Mit „Plan B“ für Frieden und Abrüstung werben

Oberursel (js). Die Liste mit den Orten aktueller Kriege und Konflikte weltweit, durch die täglich Menschen sterben, ist lang. Und fast jährlich muss sie verlängert werden. Frieden und Abrüstung in der Welt, es bleiben Wünsche, die täglich Lügen gestraft werden. Die kleine Parkanlage zwischen der „großen“ und der „kleinen“ Adenauerallee ist ein guter Ort, um darauf hinzuweisen. Sie ist auch zu einem Treffpunkt vieler Menschen geworden, die aus Ländern stammen, in denen kriegerische Konflikte an der Tagesordnung sind. Für knapp zwei Wochen bis zum 14. September wird sie zur „Oberurseler Friedensmeile“, gestaltet von örtlichen „Friedensfreunden“ mit Plakat- und Objektinstallationen zum Thema Frieden.

„Friedensmeile statt Friedensfest“ lautet in diesem Jahr das Motto, ein großes Begegnungsfest wie im vergangenen Jahr ist in Coronazeiten nicht möglich. Zum Abschluss des „Orscheler Sommers“ wurde es da gefeiert. Weil ein Fest aber vom Mitmachen und vom Gedankenaustausch zwischen den feiernden Menschen lebt, von Nähe und spontaner Teilnahme, haben die Veranstalter es in diesem Jahr auf eine Ausstellung reduziert, die gleichwohl zur Diskussion einlädt, eben in entsprechendem Rahmen und unter Einhaltung der aktuellen Spielregeln.

Gemeinsam singen

Genug gibt es da zu bereden, vielleicht sogar gemeinsam zu singen in der „Sing-Ecke“ am Beginn der kurzen Meile in der Nähe der großen Zeder im unteren Teil der Allee. „Let’s sing a song together“, werden die Besucher angeregt, was könnte da besser funktionieren als „Imagine“ von John Lennon und Yoko Ono oder „We shall overcome“ von Pete Seeger und Joan Baez. Immer wieder hervorgezogene Friedenshymnen seit Jahrzehnten.

In der Parkanlage sitzen Grüppchen meist junger Menschen unter dem bunten Band, das auf die „Oberurseler Friedensmeile“ hinweist, gespannt zwischen dem alten Kriegerdenkmal und einem weit ausladenden Baum. Ältere „Friedensfreunde“ aus dem „Friedensbündnis“ wie Robert Kommraus Thomas Liedke und Gerhard Ferdinand bauen die Plakat- und Objektinstallationen auf, es ist der „Plan B“, weil das Fest in der geplanten Form nicht stattfinden kann. „Ei ja, wir werden ja nie fertig“, wirft Robert Kommraus lakonisch und mehrdeutig in den offenen Raum unter dem Oberurseler Himmel. Neben ihm ein von ihm gestaltetes Objekt, der „Schatten eines Mannes auf einer Steintreppe“.

Zum 75. Jahrestag des Abwurfs der Atombombe über Hiroshima hatten Vertreter des Bündnisses die Treppe bei einer Gedenkveranstaltung in Frankfurt dabei, sie sorgte für Aufsehen. Jetzt steht sie am Wegesrand im Park zwischen der Liste mit den aktuellen Kriegen und Konflikten und der Liste der Friedensnobelpreisträger in all den Jahren vor und nach Hiroshima. Es ist der kurze Text dazu, der das Grauen dieses Augusttags noch einmal heraufbeschwört. Die Geschichte des Mannes, der 600 Meter vom Abwurfort bei einer Temperatur von 5000 Grad verdampft. Gemischt mit den Worten eines der Co-Piloten an Bord der Maschine. „Die Stadt sah aus wie ein brodelndes Meer aus kochendem Pech. Mein Gott, was haben wir getan.“



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