Schüssel hinterfragt Greta und das Lindenbäumchen

„Ich bin wieder da – euer Superstar“. Bei der Schüssel wird über Politik, Fußball und Oberursel geredet – und auch gesungen. Foto: Tappenden

Oberursel (gt). Seit Anfang Juli sind die Sommer-Highlights von Peter „die Schüssel“ Schüßler im Hof der Straußwirtschaft Alt-Orschel ausverkauft. Am Samstag kamen unter der neuen Lichtanlage bekannte Fans, aber auch viele neue Gesichter, zusammen, um zu hören, was Schüssel zu erzählen hat. Über seine Frau Frieda, Hund Flocki und Sohn Heinz-Rüdiger. Zudem über „Sachen, die die Welt nicht braucht“, wie er selbst sagte.

Nach seinem Sommerurlaub im Halb-Stern Hotel in Südtirol, wo er mit Frieda in das Zimmer 100 einzog und viel Besuch hatte, nachdem die „1“ abgefallen war, machte er sich vor allem viele Gedanken um sein Alter und die heutige Gesellschaft. Früher hat man noch Liebesbriefe geschrieben, heute läuft alles über WhatsApp und Facebook. Früher waren die Männer nicht so wählerisch, anstatt „Germanys Next Top Model“ gab es die Trümmerfrauen, die Ehen hielten länger, Burn Out gab es nicht, Telefone hatten Gabeln, Versandhäuser Kataloge und Lastwagen piepten nicht beim Rückwärtsfahren. Die Schüssel gehört zu einer Generation, die schon Freunde hatte, bevor es Facebook gab, und so erntete er viel Zustimmung von seinem Publikum für diesen Rückblick. Aber trotz des fortschreitenden Alters geht es ihm noch gut. Er macht sich zwar Sorgen um sein Gewicht, aber Alkohol aufgeben, daran denkt er gar nicht. „Ich habe im ganzen Leben nur sechs Jahre ohne Alkohol verbracht“, sagte er. „Danach kam ich in die Schule“.

Ganz aktuell ist Schüssel mit dem Thema „Klimawandel“, nicht nur wegen des heißen Sommers. Nachdem er Greta Thunberg für ihren Einsatz in Sachen Klima gelobt hatte, fasste er ihre aktuelle Reise in die USA so zusammen: „Die berühmteste Schulschwänzerin der Welt fährt zum ’Onkel Blöd’ mit einem Segelschiff, um ihm die Klimanot zu erklären“. Über Donald Trump spricht er auch sonst nicht gerade in hohen Tönen. Gretas Botschaft wiederum sei „für viele so penetrant wie Last Christmas“. Ob eine CO2-Steuer der richtige Weg für Deutschland ist, fragt sich die Schüssel: „Geht das CO2 runter, wenn die Steuer hochgeht?“ Immerhin sieht er etwas Gutes an einer autofreien Zukunft: Dann würden die agressiven Autofahrer von den Straßen verschwinden!

Schüssel macht sich Sorgen um jüngere Leute und seinen Sohn Heinz-Rüdiger, der gerade einen Ausbildungsplatz in einem schwedischen Möbelhaus bekommen hat. Wie lange wird wohl seine Generation arbeiten müssen? Wann werden die jungen Leute in Rente gehen können? Viele, so Schüssel, wissen nicht mehr was eine Rente ist und ein „Rentner“ schon gar nicht. Sie würden, so meinte er, das Wort sogar falsch herum schreiben.

In der Bundespolitik bewegte sich Schüssel nach eigener Aussage auf dünnem Eis. Er bemängelte, dass Komiker, die über Migration und Flüchtlingspolitik reden, schnell in die rechte Ecke geschoben werden. Einerseits sieht er die Nachkriegszeit, als Deutschland selbst Hilfeempfänger war, andererseits aber auch einige Entwicklungen: „Früher war es eine Mutprobe vom Zehn-Meter-Brett ins Schwimmbecken zu springen. Heute ist es eine Mutprobe, ins Schwimmbad zu gehen“.

Da zwitschert der Grünfink

Auch die Lokalpolitik nimmt Schüssel unter die Lupe. Etwa den Umgang mit dem Lindenbäumchen, das nun „aus dem Rahmen gefallen ist“. Mit Flocki sei er zum Abschiednehmen dort Gassi gegangen, und „Flocki hat sogar ein letztes Mal das Beinchen zu Ehren des Lindenbäumchens gehoben“. Die Ankündigung der CDU, den Posten des Stadtkämmerers nicht neu besetzen zu wollen, nachdem Thorsten Schorr zum Jahresende Vize-Landrat wird, kommentiert er ebenfalls. Für Schorr sei es der „erste Sieg in seiner politischen Karriere“, und nun hoffe die CDU, 2021 den neuen Bürgermeister stellen zu können. Schüssel fragt sich, „ob da nicht ein grüner Fink dazwischenzwitschert?“

Bei Schüssel wird auch gesungen. Und bei den Liedern „Das ist Heimat“ und „Liebe Frieda“ singt das Publikum gleich mit. Zu „Ein Euro für die Schüssel“ sammelte er 377,10 Euro für die Aktion „Schüssel und Freunde helfen“. Und pünktlich um 22 Uhr nach den obligatorischen Klassikern „My Way“ und „Marmor, Stein und Eisen bricht“ war die Show im Alt Orschel zu Ende.

!Schüssels neues Programm „Des wird lusdisch“ hat am Freitag, 1. November, Premiere im Alt Oberurseler Brauhaus, Ackergasse 13. Karten gibt es im Ticketshop Oberursel, Kumeliusstraße 8, oder per E-Mail an p.schuessel-live[at]web[dot]de. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www. schuessel-live.de.



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