„Smart City“ als Vision für die Zukunftsfähigkeit der Stadt

Michael Rüffer, Antje Runge, Jochen Schmitz, Julia Antoni, Marius Schmidt sowie Paul Vogel und Ulrike Böhme von der Wirtschaftsförderung der Stadt (v. l.) beschäftigen sich mit einer möglichen Version des Organisationssystems „Digitalrat“, wie sie im Hintergrund zu sehen ist. Foto: js

Oberursel (js). Am Anfang steht der Traum von der digitalen Stadt, von der „Smart City“. Dazu braucht es Visionen und vor allem Menschen, die diese Visionen entwickeln. Ein Dutzend jener Menschen, die Oberursel als Wirtschaftsstandort zunehmend digital und damit gleichzeitig „zukunftsfähig“ aufstellen wollen, haben sich nun gefunden und einen „Digitalrat“ gegründet. Er soll Fachleute aus Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft, dem Energiesektor, Mobilität, IT und Telekommunikation sowie der „Innovationsbranche“ vernetzen, „Experten mit Expertise“, so Bürgermeisterin Antje Runge. Sie ist die Initiatorin, sie wird auch als Vorsitzende des Rates agieren. Die Organisation des „Rätesystems“, wie es die neue Stadtwerke-Geschäftsführerin Julia Antoni nennt, wird bei der Wirtschaftsförderung angesiedelt, sie soll der Mittelpunkt des Netzes sein und die inneren mit den äußeren Fäden verbinden.

Der Digitalrat wird keine Organisationseinheit im Rathaus sein, das betont Runge. Es gehe auch nicht um das Einkaufen von Expertise, sondern darum, „vorhandenes Wissen in Sachen Digitalisierung zusammenzuführen, praxisorientiert zu erklären und anzuwenden“. Akteure darin sollen vornehmlich Menschen sein, die „aktiv in Oberursel leben und arbeiten“, Runge sieht in dem Prozess ein Projekt intensiver Bürgerbeteiligung. Der Weg zur „Smart City“ soll ein Weg der Stadtgesellschaft sein, denn die Digitalisierung soll dem Menschen nutzen, sie müsse „am Gemeinwohl ausgerichtet sein, offen sein, allen zur Verfügung stehen“, nach der Idee eines „Open-Data-Systems“, auf dessen Inhalte alle zurückgreifen können. Runge: „Das Fachgremium wird Verwaltung und Politik bei der Transformation ins digitale Zeitalter praxis-orientiert beraten und ergebnisoffene Empfehlungen aussprechen.“ Ihre Aufgabe als Bürgermeisterin sieht sie bei den Themen Vernetzung, Transfer schaffen, Steuerung und Verknüpfung.

Die Prämisse ist klar: Ohne verstärkte Digitalisierung, ohne Fokussierung auf das Ziel Smart City hat der Wirtschaftsstandort Oberursel keine Zukunft. Mehr Digitalisierung auf dem Weg zu einer gesellschaftlich, wirtschaftlich und ökologisch tragfähigen Stadtentwicklung, nachhaltiges Wachsen bei sinkenden Ressourcen, das ist die Idee. Im Pool der Frauen und Männer, die zum Gründungsteam des Digitalrates gehören, wird es bei Gedankenspielen und der Vorbereitung konkreter Maßnahmen stets darum gehen, smarte Technologien zu entwickeln, die Ressourcen schonen, Mobilität umweltverträglicher machen, für mehr Inklusion und Mitwirkung stehen, und neue Geschäftsmodelle zu eröffnen. „Ich will dazu etwas beitragen“, so Jochen Schmitz, Leiter Investitionsmanagement der Frankfurter Entsorgungs GmbH (FES) mit Wohnsitz in Oberursel. Er bringt etwa Erfahrung mit in der digitalen Steuerung von Baumbewässerung in städtischen Anlagen oder bei der digital gesteuerten Leerung von Glascontainern ein.

Die Idee des Mitmischens zum Wohle der Stadt, eine Zielrichtung, die von allen Gründungsmitgliedern bei der Vorstellung des Projekts in den Mittelpunkt gerückt wurde. Mit dabei die Stadtwerke, vertreten durch ihre Geschäftsführerin – „Digitalisierung muss den Kunden Nutzen bringen“, so Julia Antoni. Etwa beim bequemen Parken mit Handy-Nutzung fürs Bezahlen oder bei der Buchung von E-Tickets fürs Taunabad. Mit dabei die Klinik Hohe Mark, der städtische BSO, Vertreter von Vodafone und der IHK Frankfurt, der Vizepräsident der Goethe-Uni Michael Huth. Mit dabei auch Michael Rüffer, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft (VGF) Frankfurt. Sprudelnd vor Ideen, etwa der Schaffung einer Mobilitätszentrale am Bahnhof, neuer Wege beim Thema Logistik, Glasfasernetz-Ausbau über vorhandene Netzwege der VGF entlang der Schienen, neue Mobilitätsketten, autonomes Fahren. Ganz wichtig die Teilnahme der DenktMit eG, einer IT Genossenschaft mit zehn Gründerfirmen, die sich dem digitalen Gedanken verschrieben haben. „Es müssen Menschen für die Digitalisierung da sein“, so deren Sprecher Marius Schmidt, der auch „dem Nachwuchs eine Chance geben will“ und auf dem Weg zum smarten Leben „Luft nach oben“ sieht.

In den Startlöchern

Der Digitalrat soll einmal im Quartal zusammentreffen, bei Projekten nach Bedarf. Der Digitalrat soll digitale Schlüssel-Projekte für die Stadt einordnen, begleiten und unterstützen. In Kürze schon soll für Geschäftsleute eine „Orientierungsberatung Digitales“ angeboten werden. Außerdem wird der „Digitaldialog“ als offene Veranstaltung etabliert, digitales Mitmachgremium für Bürgerengagement. Erstes Thema im ersten Quartal 2022: Die Vision von der Smart City Oberursel, ein Workshop zur Zielfindung, an dessen Ende eine klare Definition stehen soll.



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