Unsterbliche Faszination der Eisenbahn

Ein Spaß für Groß und Klein ist eine Fahrt auf der Minidampfbahn mit Lokführer Dr. Walter Gekeler. Foto: Semeras

Von Julia Semeras

Oberursel. „Eisenbahnen mag ich schon ganz schön lange.“ Voller Begeisterung erkundet der achtjährige Lars das neue Gelände des Dampfbahnclubs Taunus (DCB) an der Mainstraße. Und es gibt viel für ihn und all die anderen kleinen und großen Eisenbahn-Fans, die zum alljährlichen Andampfen gekommen sind, zu entdecken.

„An so einem Tag wie heute haben wir zwischen 500 und 700 Gäste“, erzählt Michael Schäfer, Schriftführer des DBC. „Viele Familien kommen her und verbringen hier den Nachmittag. Einige feiern sogar Geburtstag.“ Schäfer zeigt auf einen bunt geschmückten Tisch, an dem sich eine Geburtstagsgesellschaft versammelt hat. Am Sonnenschirm baumelt eine Piñata, die den Nachmittag nicht überleben wird.

Viele erwachsene Passagiere

Gekommen sind allerdings alle wegen der eigentlichen Attraktion: der Fahrt mit einer der beiden Minidampfbahnen. Dabei können die Besucher die komplette Anlage aus nächster Nähe sehen und erleben: die „Wendeschleife Mainstraße“, die Werkstatt sowie den Wagenschuppen und den Tunnel. „Etwa 30 Personen haben auf den Zügen Platz.“ Das Durchschnittsalter der Mitfahrer ist gar nicht so niedrig. „Es sind viele Erwachsene dabei“, schmunzelt Vereinsvorsitzender Andreas Kahlert. „Vor allem die Herren der Schöpfung sind dabei.“ Und Schäfer ergänzt: „Heute Morgen hatte ich einen Zug mit 20 Erwachsenen und nur drei Kindern.“ Offensichtlich hat sowohl Jung als auch Alt Spaß beim Befahren der Strecke. Am Rangierbahnhof, an dem sich die Züge treffen, wird gewinkt und sich abgeklatscht.

Auch wenn es hier munter zugeht, kann der Rangierbahnhof jedoch über eine Tatsache nicht hinwegtäuschen: „Sehen Sie, was hier noch fehlt?“, fragt Schäfer. „Ein kleines Bahnhofsgebäude. Das wird ein großes Projekt… Wir sind generell weiter in der Bauphase. Und wir machen alles in Eigenleistung.“ Mit rund 65 Vereinsmitgliedern ist der DCB gut aufgestellt. Schäfer präzisiert die Zahlen: „Aktiv sind etwa 20, die heute auch alle hier sind. Insgesamt umfasst der Tag 92 Dienststunden.“ Unter anderem sind jeweils zwei Personen als Betriebsleiter eingesetzt. „Das Gelände ist riesig und unübersichtlich.“ Die beiden haben allerdings alles im Blick. Genauso wie die zwei Aufsichtspersonen an der Lehmann Gartenbahn (LGB) Anlage, die die Besucher bewundern und selbst bedienen können.

Lokführer mähen auch Rasen

„Hast du schon die tolle Brücke gesehen? Den Aquädukt, der gebaut wurde?“, möchte Schäfer von Lars wissen. Der kleine Eisenbahn-Fan hat dies selbstverständlich schon getan. Und er nutzt die Gunst der Stunde, um Schäfer anzusprechen: „Ab wann dürfen Kinder hier mitmachen?“ Für eine Mitgliedschaft beim DCB-Taunus sollte man zwölf Jahre alt sein. Schäfer erklärt die genauen Tätigkeitsfelder. Dazu zählen natürlich auch die Pflege der Anlage inklusive Heckeschneiden und Rasenmähen. „Also, Rasenmähen kann ich gut“, erklärt Lars eifrig.

So ist das Andampfen eine gute Möglichkeit, neue Vereinsmitglieder zu gewinnen. „Wir sind hier hochgradig aktiv“, berichtet Kahlert. „Und wenn wir nicht anwerben, dann gibt es keinen Nachwuchs. Dieses Jahr wollen wir bei den städtischen Festen mit einem Stand auf uns hinweisen.“ Doch schon in der unmittelbaren Nachbarschaft ist man aktiv. Die direkt nebendran befindliche Hans-Thoma-Schule und der DCB planen eine Kooperation. Hierzu Kahlert: „Es soll AGs geben. Und wir werden alle Klassen über das Gelände führen. Da die Schüler Handwerk wie Holzarbeiten lernen, können sie das hier anwenden. Wir partizipieren voneinander. Wir fördern den Nachwuchs und es ist ein Hobby für die Kinder.“ Vorerst sei der Nachwuchs, laut Schäfer, aber gesichert. Viele der Kinder von Vereinsmitgliedern seien beim DCB aktiv. „Mein Sohnemann passt an der LGB auf.“ Arthur Schäfer (13) ist seit vier Jahren dabei: „Und ich bin Jungmitglied, seit alles neu aufgebaut wurde. Das hat Spaß gemacht.“

Posen für das Foto

Neu ist allerdings nicht nur die Anlage, sondern auch eine der an diesem Tag eingesetzten Lokomotiven. Das Modell einer Mogul C-19 ist ein echter Hingucker. „Sie wurde vor vier Wochen aus England importiert“, erzählt Kahlert. „Es ist ein schweres Ding mit einem Gewicht von 500 Kilogramm. Sie ist sehr stark und sehr passend. Das heißt, sie kann rund 50 bis 60 Personen ziehen.“ Die Maschine verfüge über das typische Aussehen der frühen amerikanischen Loks, die mittlerweile rund 125 Jahre alt sind. „Die Mogul ist mal was anderes und sehr publikumswirksam.“ Lars sieht das ebenso. Voller Freude und Ehrfurcht posiert er auf der Minidampfbahn. Diesen Moment wird er in Erinnerung behalten.

!Öffentliche Fahrtage in der Saison 2019 sind an den Sonntagen, 12. Mai, 9. Juni, 14. Juli, 11. August, 8. September und 13. Oktober. An allen Fahrtagen ist die Anlage von 10 bis 17 Uhr geöffnet, Kassenschluss ist jeweils um 16.30 Uhr. Der Eintritt für Erwachsene kostet 2,50 Euro, für Kinder inklusive einer Fahrt einen Euro. Jede weitere Fahrt kostet sowohl für Kinder als auch für Erwachsene einen Euro.

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