Starke Ehemaligenkultur am Gymnasium Oberursel

Das Symphonische Blasorchester unter der Leitung von Helge Brendel glänzt mit James-Bond-Sound. Foto: Streicher

Oberursel (js). Natürlich kann der 30. Geburtstag des „Vereins der Freunde, Förderer und Ehemaligen des Gymnasium Oberursel“ nicht ohne Karl Koch gefeiert werden. Zumindest in Erinnerung an den legendären Pauker des Gymnasiums, der 2006 im Alter von 93 Jahren gestorben ist. Denn ohne Karl Koch würde es auch den Verein nicht so geben, wie er nun zur Institution an der höheren Lernanstalt geworden ist. Und kurz als „Förderforum“ oder „Förderverein“ firmiert, von dem die Schule und viele Schüler profitieren. Der „Festakt“ in der Aula, ein würdiger Rahmen für solch einen 30. Geburtstag mit Erfolgsgeschichte im Hintergrund.

Wenn in der Erinnerung an Karl Koch von einem „Pauker“ gesprochen wird, dann ist dies ein Ehrentitel. Karl Kochs Chemiestunden, in denen es gekracht, gestunken und geknallt hat und es nie langweilig war, sind Legende. Seine Physikstunden mit unkonventionellen Methoden bei der Vermittlung von Lerninhalten zum Thema Optik nicht minder. Der Schelm, der bis zuletzt in ihm steckte, hat ihn damals zur Kippe greifen lassen, um im abgedunkelten Raum die wunderbaren Effekte der Lichtbrechung mit dem zuvor inhalierten Rauch zu visualisieren. Ein doppelter Effekt – der Lehrer hat im Interesse der Bildung seiner Schützlinge eine Sucht befriedigt, die Schüler haben kapiert, was der Mann da vorne ihnen erklären wollte.

Doch genug des Abschweifens, Karl Koch hatte auch gute Ideen über die Unterrichtsgestaltung hinaus. Dank eines phänomenalen Personengedächtnisses, einer „Bank“ an Namenslisten und intensiver Quellenforschung brachte er bei einer mehrtägigen Feier zum 75-jährigen Bestehen des Gymnasiums um die 2200 ehemalige Schüler in Oberursel zusammen. Man könnte sagen, es war die Basis für den im Jahr darauf gegründeten Förderverein, die Angaben schwanken, ob nun 25 oder gar 47 Männer und Frauen dabei waren, die am 24. Januar 1989 mit Gründungsvater Karl Koch den Verein aus der Taufe hoben. Einen „begnadeten Networker“ nannte der heutige Vorsitzende Joachim Knaus bei der Geburtstagsfeier den Mann der ersten Stunde im Jargon der Neuzeit. Seine Auftritte bei Jahrgangstreffen sind so legendär wie seine Chemie- und Physikstunden. Unvergessen die eigene Erfahrung, wie er beim 25-Jahre-Abiturtreffen direkt hinter der Eingangstür wie ein Kassierer mit seiner Namensliste saß und durchaus intensiv in seiner unnachahmlichen direkten Art um neue Mitglieder im Förderverein warb.

Bis heute ist ihre Zahl auf fast 1000 angewachsen, bei 40 Euro Jahresbeitrag kommt da schon allein auf diesem Standbein ein nettes Sümmchen zusammen. Für die erste große Aufgabe etwa, die 1992 etablierte Hausaufgabenbetreuung, die inzwischen von zwei Lehrern, 35 Lernhelfern und rund 100 aktiven Schülern getragen wird. Lange Jahre auch für die selbstgegründete Caféteria, die nun extern organisiert betrieben wird, für Zuschüsse zu Klassen- und Kursfahrten und die Förderung des musikalischen Schwerpunkts des Gymnasiums. Das Lob von Joachim Knaus und Schulleiter Volker Räuber bei den Danksagungen galt neben den aktuell im Förderforum aktiven Unterstützern insbesondere der „starken Ehemaligenkultur“ am Gymnasium. Mit dabei bei der Feier die Gründungsväter von 1989 Christoph Müllerleile, Klaus Jung, Johann van’t Hoofd und Ex-Schulleiter Bernhard Lehnert.

Förderverein fest integriert

„Das Gymnasium und sein Förderforum passen wunderbar zusammen“, befand Schulleiter Räuber nach einer blumigen Einleitung, in der auch von leuchtenden Farben und Lebendigkeit die Rede war. „Der Förderverein ist fest integriert und identifiziert sich authentisch mit der Schule, es ist eine angenehme Zusammenarbeit.“ Wohin die Unterstützungswege führen können, unterstrichen viele junge Musiker des Gymnasiums in unterschiedlichen Ensembles vom Symphonischen Blasorchester über den Oberstufenchor bis zur schwungvollen Big Band, die am Ende als „Besonderes Ensemble“ alle zusammen auf der Bühne standen. Mit der professionellen Vier-Frauen-Formation „Allegría-a-cappella“, zu der auch Christine Bär gehört, eine „Ehemalige“ des Gymnasiums.



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