Politik mit Leidenschaft und mit Besonnenheit

Mit Leidenschaft in der Politik unterwegs, aber stets besonnen, so kennen und schätzen Parteifreunde Christof Fink. Beide Wesenszüge ließ er bei seiner Bewerbungsrede vor dem Ortsverband der Grünen und vielen Gästen durchblicken. Foto. js

Oberursel (js). Vor zwei Monaten hat er gesagt, dass er will und als Erster seinen Hut in den Ring geworfen. Nun hat er den politischen und persönlichen Segen seiner grünen Parteifreunde bekommen, exakt sechs Monate vor dem Wahltag am 14. März 2021. Christof Fink, 45 Jahre alter Diplom-Politologe, seit acht Jahren Erster Stadtrat, ist jetzt offiziell Kandidat der Grünen für das Amt des Bürgermeisters. Eine Premiere für Oberursel, noch nie hat sich ein Mitglied der Grünen um diesen Posten beworben, erstmals geht die Partei mit einem eigenen Bewerber ins Rennen. Und alle stehen hinter ihm, das hat sich bei der etwas anderen Mitgliederversammlung am Montagabend gezeigt. Ein Zettel in der improvisierten Wahlurne war etwas seltsam beschrieben und wurde daher für ungültig erklärt, die anderen 36 Wahlberechtigten kreuzten das „Ja“ hinter dem Namen Christof Fink an. Andere Namen standen nicht auf dem Wahlzettel.

Den neuen Bürgermeister stellen

Nach knapp fünf Minuten seiner achtzehnminütigen Bewerbungsrede hat er selbstbewusst den Satz „Ich kann Bürgermeister“ in den Saal gerufen und dafür den ersten großen Beifall bekommen. Dreimal hatte er bis dahin von „Leidenschaft“ gesprochen, mit der er sich für politische Veränderungen einsetzen werde, für einen stets besonnenen Mann ein großes Wort. Hochmotiviert gehe er in die kommenden Monate, weil er überzeugt sei, dass ein Aufbruch in ein soziales und ökologisches Jahrzehnt Oberursel gut tun werde und er dafür der richtige Bürgermeister sei. Der doppelte Urnengang im März mit Kommunalwahl und Bürgermeisterwahl an einem Tag wird in grünen Kreisen als „große Chance“ gesehen, die Position der Grünen in der Stadtpolitik und der Stadtgesellschaft weiter zu stärken. Den neuen Bürgermeister stellen und dann „mindestens Zweiter werden“, gab Stephan Schwarz vom Ortsvorstand als Ziel vor, „bei den Koalitionsverhandlungen soll keiner an uns vorbeikommen“.

Wenn Corona nicht wäre und der Drang zu Abstand und Maske das Leben bestimmen würde, hätte der Abend in der Stadthalle ein lockeres Treffen von überwiegend Gleichgesinnten sein können. Ja, im großen Saal der Stadthalle, nicht mehr im Untergeschoss im Raum Oberstedten wie damals vor 25 Jahren bei Finks erster grüner Mitgliederversammlung. Als keiner zu träumen gewagt hat, mal den Saal zu erobern. Natürlich auch wegen Corona, aber eben nicht nur. „Die Zeiten haben sich geändert“, so Fink. „Wir Grüne vertreten die Mitte der Stadtgesellschaft, wir sind eine starke und gewichtige Stimme, und wir wollen Oberursel in den kommenden Jahren gestalten und prägen.“ Auf dem Weg zur 100-Mitglieder-Marke sind sie gerade, verzeichnen allein seit Anfang des Jahres 14 Prozent Zuwachs, haben pro Einwohner mehr Mitglieder als die Metropole Frankfurt.

Die Ortsmitgliederversammlung zur Kür des Kandidaten fiel aus dem Rahmen früherer Sitzungen dieser Art in muffigen Hinterzimmern und trocken ernster Atmosphäre. War ja intern längst geklärt, wer den Job übernehmen will und übernehmen soll, fehlte nur noch das Jawort der Familie. Siebzig Familienmitglieder durften nach Corona geschuldeten Vorgaben dabei sein, saßen meist zu zweit nebeneinander oder einzeln im Raum verteilt. Mitglieder, Freunde, Bekannte, Sympathisanten, Unterstützer. Jene waren nicht nur an Ort und Stelle, sie kamen auch virtuell vorbei mit Mut machenden Video-Botschaften wie Jochen Kramer vom BUND Kronberg und Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. Launige Worte, freundliche Worte, der Mann aus der Wiesbadener Staatskanzlei wünscht den Oberurseler Bürgern, „die Chance zu nutzen, einen grünen Bürgermeister zu wählen“.

Friedrichsdorf hat die Chance vor 23 Jahren genutzt, Horst Burghardt ist noch heute im Amt und in der Stadthalle bei der Wahl seines Parteifreundes live dabei. Seine wichtigste Botschaft: Ein Bürgermeister muss Krisen bewältigen können und die nächste Finanzkrise werde mit Sicherheit kommen. Christof Fink habe das in Sachen Corona bewiesen, als er alleine die Stadt führen musste, „er kann Krisen“. Seine Wesenszüge Besonnenheit und Kreativität seien dabei wichtig, „gelassen die Lage ernst nehmen und den Menschen Orientierung bieten“. Dazu ist er bereit und hofft dabei auf Unterstützung aus jener Stadtgesellschaft, in deren Mitte er die Grünen angekommen sieht. Fink nach dem Auszählen der Wahlzettel: „Ich freue mich, als Bürgermeister kandidieren zu dürfen.“



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