SPD für gezielte Betreuungshilfe für Kinder in den Kitas

Oberursel (ow). Der Leserbrief von Nathalie Bach in der Oberurseler Woche vom 20. Mai über den Umgang mit „Coronakindern“ hat die SPD-Fraktion veranlasst, sich mit der Betreuungssituation in den städtischen Kindertagesstätten intensiv auseinanderzusetzen.

„Seit dem Lockdown kämpfen auch in Oberursel Familien mit Kindern an drei Fronten. Im Home-Office müssen sie das finanzielle Überleben der Familie sichern, die Kinder betreuen und den ganzen Laden am Laufen halten. Die Nerven liegen bei vielen blank, denn keiner kann ihnen sagen, wie lange dieser untragbare Zustand noch andauern wird“, heißt es in einer Erklärung der Sozialdemokraten. Während bereits viele Maßnahmen gelockert würden, ob beim Sport, Einkaufen oder bei Veranstaltungen bis zu 100 Personen, gebe es für sie wenig Licht am Ende des Tunnels. Eltern beklagten sich zu Recht darüber. „Sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. Kinder brauchen Bewegung, ihre Freunde und müssen sich spielerisch ihre Welt erobern können.“

Die SPD verweist darauf, dass in Hamburg die Vorschulkinder seit 18. Mai wieder in ihre Kita gehen können. „Davon können Eltern, deren Kinder in eine Oberurseler Kita gehen, nur träumen.“ Neben der Notfallbetreuung gebe es ab 2. Juni ein sehr eingeschränktes Angebot für die Familien. Ziel sei es, für alle Kinder den Besuch einer Kinderbetreuungseinrichtung noch vor den Sommerferien zu ermöglichen, wie Sozialdezernent Christof Fink in einer Infopost an die Eltern von Kindern aus städtischen Einrichtungen mitgeteilt habe. Bei einer Betreuung für zwei Tage in der Woche seien Eltern weiter den überwiegenden Teil der Woche den gleichen Belastungen ausgesetzt wie bisher. „Der grüne Stadtrat bezieht sich dabei auf das Kita-Konzept des Landes Hessen, aus der Feder seines Parteikollegen Kai Klose. Leider werden in dieser Vorlage wichtige Fragen, die die Familien betreffen, nicht aufgegriffen, sondern es wird den Kommunen überlassen, eigene Regelungen zu finden“, heißt es in der SPD-Mitteilung. Vorsitzende Antje Runge vermisst, dass nicht das Wohl der Kinder im Mittelpunkt steht: „Alle Maßnahmen sollten sich an einer Unterstützung von Familien ausrichten. Die Oberurseler Eltern sollten von der Stadt durch die Krise begleitet und eingebunden werden. Leider gibt es wenig Konkretes und vor allem keine Planungssicherheit.“

„In Oberursel ist das Konzept mehr als dürftig ausgefallen. Viele Fragen, die den Eltern auf den Nägeln brennen, wurden in dem Info-Schreiben gar nicht angesprochen“, stellt Stadtverordnete Brigitte Geißler-Burschil fest und fragt: Wer entscheidet auf Grund welcher Kriterien darüber, welche Wochentage angeboten werden? Hierbei sollten familiäre Zusammenhänge berücksichtigt werden: Der Bedarf der Familien sei nicht abgefragt worden. Wie sieht die Betreuung in den Sommerferien aus? Viele Eltern hätten schon in der ersten Jahreshälfte den größten Teil ihres Jahresurlaubs aufgebraucht. Was passiert mit den Vorschulkindern, die regelmäßig in die Einrichtung kommen müssten, um sie auf die Schule vorzubereiten? Und was ist für die U3-Kinder geplant? Es gebe Verträge mit den üblichen Eingewöhnungszeiten. Wann können die Allerkleinsten in die Kita kommen?

„Nichts davon in dem langen Schreiben. Und die Eltern der Kinder, die schon jetzt eine Notbetreuung in Anspruch nehmen, weil sie in systemrelevanten Berufen arbeiten, erfahren gar nicht, in welcher Form es für ihre Kinder weitergeht. Da ist es schon sehr erfreulich, dass ab Montag, 25. Mai, nachdem die Landesregierung weitere Lockerungen der Corona-Maßnahmen beschlossen hat, wenigstens die Tagesmütter in Oberursel ihre 75 Kleinkinder bereuen können“, teilt die SPD mit.

Die SPD-Fraktion fordert nicht nur die nüchterne Umsetzung der Landesvorgaben, die sich in einer bürokratischen Verwaltung des Notstandes erschöpfe. Um Familien zu stärken und die Eltern von ihrer Dreifachbelastung zu befreien, müssten die Kinder so rasch wie möglich aus der Isolation geholt werden. Sie müssten wieder in ihren Alltag in die Kita zurückkehren können. Das sei mit gutem Willen, frischem Wind und neuen Ideen durchaus machbar. Dabei sei Kreativität gefragt. Die städtischen Einrichtungen hätten großzügige und gut ausgestattete Außenbereiche und Sporträume. Die müssten bei der Planung der Betreuung berücksichtigt werden. Vorstellbar seien Streifzüge in Wald und Feld mit Picknick, kleine Spaziergänge und ähnliches. „Hinaus ins Grüne, das ist nicht nur beim städtischen Waldkindergarten möglich, und würde die Anzahl der zu betreuende Kinder erheblich vergrößern können. Fraktionsvorsitzender Wolfgang Burchard kündigt an: „Bei der nächsten Sitzung des Sozial-, Bildungs- und Kultur-Ausschusses am Dienstag, 16. Juni, werden wir diese und weitere Fragen auf den Tisch legen.“



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