberursel (js). Allein das Spielen im richtigen Wettkampfmodus war für die Handballerinnen der TSG Oberursel die lange Anreise ins nordhessische Kirchhof wert. Natürlich schmerzte die Niederlage bei der Saisonpremiere in der Oberliga Hessen ein wenig, die positiven Erkenntnisse aber waren für Team und Trainer Paul Günther wichtiger als das Ergebnis. Dass die extrem junge Mannschaft mit vier Mädels im A-Jugendalter gegen den ambitionierten Nachwuchs des Zweitligisten SG Kirchhof so lange mithalten konnte etwa, dass sie nach anfänglicher Nervosität im neuen Umfeld mit deutlichem 7:13-Rückstand neuen Mut fasste und den Spieß nach drei Vierteln der Spielzeit gar umdrehte und selbst in Führung ging, die Fähigkeit zum Genuss dieses Spiels trotz der besonderen Corona-Umstände, all das stimmte Coach Günther und seine Spielerinnen auf dem Parkett in der professionell vorbereiteten Halle positiv und bestätigte die harte und konzentrierte Vorbereitungszeit trotz oftmals widriger Umstände. Mit einer 27:34-Niederlage im Gepäck musste die TSGO am Ende die Heimreise antreten und nahm trotzdem moralische Stärke mit.
Das Duell war die einzige Partie am Wochenende in der Oberliga, alle anderen Mannschaften zogen die mögliche Rückzugskarte nach Verschärfung der Hygiene-Vorgaben mit Blick auf die Corona-Pandemie. Die Mannschaft hatte entschieden, dass sie antreten will, und sie will das auch am Samstag beim angesetzten Heimspiel gegen die TGS Walldorf (20 Uhr) und hofft auf ein Mitspielen des Gegners. Auch die TSG Oberursel hat ein ausgetüfteltes Hygienekonzept ausgearbeitet, nach aktuellem Stand kann am Samstag gespielt werden. Kurzfristige Änderungen aufgrund von Landesvorgaben oder des Hessischen Handballverbandes (HHV) müssen aber einkalkuliert werden.
Nach zehn Minuten Abtasten mit Torerfolgen auf beiden Seiten legte Kirchhof vor allem beim Angriffstempo und der konsequenteren Defensivarbeit einen höheren Gang ein, das erste Dutzend Angriffe endete mit einem Torerfolg des Gastgeberinnen, bei denen die insgesamt elffache Torschützin Katharina Koltschenko und Deborah Spatz (9) herausragten. Doch die Youngsters der TSGO machten der alten Idee vom „Orschel-Express“ alle Ehre, kämpften sich immer mehr in die Partie und kamen bis zum Halbzeitpfiff nach teilweise sieben Toren Rückstadt mit oft schnellen Erfolgen wieder auf drei Tore heran. Ein erstes Ausrufezeichen setzte dabei die erst 16-jährige Claire Ramacher mit drei blitzsauberen Toren in Folge binnen zweieinhalb Minuten. Das Oberurseler Eigengewächs krönte sein Debüt in der Oberliga mit insgesamt neun Toren und war damit erfolgreichste Werferin in einer über weite Strecken der Partie starken Mannschaft, die beim Stand von 24:23 von einer Überraschung bei der stark eingeschätzten Mannschaft der SG Kirchhof träumen konnte. Jede kurze Träumerei auf dem Feld aber bestrafte der erste Tabellenführer der neuen Saison mit knallharten Gegentreffern, die letzten zehn Minuten des Spiels gehörten eindeutig wieder den Gastgeberinnen vor ihren 90 Fans.
In Kirchhof spielten für die TSGO: Alicia Zeiler Miriam Aassou (Tor), Claire Ramacher (9), Viktoria Heilmann (4/1), Greta Bucher (4), Leyla Götz (3/1), Berit Mies, Adrienn Zsigmon, Saha-Marie Müller (je 2), Gabriela Djini (1), Lily Geiger, Elise Schumacher.