Schmeckt Rheingauer Wein genauso gut am Rathausplatz?

Oberursel (gt). Es war ein ruhiger Samstagabend im Oberurseler Forum auf Facebook, bis ein Mitglied eine kleine Bombe platzen ließ: Sylvia Hoffmann berichtete, sie habe von einem Winzer erfahren, dass das Rheingauer Weinfest aus Kostengründen abgesagt sei. Was folgte, war eine große Diskussion über mehrere Faktoren. Ob die Nachricht stimme? Wie viel koste denn das Weinfest überhaupt? Während der Veranstaltungskalender auf der Webseite der Stadt keinen Eintrag für das erste Wochenende im August hat, war das Fest noch im Planungskalender vorhanden. Dort steht allerdings auch noch das Theater im Park, das bekannterweise in diesem Jahr nicht stattfindet.

Ex-Bürgermeister Gerd Krämer kommentierte den Beitrag: „In der Liste der Rheingauer Weinfeste taucht es auch nicht mehr auf. Zudem haben Rheingauer Winzer berichtet, sie hätten offizielle Schreiben der Stadt Oberursel mit der Absage der Veranstaltung erhalten. Warum sollten die so etwas erfinden?“ Auch die Webseite „Weinfeste in Deutschland“ berichtete bereits über die Absage.

Stadtverordneter Andreas Bernhardt klärteüber die Kosten auf: „Die Ausgaben für das Weinfest betragen nach schriftlicher Auskunft des Magistrates 27 000 Euro. Die Einnahmen wurden mit 13 770 Euro beziffert. Von Seiten der Verwaltung wurde vorschlagen, dass eine Kostendeckung für das Weinfest (und den Weinsommer) durch eine Erhöhung der Standgelder erreicht werden könne.“ Nach meiner Wahrnehmung gab es hier einen zustimmenden politischen Konsens.“ Erkritisierte „Wenn’s stimmt, ist dies wieder mal ein Versuch des Scheinsparens.“

Die Diskussion zog sich durch das Wochenende. Unter den 130 Kommentaren war auch Kritik an der Informationspolitik der Stadt zu finden. Immerhin am Montag meldete sich die Stadt zu Wort – nicht per Pressemitteilung, aber über Facebook: „Das Rheingauer Weinfest findet auch in diesem Jahr am ersten Augustwochenende statt (3. bis 5. August).“ Aufgrund des angespannten Haushalts und einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung, Mehreinnahmen bei den Festen zu generieren, werde es allerdings auf den Rathausplatz verlegt, um die Infrastruktur des Oberurseler Weinsommers (13. Juli bis 2. September, donnerstags bis samstags von 17 bis 22 Uhr) zu nutzen. Am Weinfestwochenende werde der Weinsommer über das übliche Format hinaus um zusätzliche Wein- und Imbissstände, die sonst auf dem Marktplatz zu finden waren, auf dem Rathausplatz erweitert, durch die Synergien würden die Kosten reduziert. Auch an den anderen Wochenenden werde der Rheingauer Weinbauverband in kleinerem Umfang wieder beim Weinsommer mit wöchentlich wechselnden Winzern vertreten sein, außerdem gebe es dort einen zweiten Stand, der die Weinanbaugebiete von Bergstraße, Mosel und Rheinhessen präsentiert.

Die Stadt bestätigte zwar die von Bernhardt genannten Zahlen, erklärte aber, dass inzwischen mit 30 Prozent zusätzlichen Kosten für externe Dienstleistungen und Energie zu rechnen sei. Mit der aktuellen Entscheidung würden andere Feste wie das Brunnenfest und der Weihnachtsmarkt gesichert, die von der Einsparung profitierten werden.

„Bevor es zur Entscheidung kam, hatte die Stadt Oberursel in Gesprächen mit dem Rheingauer Weinbauverband versucht, die diesjährigen Mehrkosten für das Weinfest und die von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Mehreinnahmen in Form von höheren Standgebühren auf die Winzer umzulegen. Hier konnte jedoch keine Einigung erzielt werden“, hieß es am Ende der städtischen Mitteilung.



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