Ein Stück lokaler Identität: „Der Baum denkt“ als Buch

Das Buchcover zeigt das Lindenbäumchen zusammen mit Marie. Foto: Stadt Oberursel

Oberursel (ow). „Die treuen Zuhörer der Lesungen von ‚Der Baum denkt‘ am Lindenbäumchen werden über die Bucherscheinung begeistert sein“, ist Bürgermeister Hans-Georg Brum überzeugt. Kein Wunder, denn die neun Lesungen von Saskia Hennig von Lange zum Wechsel der Jahreszeiten zwischen Oktober 2017 und Oktober 2019 direkt am Lindenbäumchen waren stets gut besucht. Weder kalter Wind und eisige Temperaturen noch Sommerhitze konnten die Menschen abhalten, der Geschichte zu folgen, in deren Mittelpunkt die lange Lebenszeit des Lindenbäumchens steht, die eng mit der Lebensgeschichte des Mädchens Marie verwoben ist.

Schon nach wenigen Lesungen war klar, dass die Geschichte die Zuhörenden in ihren Bann zog. Die Frage nach der Veröffentlichung als Buch fehlte bei keiner Lesung. Mit Förderung der Stiftung Flughafen Frankfurt für die Region ist es dem Kultur- und Sportförderverein Oberursel (KSfO) gemeinsam mit der Regionalpark Taunushang GmbH gelungen, dem Wunsch nachzukommen und „Der Baum denkt“ als Buch herauszugeben. Die Autorin Saskia Hennig von Lange freut sich sehr: „Von Episode zu Episode fühlte ich eine immer engere Verbindung zur Linde und natürlich auch zu meiner Hauptfigur Marie. Deshalb habe ich die Aufgabe sehr gerne übernommen, die ursprünglich für den Vortrag konzipierten Episoden zu einer Geschichte in Buchform umzuschreiben – so konnte ich noch ein bisschen mehr Zeit mit den beiden verbringen.“

KSfO-Geschäftsführer Udo Keidel-George hatte sich schon sehr auf die Buchpräsentation mit Lesung im Rahmen der Oberurseler Literaturtage im März 2020 gefreut – doch die Veranstaltung musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. „Ich bin sehr froh, dass wir ein Konzept zur Durchführung der Literaturtage im August/September in der Stadthalle entwickeln konnten. In diesem Rahmen kann dann die Präsentation des Anfang April erschienen Buches mit einer Lesung von Saskia Hennig von Lange in Anwesenheit des Illustrators nachgeholt werden.“

Wichtig war der Autorin und den Herausgebern, dass die Kapitel illustriert und auch ein ansprechendes Cover gestaltet werden sollten. Hierfür konnte der freischaffende Illustrator und Comiczeichner Lukas Kummer aus Kassel gewonnen werden. Über die Jahre veröffentlichte er mehrere Graphic Novels und hat auch für diese Geschichte einen ganz eigenen Zeichenstil entwickelt.

Zu den Hintergründen der Geschichte: Saskia Hennig von Lange schildert die fiktiven Begegnungen der alten Gerichtslinde mit dem Mädchen Marie. Während die Linde von ihren Erlebnissen aus vier Jahrhunderten berichtet, weiht Marie den Baum in die schicksalshaften Menschenerlebnisse des 20. Jahrhunderts ein. Sie greift dabei auf reale Hintergründe aus historischen Aufzeichnungen, aber auch auf die vielen Erinnerungen, Anekdoten und Geschichten, die die Menschen aus Oberursel und der Region mit dem uralten Lindenbaum verbinden, zurück. Damit trägt das Buch dazu bei, dass dieser historische Anknüpfungspunkt in der Landschaft und auch ein Stück lokaler Identität erhalten bleibt. „Dies war ein zentrales Anliegen, das wir bei der Initiierung des Projekts am Lindenbäumchen verfolgt haben“, erläutert Anja Littig, eine der Geschäftsführerinnen der Regionalpark Taunushang GmbH. Denn Ausgangspunkt für das Buch ist die mindestens 400 Jahre alte Linde, die an einer zentralen Wegeverbindung für Radfahrer und Spaziergänger zwischen Oberursel und Bad Homburg steht. An dem Naturdenkmal unweit des ehemaligen Dorfs Mittelstedten wurde Gericht gehalten, und über Generationen hinweg war und ist das „Lindenbäumchen“ ein beliebter Treffpunkt, an dem sicher weitere Lesungen folgen werden.

!Die Schriftstellerin Saskia Hennig von Lange lebt in Frankfurt. Ihre Bücher wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Rauriser Literaturpreis und dem Clemens-Brentano-Preis. Ihr 120 Seiten starkes Buch „Der Baum denkt“, herausgegeben vom KSfO und dem Regionalpark RheinMain, mit zehn Illustrationen von Lukas Kummer ist im Verlag Henrich Editionen, Frankfurt, erschienen und kostet 14,95 Euro (ISBN 978-3-96320-043-4)



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