Texte und Musik von Frauen, die die Welt weiterdrehen

Oberursel (agl). Über die Sinnhaftigkeit eines Weltfrauentages ließe sich wahrlich streiten. Denn warum gibt es keinen Weltherrentag oder etwa keinen Welthundetag oder gar Weltwellensittichtag? Aber lassen wir das. Das führt jetzt zu weit. Die Lesung in der Portstraße war für sich genommen ein kulturelles Highlight, das auch anlasslos seine Berechtigung als hochkarätige Veranstaltung hatte.

Es waren hauptsächlich natürlich Frauen gekommen. In der Studioatmosphäre des abgedunkelten Raumes saßen sie verteilt auf den gemütlichen Korbstühlen an kleinen runden Tischen bei einem Glas Weißwein. Zwischendrin zu finden war der eine oder andere Mann.

Um 19.30 Uhr erschienen sie dann: Die „Flutes Fatales“. Vier Frauen mit Alt-, Quer-, Piccolo- und Bassquerflöte. Sie sind zu experimenteller Musik bereit, und das passte zu den anspruchsvollen Texten, die Birgitta Assheuer vortrug.

Mit ihrer glasklaren und präzise klingenden Stimme, die wenig Warmes, dafür aber eine große Präsenz hat, verpasste Birgitta Assheuer keine Textnuance. Sie betont da, wo es passt, und nimmt sich doch weitestgehend so sehr zurück, dass die Literatur ganz im Vordergrund die Hauptattraktion bleibt. Assheuer ist genau die Richtige, wenn es darum geht, Marieluise Fleißer oder Ingeborg Bachmann zu interpretieren. Eingeführt in die jeweilige Zeit und Literaturepoche wird das Publikum an diesem Abend von Eva Sigrist. Sehr genau und sehr anschaulich zeichnet sie kurz das soziale Umfeld, die Schwierigkeit des Publizierens für Frauen, die das im vorigen und vorletzten Jahrhundert trotzdem versuchten. Else Lasker-Schüler kommt zu Wort. Die wichtigste Vertreterin des deutschsprachigen Expressionismus.

Zwischen den einzelnen Texten kamen immer wieder angenehme Flötentöne zum Einsatz. Tonfolgen, unrhythmisch, modern, nicht gefällig, sondern extravagant. Ganz so, wie der Abend zu bewerten ist. Als ein Eintauchen in wunderschöne Textpassagen von klugen Frauen, die die Welt ein Stück weitergedreht haben. Die der Welt gezeigt haben, dass sie Mut, Intelligenz, Leidenschaft das höchste Glück sowie das größte Unglück erzeugen können.

Man wünscht sich mehr von diesen Zusammenkünften in der Portstraße. Wo man nebeneinander im Korbstuhl sitzend ins Gespräch kommt und so einiges geboten bekommt an wundervoller Musik, zu Tränen rührenden oder aufrührerischen Texten.



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