Oberursel (ach). Manchmal ist es nicht ganz einfach, den Gewinner des monatlich gestellten Stadträtsels in der Oberurseler Woche zu erreichen. Auch bei Reinhard Cimiotti, dem Gewinner des Oktober-Rätsels, waren bis Redaktionsschluss zur Veröffentlichung der Lösung zusammen mit dem neuen Rätsel am 7. Oktober mehrere Anrufversuche erfolglos geblieben. Er war aber weder verreist noch beruflich außerordentlich eingespannt, sondern ist einfach im Ehrenamt, für seine Hobbys und als aktiver Opa von vier Enkeln „immer irgendwo unterwegs“ – „Rentner eben“, wie er in einer E-Mail mit Terminvorschlag zum Telefonieren mitteilte.
Auch wenn er mittlerweile mit seiner Frau nach über 30 Jahren in Oberursel nun in Burgholzhausen lebt, sei er „sehr Orschel-affin“ geblieben, treffe sich in der Brunnenstadt seit 50 Jahren regelmäßig mit Freunden am Stammtisch und habe durch seine Frau viele Verwandte hier. Außerdem hat der Haupt- und Realschullehrer Generationen Oberurseler Schüler auf das Leben vorbereitet – zunächst ab 1972 für drei Jahre an der Grundschule Mitte, dann nach siebenjährigem Einsatz in Rothenbergen bei Gelnhausen und Mammolshain von 1982 bis 1988 an der Gesamtschule Oberursel und anschließend bis 2011 an der Erich-Kästner-Schule. Dabei hat er seinerzeit schon Heidi Decher, die nun für den Geschichtsverein das Rätsel gestellt hat, als Elternbeirätin kennengelernt.
Die Frage danach, wie er die Lösung des Rätsels gefunden hat, ist bei Reinhard Cimiotti überflüssig, denn er hat mit der Person, nach der gefragt war, dem Künstler Keßler, der mit bürgerlichem Namen Helmut Kessel hieß, ganz eng im Stadtjugendring zusammengearbeitet und ist damit praktisch selbst ein wichtiger Teil des Rätsels. 1973 wurde Cimiotti als Nachfolger von Christoph Müllerleile zum Vorsitzenden des Stadtjugendrings gewählt, einer Vereinigung der Jugend von etwa 40 Vereinen in der Stadt, deren gemeinsame öffentliche Aktivitäten durch die Stadt gefördert wurden, und Helmut Kessel wurde gleichzeitig Kassenwart. „In dieser Funktion managte Helmut unter anderem die Finanzen bei Konzerten etwa im Capitol und in der Turnhalle und in der Schule Nord. Es traten sehr berühmte Bands und Sänger, etwa „Birth Control“ und Franz Josef Degenhardt, auf. Da waren richtige Summen zu verwalten“, blickt Cimiotti zurück.
Mit im Jugendring-Vorstand fanden sich damals bis heute bekannte Namen wie etwa der von Hans-Georg Brum. Müllerleile war es, der seinerzeit in Oberursel die Verhandlungen zur Eröffnung des zweiten selbstverwalteten Jugendzentrums in Hessen führte. Unterschrieben wurde der Vertrag für den Stadtjugendring von Cimiotti und Kessel. Aus diesem Jugendzentrum ist die heutige „Portstrasse – Jugend und Kultur“ hervorgegangen.
„Ich finde es wirklich sehr schön, dass mit diesem Rätsel des Vereins für Geschichte und Heimatkunde in der Oberurseler Woche an Helmut erinnert wird“, sagt Cimiotti. „Er war schon eine sehr markante Persönlichkeit, neben der andere Jugendvertreter wie Brum, Müllerleile oder ich geradezu seriös gewirkt haben müssen. Aber in den 1970er-Jahren gab es eine ganze Reihe ,markanter Persönlichkeiten‘, da ist der Helmut kaum aufgefallen“, erinnert sich Cimiotti schmunzelnd.