Politikern auf den Zahn gefühlt: Klimaschutz im Hochtaunus

Hochtaunus (ab). Aktive Klimaschutz-Politik im Hochtaunuskreis – an dieses Thema lässt sich ganz unterschiedlich herangehen. Dass es überhaupt ein Thema sein könnte, hat nicht zuletzt der Hitze- und Dürresommer 2018 verdeutlicht.

Um eine aktuelle Stimme zu zitieren: „Einige Leute sagen, dass ich studieren sollte, um Klimawissenschaftlerin zu werden, damit ich die Klimakrise ,lösen kann‘. Aber wir haben bereits alle Fakten und Lösungen. Alles, was wir tun müssen, ist aufzuwachen und uns zu verändern“, sagt die aktuell wohl bekannteste Schwedin Greta Thunberg.

Meine kleine Tochter, im Mai vorigen Jahres geboren, lebt in Oberursel. 2030, wenn sich laut Aussage der Welt-Klimakonferenz von Kattowitz das Zeitfenster schließt, um die 1,5-Grad-Erwärmung des Erdklimas nicht zu überschreiten, wird meine Tochter 13 Jahre alt sein. Alt genug, um zu verstehen, dass dieser Klimawandel ihr Leben sehr stark prägen wird, zu jung, um bis dahin selbst einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können. Alt genug, um zu verstehen, dass bis dahin viel Zeit auf Gelaber verschwendet und zu wenig gehandelt wurde – oder?

Im weltweiten Vergleich leben die Menschen im Hochtaunuskreis in einem beneidenswerten Wohlstand – aber über ihre Verhältnisse. Mehr als elf Tonnen CO2-Emissionen verursacht jeder Bewohner zwischen Grävenwiesbach und Steinbach pro Jahr. Ökologisch nachhaltig wäre gerade eine Tonne. Es gibt zweifellos eine Menge, was der Einzelne dazu beitragen kann, um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Aber reicht individuelles und freiwilliges Handeln? Oder braucht es ein planmäßiges und konsequentes Setzen von Rahmenbedingungen durch die Politik sowie durch Recht und Gesetz? Kein Zweifel: Viel ist in den vergangenen Jahren unternommen worden – die Botschaft der Klimaexperten ist jedoch klar: Das wird noch nicht ausreichen.

So kam die Idee zustande, Politiker, die ihr Mandat innerhalb des Hochtaunuskreises wahrnehmen oder sich auf Wählerstimmen aus dem Hochtaunuskreis stützen, zu diesen Herausforderungen zu befragen – nicht als Mitglied einer Partei oder Fraktion, sondern als individuelle Weichensteller ihrer eigenen Zukunft, der Zukunft ihrer Kinder und Enkel, die vielleicht so alt sind wie meine Tochter.

Es bietet sich anlässlich der Wahlen zum Europäischen Parlament am 26. Mai an, um Stellungnahmen zu bitten. Die Leser dieser Zeitung bekommen so eine zusätzliche Entscheidungshilfe. Zu diesem Zweck erhalten alle Befragten identische Fragebogen. Die Position jedes Kandidierenden wird zusammengefasst. Über die Reaktionen auf den Interview-Wunsch wird ebenfalls berichtet, Es geht dabei nicht um wissenschaftliche Präzision, sondern um eine subjektive Herangehensweise, die der Lebenswirklichkeit vieler Wahlberechtigter entsprechen dürfte.

Die Relevanz des Europäischen Parlaments und seiner Abgeordneten liegt auf der Hand. Der Diesel-Betrug und die erbitterten Debatten um Fahrverbote in europäischen Großstädten verweisen auf Grenzwerte für Stickoxid-Emissionen, die auf europäischer Ebene bereits vor Jahren beschlossen wurden. Auch das Verbot von Plastik-Strohhalmen (ab 2021) und Glühbirnen (seit 2009) zeigen, dass Brüssel in Sachen Umweltpolitik ein relevanter, wenngleich umstrittener Akteur ist. Umgekehrt steht die Umweltpolitik in der EU etwa wegen der Agrar-Subventionen, der Weiterzulassung des Insektengifts Glyphosat und der Fischfang-Quoten häufig in der Kritik. So ist es spannend, mit welchen umweltpolitischen Ambitionen sich die Kandidaten zur Wahl stellen.

Die anstehende Legislaturperiode des Europäischen Parlaments nimmt im Klimaschutz ein kritisches Zeitfenster ein. Richtungsweisende, mutige Entscheidungen können für den Klimaschutz viel bewirken, planloses und wachsweiches Herumeiern kann dazu führen, dass kostbare Zeit vertan wird.

Diese Artikelserie wird ehrenamtlich erstellt. Der Autor ist selbst kein Mitglied einer Partei. Die Honorare des Verlags stellt der Autor als Spende einer Umweltschutz-Organisation mit Aktivitäten im Hochtaunuskreis zur Verfügung.



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