„Wir streiken, bis ihr handelt“

Kunst- und Plakataktion mit Schutzmaske und leisen Tönen statt lautstarken Protests: Silvana, Sophia und Theresa (v. l.) zeigen ein paar der über 100 eingegangenen Werke. Foto: js

Hochtaunus (js). Sophia aus Oberursel ist 14 Jahre alt. Silvana (15) ist extra aus Königstein gekommen. Theresa ist erst zwölf, die Oberurseler Schülerin ist die jüngste Aktivistin im Trio der jungen Mädchen, die am Freitagnachmittag ein Zeichen setzen wollen. Ein schöner Frühlingstag, die trockene Wiese in der Grünanlage an der Adenauerallee, der Verbindungsachse zwischen Bahnhof und Innenstadt, lädt bei warmen Temperaturen zum gemütlichen Sitzen und Plaudern, viele Menschen, junge und alte, nutzen das. Sophia, Silvana und Theresa haben sich auf dem staubigen Platz in der Mitte eingerichtet, immer wieder fegen Windböen ihre mitgebrachten Plakate durcheinander. Ständig müssen sie weggewehte Protestnoten aufsammeln und wieder neu justieren. Klimawandel und Klimaschutz treiben die jungen Mädchen um, sie sind engagiert in der Klimaschutz-Organisation „Fridays for Future Hochtaunuskreis“.

In Washington haben sich zeitglich die USA bei einem internationalen Online-Klimagipfel im Kampf gegen die Erderwärmung auf der globalen Bühne zurückgemeldet, in der Adenauerallee wird lokales Handeln angemahnt. Anlässlich des „Biden Summits“ im Weißen Haus mit 40 Staats- und Regierungschefs hatten die aktiven Klimaschützerinnen zu einer stillen Protestaktion aufgerufen, aufgrund der aktuellen pandemischen Lage in Form einer Plakataktion. „Wir streiken, bis ihr handelt“, steht auf einer knallgrünen Fahne, die sich Sophia umgebunden hat, „There are no Jobs on a dead planet“ (Es gibt keine Arbeit auf einem toten Planeten) mahnt Silvana. Sophia hält auch ein schönes buntes Plakat hoch. Es zeigt einen Eisbären, der auf der letzten Eisscholle durch aufgewärmtes Meerwasser treibt, die Sonne am Himmel brennt gnadenlos. „Wäre das Klima eine Bank, ihr hättet es schon längst gerettet“. Immer mal wieder bleibt jemand stehen, von einzelnen Passanten werden die jungen Mädchen für ihren Einsatz gelobt und ermutigt. Die meisten bleiben im Gras verteilt sitzen, noch ist die Dürre zu weit weg.

Die Dürre ist nicht wirklich weit weg, Jahr für Jahr werden mehr Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad notiert, vertrocknete Böden und Ackerflächen sind auch in Deutschland keine Seltenheit mehr. Deshalb ist auch Rieke Bönisch in der Allee, bei der Volkshochschule Hochtaunus leitet die Dozentin, die auch Mitglied der „Lokalen Oberurseler Klimainitiative“ ist, den neuen Kurs „#klimafit“, es geht um den „Klimawandel vor unserer Haustür“, heißt es im Untertitel. Da ist auch die 14-jährige Sophia dabei, der Kurs vermittelt wissenschaftliche Grundlagen zum Thema Klima und Klimawandel. Bei erfolgreicher Teilnahme gibt es am Ende ein Zertifikat. Das Projekt wird auch von der Stadt unterstützt, die Klimaschutzmanager im Rathaus berichteten an einem Abend über Klimaschutz auf kommunaler Ebene.

„Wir wollen auf das Thema Klimaschutz aufmerksam machen“, sagt Sophia, aufgrund der aktuellen Corona-Problematik sei die Klimakrise leider zunehmend in den Hintergrund geraten. Daher die „Kunstaktion“ zwischen den Grünstreifen entlang der Allee als polizeilich genehmigte Protestaktion am Freitagnachmittag. Über Social Media und ihre internen Kanäle sowie im Internet unter www.fffhtk.de hatte „Fridays for Future Hochtaunus“ zum Malen aufgefordert, Plakate und Bilder konnten an diversen Sammelstationen abgegeben werden, in Bio-Läden mehrerer Kommunen des Kreises, im Jugend-Café Portstraße, aber auch im Kurstadt-Café Eiding.

Über 100 kreative Werke sorgen schließlich bei der Aktion für ein buntes Bild in der Adenauerallee. Mütter bringen bemalte Bettlaken vorbei, ihre Kinder kaum dem Grundschulalter entwachsen. „Ist doch eine süße Idee“, sagt eine Mutter zur Freundin, verabredet eine Zeit für die Abholung der Werke mit den Aktivistinnen. Für Sophia, Silvana und Theresa ist Klimaschutz eine verdammt ernste Sache.



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