Persönliche Kontakte, aber keine offiziellen Kanäle

Oberursel (js). „Die Stadtverordneten der Stadt Oberursel verurteilen den völkerrechtswidrigen Angriff der russischen Führung auf die Ukraine scharf. Die russische Regierung wird aufgerufen, unverzüglich die Kampfhandlungen auf dem Gebiet der Ukraine einzustellen. Wir sind in Gedanken bei der ukrainischen Zivilbevölkerung, der großes Leid und Unrecht widerfährt.“ Mit diesen Worten beginnt eine Resolution zum Krieg in der Ukraine, die das Stadtparlament mit den Stimmen aller Abgeordneten in seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag beschlossen hat. Die Beschlussvorlage dazu kam aus dem Sozial-, Bildungs- und Kulturausschuss (SBKA), der direkt zuvor getagt hatte. Besonderes Gedenken gelte den „Opfern dieses Überfalls“.

Die Stadtverordnetenversammlung fordert den Magistrat zudem auf, alle offiziellen Kontakte mit Vertretern Lomonossows „bis auf weiteres ruhen zu lassen“. Dies ist ohnehin seit geraumer Zeit der Fall. Die vorhandenen persönlichen Kontakte zwischen den Bürgern der Partnerstädte Oberursel und Lomonossow in der Region Sankt Petersburg und zu dessen Freundschaftsverein Kalinka aber sollten weiterhin gepflegt werden, „soweit dies aktuell möglich ist“. Der bürgerschaftliche Dialog sei für die Völkerverständigung außerordentlich wichtig, die Partnerschaft eine „herausragende Errungenschaft unserer Stadt zur Aussöhnung“ mit Blick auf die Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg. „Wir rufen dazu auf, das Verhalten der russischen Regierung nicht mit den Wünschen des russischen Volkes gleichzusetzen. Wir dürfen die Brücken nicht abbrechen.“ Den Bürgern dankt das Parlament für die Unterstützung und die Spenden für die notleidende ukrainische Bevölkerung. Erwähnt wird das „große bürgerschaftliche Engagement“ zur Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine, es wird aufgerufen, sich weiter „couragiert um die Kriegsopfer aus der Ukraine zu kümmern“.

Eine weitere beschlossene Resolution ist Folge eines SPD-Antrags, in dem die Stadt aufgefordert wird, dem kommunalen Bündnis „Städte Sicherer Häfen“ beizutreten. Im Rahmen der „räumlichen und finanziellen Möglichkeiten“ soll der Magistrat dem Kreis anbieten, ergänzend zur Verteilungsquote von Asylsuchenden zusätzlich geflüchtete Menschen aufzunehmen. Die Kommune solle damit die „gelebte Praxis der Willkommenskultur der Oberurseler Bevölkerung bestätigen“. In der Resolution wird die Bundesregierung aufgefordert, die aufnahmewilligen Kommunen bei ihren Anliegen zu unterstützen.

„Vor allem nach der ersten großen Flüchtlingswelle 2015 hat Oberursel bewiesen, dass neben Menschlichkeit und der breiten ehrenamtlichen Unterstützung grundsätzlich auch der politische Wille vorhanden ist, geflüchtete Menschen zu integrieren“, sagte SPD-Vorsitzender und Stadtverordneter Sebastian Imhof. Daran solle mit der vorgelegten Resolution nun konkret angeknüpft werden. Seine Fraktionskollegin Doris Mauczok stellte zufrieden

fest: „Mit dieser Entscheidung präsentiert sich Oberursel erneut als weltoffene, tolerante Stadt und damit als ein Ort der Vielfalt und der Menschlichkeit.“



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