Tanzen mit der Sonne von Afrika

Top-Act auf der Bühne und Star des Afrika-Festivals: Ma Sané aus Senegal begeistert als Sängerin, Gitarristin und Tänzerin. Foto: Streicher

Von Jürgen Streicher

Oberursel. Immer wieder sind es Trommeln, die den Takt vorgeben an diesem heißen Wochenende. Am vorletzten Feier-Wochenende des „Orscheler Sommers 2019“, der mit dem Afrika-Festival im Ruhsmoor-Park noch einmal einen absoluten Höhepunkt zu bieten hatte. Bei der fünften Auflage des Festivals war die Stimmung im „Orscheler Kral“ bunt, international, fröhlich, entspannt und dank bis zu 35 Grad auch richtig heiß bis in den späten Abend.

Wer nicht ohnehin schon mit dem „Orscheler Sommer 2019“ versöhnt war, weil er eben immer (ob Sonne oder Regen) so genommen wird, wie er kommt, dem bescherte das Afrika-Festival ein schönes Finale. Eingeläutet von den Glocken der Christuskirche am Rand des Parks, in der Trommelwerkstatt von Stammgast Herbert Wölfel wird gleichzeitig afrikanisch getrommelt. Eine feine Klangmischung ergibt das für die Ohren, wenn man auf der Wiese liegt, blauen Himmel über sich und Träume von Afrika im Kopf hat. In angenehm entspannter Atmosphäre lagern die Besucher auf dem Festivalgelände am Urselbach, lassen sich afrikanisch bekochen und lauschen nebenbei dem Sound der Trommeln, die hier ganz klar den Ton angeben. Die Djembe vor allem, aber auch andere Schlaginstrumente mit schönem Klang und klangvollen Namen.

Trommeln und bunte Farben

Man kann diese wunderbare Vielfalt von Trommeln ausprobieren, kann darauf spielen und sie natürlich auch kaufen. Auf der Händlermeile im Runddorf bestimmen meist Senegalesen Angebot und Ton. Wie Thiam, der das komplette Markt-Programm anbietet. Nach dem Festival zieht er weiter, auf andere Märkte, und dann zurück in die Heimat, um sich mit neuer Ware zu versorgen. Nächstes Jahr kommt er wieder, Oberursel ist ein gutes Pflaster für die Marktleute, die von Jahr zu Jahr mehr werden. Ein zweiter Ring von Ständen musste angelegt werden, das Afrika-Festival hat inzwischen einen Namen in der Szene, sowohl bei den Händlern als auch bei ihrer Kundschaft, die die bunte Atmosphäre schätzen und mögen. Diesen Hauch von Afrika, wenn die musikalische Sonne von Afrika, der Geruch afrikanischer Speisen und die bunten Farben als sinnlicher Verstärker wirken.

Schule der Hoffnung

Es stört nicht, dass längst nicht alles so authentisch ist, wie es angeboten wird. Die Klamotten nach senegalesischem Vorbild auch mal aus Italien oder Asien stammen. „Für viele, die hierher kommen, ist das ein wichtiger Verdienst“, weiß Barbara Welte. Sie muss hier kein Geld verdienen, die Oberurselerin mit Faible für Afrika wirbt für das Schulprojekt „Fanaka“ in Tansania. „Elimu ni haki kwa wote“ lautet die Überschrift, „alle haben ein Recht auf Bildung“. „Fanaka“ ist die Schule der Hoffnung, dass durch Bildung das Leben für kommende Generationen sicherer wird. Die Schule am Rand der tansanischen Hauptstadt Dar Es Salaam bietet eine offene Erziehung für christliche und muslimische Schüler, Barbara Welte ist durch persönliche Freundschaft mit den Schulgründern zur Verbindungsfrau in Oberursel geworden.

Auch an anderen Ständen wird für Hilfsprojekte geworben, etwa um Unterstützung von Witwen und Waisen im Norden Ugandas. Aber es sind weniger geworden, das folkloristische, bunte Afrika steht im Vordergrund. Die Affinität zu Senegal hat auch etwas mit den Organisatoren des Afrika-Festivals zu tun. Mit Trommelmeister Baye Cheikh Matala etwa, dem Frontmann der Trommler- und Percussion-Formation „ImPuls“, die aus einem Afro-Drumming-Kurs der Volkshochschule Oberursel hervorgegangen ist und sich zu einem veritablen kleinen Unternehmen entwickelt hat. In Oberursel hat er Trommler aller Altersgruppen um sich geschart, er bietet Workshops für Einsteiger und Fortgeschrittene an, organisiert afrikanische Nächte – „Erlebe die Magie der Rhythmen und des Feuers!“ –, in den nächsten Osterferien können Infizierte bei einem knapp zweiwöchigen Trip nach Senegal „musikalisch und emotional tief in die Seele Afrikas eintauchen“.

„ImPuls“ und Ma Sané

Eigentlich den ganzen Tag, aber jeweils am frühen Abend in besonderer Intensität, kriegen die Oberurseler und ihre Gäste ordentlich einen getrommelt. Natürlich von „ImPuls“, ist ja schließlich ein Heimspiel für die bunte Truppe, die viele Fans hat und mit Begeisterung bei der Sache ist. Top-Act am Samstagabend: Ma Sané, die als Tochter einer bekannten senegalesischen Sängerin angekündigt wird. Ma Sané, begleitet von zwei Musikern, ist in ihrer Intensität ein Höhepunkt, als leidenschaftliche Sängerin vor allem, aber auch als Gitarristin und im Überschwang als schwungvolle Tänzerin. Die Live-Musik auf der Bühne im Park endet um 22 Uhr, aber das Fest im Kral dauert an. Bunte Lichter in den Bäumen, Lachen, Sprachgeschnatter im weiten Rund, Gesprächsfetzen, natürlich Trommelklänge rund ums entzündete Feuer am kleinen aufgeschütteten Strand in einem Randbereich des Festgeländes. Viele verbringen hier die laue Nacht, bis die Trommeln und die Gesänge wieder neu angestimmt werden.

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