Stadtarchiv erhält einen Schatz an historischen Druckplatten

Manfred Kopp und Andrea Bott freuen sich über den außergewöhnlichen Schatz, den das Stadtarchiv von der VHS Hochtaunus erhalten hat. Foto: fk

Oberursel (ow). Carsten Koehnen, der Leiter der Volkshochschule (VHS) Hochtaunus, hat an die Stadtarchivarin Andrea Bott einen wertvollen Fund an historischen Druckplatten übergeben.

Bereits im vorigen Jahr war in einem Aktenschrank der VHS eine städtische Aktenmappe mit Abdrucken von Stadtansichten, Karten, Kunstgegenständen und ähnlichem aufgetaucht, die dem Stadtarchiv übergeben wurde. Jegliche Angaben zur Verwendung und zu den Bildmotiven fehlten. Das DIN A4-Format des Mappeninhalts legte die Vermutung nahe, dass die Sammlung nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt wurde. Jetzt, ein knappes Jahr später, sind über 100 sorgfältig einzeln verpackte Druckstöcke mit Druckplatten, sogenannte Klischees, in einer verschlossenen Kiste in der Volkshochschule entdeckt und zur dauernden Aufbewahrung dem Stadtarchiv übereignet worden. Offensichtlich gehören die Abdrucke und die Klischees zusammen.

Dank der Bemühungen der Geschichtsforscher Manfred Kopp und Bernd Ochs konnte ein Großteil der Klischees in gedruckten Werken nachgewiesen werden. Einige wenige unbekannte Abbildungen harren jedoch weiterhin der Entdeckung. Spannend bleibt auch die Frage, woher die Druckstöcke und Klischees stammen, wer die Mappe mit den Abdrucken angelegt hat und schließlich wie die Unterlagen in den Besitz der VHS gelangten. Dieser „Provenienzforschung“ gingen Manfred Kopp, Bernd Ochs und Dr. Christian Stewen für die VHS und die Stadtarchivarin gemeinsam nach.

Die Druckplatten gelangten mit ziemlicher Sicherheit an Wilhelm Wollenberg, geboren am 16. Mai 1899 in Magdeburg, gestorben am 18. Juni 1978 in Bad Homburg. Der engagierte Oberurseler Stadtvater hat sich in vielfacher Weise um das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Oberursel verdient gemacht. Seit 1946 leitete er nicht nur das städtische Kulturamt, sondern war von 1946 bis 1974 ebenfalls Vorsitzender des von ihm mitgegründeten Bundes für Volksbildung, dem Trägerverein der VHS Hochtaunus. Von 1960 bis 1966 war er städtischer Kulturdezernent. 1954/1955 gab der passionierte Lokalhistoriker die „Geschichte der Stadt Oberursel und der Hohemark“ von Ferdinand Neuroth aus dem Jahr 1904 heraus, der er Nachrichten aus der Geschichte von Bommersheim anfügte. 1973 rief er die Vereine auf, ihm bei der Fortschreibung der Stadtchronik zu helfen. Möglicherweise erfolgte für dieses Projekt die Sammlung der Klischees und Abdrucke von Oberurseler Motiven. Die Klischees lagerten nach Mitteilung der ehemaligen VHS-Mitarbeiterin Bärbel Glöser im Keller des ehemaligen Rathausteils Oberhöchstadter Straße 7, der heutigen Polizeistation, wo sie 1977 beim Einzug der Volkshochschule aufgefunden und in sichere Verwahrung genommen wurden.

Klischees sind noch druckfähig

Die bisherigen Forschungen haben ergeben, dass die Klischees überwiegend verwendet wurden für Führer durch Oberursel und Druckschriften zu Vereinsjubiläen von 1901 bis 1927, meist verfasst von dem verdienstvollen Lokalhistoriker August Korf. Druckerei war in der Regel die von Jakob Abt, manchmal die von Heinrich Berlebach. Es existieren auch einige wenige Klischees aus der Zeit um 1936/37. Die Mappe mit Abzügen enthält ebenfalls Abbildungen bis etwa 1937.

Bevor die wiederentdeckten Klischees und ihre Abdrucke historischer Stadtansichten von der Öffentlichkeit in Augenschein genommen werden können, müssen wichtige Archivierungsarbeiten vorgenommen werden. Für die Forschung sind die historischen Druckplatten von großer Bedeutung, da einige von ihnen bisher Unbekanntes zeigen. Als weitere erfreuliche Besonderheit lässt sich hervorheben, dass die Klischees sich sogar nochmals zum Druck verwenden lassen.

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