Die Stadt, der Müll und die Endlosschleife Stadtreinigung

Verstopfte Papierkörbe, leere Flaschen und vermüllte Bänke sind eine tägliche Herausforderung für die BSO-Mitarbeiter.Foto: js

Oberursel (js). Sind die Kehrmaschinen einmal durch die Stadt gesaust und sind alle Mülleimer geleert, dann könnten die Mitarbeiter der Stadtreinigung eigentlich schon wieder von vorne anfangen. Die Stadt und der Müll, das ist eine Endlosschleife, in der meist der Müll das Rennen von Hase und Igel gewinnt. Bei der Beseitigung oder auch der Nicht-Verursachung von Müll soll in Zukunft die gesamte Stadtgesellschaft helfen.

Der Müll in der Stadt, ein Thema, das immer wieder im Frühjahr „aufploppt“, wie es der Bürgermeister nennt. Denn dann offenbare sich in der aufkeimenden Natur auch des Menschen scheinbares Unvermögen, sich ordnungsgemäß von seinem Müll zu trennen. Das betreffe den Restmüll aus Wintertagen und mit zunehmendem Outdoor-Wetter die Ablage von aktuellen Müllresten. Am Wald- und Feldrand, bisweilen auch mittendrin, in Rinnsteinen und Grünanlagen, an Bauchläufen und all den Plätzen, wo sich Menschen in der warmen Jahreszeit treffen. Die Stadt plant daher eine „breit angelegte und auf mehrere Jahre ausgerichtete Sauberkeitsoffensive“, so Brum.

Arbeitstitel der „Sauberkeitskampagne“, wie die Aktion auch genannt wird: „Ein sauberes und umweltgerechtes Oberursel“, weil gepflegtes Grün für die meisten Menschen ein „wichtiges Stück Lebensqualität“ bedeute. Wichtig für Wohlbefinden, für eine intakte Umwelt und gesunde Lebensverhältnisse. Brum fordert zum Erreichen der hochgesteckten Ziele die Mitwirkung und die Mitarbeit aller Bürger ein und betont dabei, dass die Stadt auf freiwillige Helfer wie Vereine und andere Gruppen und natürlich auf engagierte Einzelpersonen angewiesen sei. In dieser Sache sei ein Ehrenamtsprojekt in Form von „Sauberkeitspaten“ bereits in Vorbereitung.

Personelle Verstärkung

Die Stadt braucht Hilfe, das hört man aus den dramatischen Worten, mit denen BSO-Betriebsleiter Michael Maag den täglichen Umgang seiner Leute mit Müll, Dreck und Unrat beschreibt. Im November vergangenen Jahres wurden die Hilferufe im Stadtparlament erhört, zwei neue Stellen für die Stadtreinigung bewilligt. Im April konnten die Stellen besetzt werden, seit Anfang Mai ist die Stadtreinigung mit mehr Personal auf modifizierter effektiverer Tour durch die City und alle Stadtteile unterwegs. Und Maag atmet auf. Anhand von Statistiken, Zahlen und Diagrammen zeigt er auf, dass es einen „erheblichen Fortschritt“ gibt. Die Zahl der Beschwerden von Bürgern habe sich stark verringert, die Touren könnten besser bewältigt werden und der Leerungszyklus sei optimiert worden, im eingeführten täglichen Morgenreport an den Betriebsleiter stehe nun täglich die Anmerkung „alles ohne Störung“. Mit der Anschaffung der „BigBelly-Solar-Mülleimer“ mit Fußbedienung für die Innenstadt sei dort zudem die „Abfallaufnahmekapazität“ deutlich erhöht worden.

399 Müllbehälter in der Stadt

Mit siebeneinhalb Mann ist die Stadtreinigung nun unterwegs, zwei zusätzliche Zeitarbeitskräfte sollen die Kontinuität des Reinigungsprozesses bei Krankheit oder Urlaub der Vollzeit-BSO-Mitarbeiter sicherstellen. Wer in diesen Tagen morgens um 7 Uhr in der Stadt oder etwa im Rushmoor-Park unterwegs ist, trifft dort bereits zur frühen Stunde auf die Trupps mit Warnblinker auf dem Autodach. Reichlich zu tun gibt’s da, die Mülleimer bersten vom Unrat, jede Menge leere Flaschen im Umfeld, mal sortiert und ordentlich abgelegt, mal wild verstreut am Ort der nächtlichen Party. Exakt 357 Papierkörbe müssen geleert werden, dazu 42 Hundestationen mit nicht immer appetitlichen Tüten, wilde Müllablagerungen sind zu beseitigen, Reinigungen nach Festen und Veranstaltungen zu leisten, wenn die Veranstalter nicht zur Selbstreinigung verpflichtet werden konnten. Die Fläche der zentralen Fuß-, Rad- und Gehwege, die regelmäßig zu reinigen sind, summiert sich auf 110 000 Quadratmeter. Nicht zu vergessen das geliebte „Straßenbegleitgrün“, das immer wieder gerne für Zielwurfübungen aus dem Autofenster heraus, vom Fahrrad oder von Fußgängern genutzt wird.

„Wir bitten die Bevölkerung um Mithilfe“ steht als Leitsatz über der beginnenden „Sauberkeitsoffensive“, die von Gabriela Wölki koordiniert wird. Die Bürger sollen sich schon mal warm anziehen, das Anforderungsprofil wird anspruchsvoller, obwohl es eigentlich nur wiederholt, was jeder längst inhaliert haben sollte. Es geht um die Kehrpflicht der Hauseigentümer und die Sensibilisierung der Bürgerschaft beim Thema „Umweltgerechtes Konsumverhalten und Entsorgung“, um pädagogische Maßnahmen wie Umweltbildung in Schulen, Kitas und Jugendgruppen, um gemeinsame Aktionen mit Blick auf „Nachhaltiges Wirtschaften und Abfallvermeidung im Verkauf“. Sinnbildlich steht am Anfang der Sauberkeitskampagne immer die eigene Nase. An der ist jeder ganz nah dran.



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