Showdown in Westminster, Party in Orschel

Die Band „Tom & Jerries“ heizt den Besuchern mit live gespielten und gesungenen Folk-Rock-Titeln bei der Magical Mystery Brexit Show des Internationalen Vereins Windrose ein.Foto: fch

Oberursel (fch). Gefeiert wurde von den Mitgliedern des Internationalen Vereins Windrose und ihren Gästen „die Liebe und Freundschaft zu unseren britischen Nachbarn – ob es zum Brexit kommt oder nicht“. „Wir wollen die Vielfalt der Nationen in Oberursel sichtbar machen. Und laden deshalb nach dieser Magical Mystery Brexit Show im Spätsommer zu einer Flamenco-Party ein“, kündigte Vorsitzender Reinhard K. Dunger an.

Seit Monaten verfolgt die politisch interessierte Bevölkerung – natürlich auch in Oberursel – das Brexit-Drama in London. „Stop the Brexit mess!“ fordern die „Remainers, die gegen den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union protestieren. „We voted leave!“ rufen ihre Gegner. Die 650 Abgeordneten im Londoner Unterhaus ringen dabei auch um „No Brexit“ oder „Hard Brexit“. Vorstellbar ist inzwischen auch ein No- Deal-Szenario. Dazu gehört ein EU-Austritt ohne Vertrag, den das Unterhaus erklärtermaßen nicht will, oder eine lange Verschiebung des Brexits. In Westminister scheinen die Politiker am Ende ihres Lateins zu sein, die Fronten sind verhärtet, die Uneinigkeit ist groß.

Lebhaft diskutiert wurden alle Optionen am Samstagabend von den Gästen der Magical Mystery Brexit Show in der Brasserie der Stadthalle. Auf den Tischen und an den Wänden warben die Flaggen der EU und Großbritannien für ein vereintes Europa der Nationen. Der 1976 gegründete internationale Verein Windrose hatte unter dem Motto „A Tribute to our beloved Brits!“ zum geselligen get-together eingeladen.

Fettiges Essen, kalte Getränke

Begrüßt wurden die 110 Teilnehmer in der vollbesetzten Brasserie zur ersten Pub-Party mit „fettigem Essen und kalten Getränken“ von Michael Behrent, dem Vize-Vorsitzenden der Windrose. Ganz im Sinne der rund 900 Mitglieder aus 34 Nationen soll der Party-Erlös an das vor 14 Jahren erfolgreich initiierte Schulprojekt „Junge Europäer – Junge Weltbürger“ gehen. Die Magical Mystery Brexit Show versprach, „magisch und mystisch“ zu werden und eine „Liebeserklärung an unsere Nachbarn und Freunde“ auf der Insel zu sein. Nostalgische und zuversichtliche Redebeiträge wechselten sich mit Live-Musik ab. Es spielten die Bands „Toms and Jerries“ und „White Room and Open Mic!“.

Die erste Band spielte populären Folk-Rock. Zu hören waren unter anderem Rocksongs von Gary Moore, „Supertramp“ und den „Stones“, Folk von Sarah McLaughlin oder Joni Mitchell. Aber auch Jazz von Norah Jones und Tracy Chapman. Und Evergreens von den „Beatles“, „Kings“ und „Doors“ sowie neue Songs von KT Tunstall oder Dido. Zum Repertoire der vier Musiker gehören aber auch Hits von Sting, Eric Clapton oder „Fleetwood Mac“. Die Oberurseler Band „White Room and Open Mic!“ wurde 1990 gegründet. Die sechs Bandmitglieder spielen überwiegend Classic-Rock von „Pink Floyd“, „Deep Purple“, „Dire Straits“, Cindy Lauper, Bob Marley, Eric Clapton und Chuck Berry. Die Musik-Mischung kam bei den Zuhörern gut an.

Passend zum Pub-Abend standen auf der Getränkekarte jede Menge typisch britischer Getränke wie „Kilkenny Ale“ oder „English Cider“ und Speisen wie „Pulled Pork Sandwich“ oder „Veggie English Stew“. Die Pints – ein halber Liter Bier –, aber auch Gin und Tonic sowie alkoholfreie Getränke gab am Tresen unter anderem Sabine Lecher, im Windrose-Verein Sprecherin der Flüchtlingsfamilienhilfe, aus. Für das deftige englische Essen zuständig waren mit Marthe Storm und Mathias Holfelder zwei Profis von der Frankfurter Ostkantine. Das original britische Pub-Food schmeckte den Besuchern offensichtlich gut.

„Ich liebe die Briten“

Über ihre Erlebnisse und Erfahrungen während ihres zweijährigen Aufenthalts in Liverpool informierte Mia Behrent das Publikum. Sie hatte die Veranstaltung mit geplant und bekannte: „Ich liebe die Briten, ich fand sie schon immer gut. Ihre Musik, ihre Mode und ihren Lifestyle.“ Kritische Töne angesichts des drohenden Brexits bis zum 12. April schlug Jeremy Rorison aus Sheffileld an, der zusammen mit Vera Masurkevitisch zum Pub-Abend gekommen war. „Ich bin Europäer. Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater Engländer. Ich wohne seit drei Jahren in Oberursel und fühle mich hier wohl“, sagte der aus Sheffiled stammende Brite. Und fügt hinzu: „Ich wurde europäisch erzogen. Der Brexit ist ein Mysterium, die Politik ist schiefgelaufen. Vier Jahre lang viele Fehler im EU-Parlament hat der erzkonservative Mikel Farage (UKIP) gemacht. Verlässt England die EU, dann wird dies gravierende wirtschaftliche Folgen haben. Ich befürchte den Verlust von vielen Arbeitsplätzen in Great Britain.“

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