VDE zeigt Interesse an Ansiedlung auf der Riedwiese

Die südliche Riedwiese an der Frankfurter Landstraße zwischen dem Kreisel an der Gablonzer und Ludwig-Erhard-Straße weckt das Interesse des VDE. Foto: js

Oberursel (js). Noch macht das Gebiet „Südliche Riedwiese“ dem Namen alle Ehre. Ein Stück Wiese zwischen Hauptverkehrsstraße und Ortsrandbebauung, etwa 4,5 Hektar Fläche. Hier könnten die Stadt und der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) als Verhandlungspartner Oberurseler Wirtschaftsgeschichte schreiben. In einem „Letter of Intent“, also einer Absichtserklärung, haben sich die potenziellen Partner bereits klar positioniert, beide bekunden großes Interesse an einer Ansiedlung des VDE, abschließende Entscheidungen wurden aber nicht getroffen.

Das noch junge Gewerbegebiet „Nördliche Riedwiese“ zwischen Frankfurter Landstraße und Gablonzer Straße ist inzwischen weitgehend ausgebucht. Hier haben sich ein großer Autohändler und der Traditionsbetrieb Alberti, kleine Firmen aus der Heizungs- und Installationsbranche, Handwerker und viele andere Kleinunternehmen auf meist kleineren Gewerbeparzellen zu einer bunten Mischung zusammengefunden. Nun hofft die Stadtpolitik auf ein komplett anderes Gegengewicht auf der „Südlichen Riedwiese“, also das Stück Wiesenland südlich der Verbindung vom Gablonzer Kreisel zur Frankfurter Landstraße bis hinunter zum großen Edeka-Markt am Ortsrand von Weißkirchen. Das potenzielle Gewerbegebiet mit guter Anbindung – die Aufstellung eines Bebauungsplans wurde bereits vor einem Jahr beschlossen – würden Magistrat und Stadtpolitik gerne an ein einziges Unternehmen vergeben, das bereits konkretes Interesse signalisiert hat. Der VDE zieht laut Bürgermeisterin Antje Runge und Stadtplanungschef Arnold Richter in Betracht, seinen Hauptsitz samt bisherigen Standorten in der Region nach Oberursel zu verlegen. „Wir sind daran sehr interessiert“, so Runge, mit offener Kommunikation soll ein Willkommenszeichen gesetzt werden.

„Die Ansiedlung von VDE in Oberursel wäre ein wichtiges Signal für unsere Wirtschaft“, so Runge. Der VDE, ein Traditionsbetrieb seit 125 Jahren, der gleichzeitig für Innovation und technologischen Fortschritt stehe, einer der größten technisch-wissenschaftlichen Verbände Europas mit rund 36 000 Mitgliedern, davon 1500 Unternehmen, und etwa 1600 Mitarbeitern. Unter dem Dach des VDE sind Wissenschaft, Standardisierung, Prüfung, Anwendungsberatung und Zertifizierung vereint. Bei den Planspielen von Verband und Magistrat geht es um die Ansiedlung von Verwaltung und Prüflabors, um Forschung und internationale Vernetzung durch Seminare und Kongresse, „kurz „um viele innovative, zukunftsträchtige Arbeitsplätze“, die mit Blick auf die stets geforderte Nachhaltigkeit in allen Bereichen der Stadt gut zu Gesicht stünden. Und auch nachhaltige Impulse für die lokale Gastronomie und Hotellerie böten.

Das VDE-Prüfzeichen, das in der grafischen Darstellung meist wie ein Dach daherkommt, soll Sicherheit geben. Für Hersteller und Verbraucher, etwa von elektrotechnischen Erzeugnissen, Bauelementen der Elektronik nach bestimmten Normen und Verfahren, auch Medizinprodukten, Kabeln und isolierten Leitungen. Ein allgemein anerkanntes Prüfsiegel, die Besichtigung von Fertigungsstätten, Produktkontrollen und die regelmäßige Fertigungsüberwachung gehören zu den zentralen Aufgaben, die der Verband weltweit realisiert. Als potenter Partner würde der Verband Oberursel Sicherheit und langfristiges Engagement bieten. Im Rathaus verspricht man sich bereits eine „Sogwirkung durch die Branchenkontakte und die Auswirkungen auf andere Wirtschaftszweige, Kommunikations- und weitergehend Kooperationsmöglichkeiten.“ Die ernsthaften Absichten sollen nun in weiteren Verhandlungen mit Partnern auf allen Ebenen des Verbands vertieft werden. Die Stadtplanung hofft auf eine Entscheidung bis zum Ende des Sommers, bei einem finalen beiderseitigen Ja zur Idee würde es wohl auf einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan hinauslaufen.

Eine Prognose zu einem möglichen Baubeginn will derzeit niemand abgeben. Es müsse schon optimal laufen, dann könne vielleicht Ende 2024 angepeilt werden, schätzt der scheidende Stadtplaner Arnold Richter, an der Stadt allein soll es nicht liegen. „Ihr seid willkommen“, dies soll ein möglichst einstimmiges Votum zum „Letter of Intent“ im Bau-, Umwelt- und Klimaausschuss in dieser Woche und noch vor Ostern im Stadtparlament in Richtung VDE signalisieren. Angesichts der Verbandsphilosophie dürfte sich Oberursel dann auf einen an Zukunft ausgerichteten Unternehmenssitz eines nachhaltigen Unternehmens freuen, keineswegs jedenfalls auf einen „monolithischen Block mit fünf Geschossen“, so Stadtplaner Richter.



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