Viel buntes Volk beim Neustart des Laufs

Massenstart: Direkt vor dem Hauptquartier der Oberurseler Werkstätten wird der Lauf gestartet, langsam setzt sich der Pulk in Bewegung. „Ein gigantischer Blick“ findet Ex-Stadtkämmerer und heutiger Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Und plötzlich ist es an diesem heißen letzten August-Donnerstag, dem traditionellen Lauftag seit 2006, als hätte es nie eine Unterbrechung gegeben. „Es sind alle wieder da“, sinniert eine Frau am Wegesrand neben der Versorgungsstation mit Wasser für das laufende Volk. Vielleicht nicht alle, aber fast die gesamte bunte Fangemeinde, die von Jahr zu Jahr gewachsen war, so scheint es, von einst 427 Startern bei der Premiere bis auf über 2000 Läufer im Jahr 2017, ein begeistert gefeierter Meilenstein damals. Der Zimmersmühlenlauf war zur Institution geworden, ehe Corona kam. Der erste virtuelle Lauf in der Folge konnte die Begegnung auf der Straße und beim anschließenden „Come Together“ im Hof der Werkstätten mit Umtrunk und Live-Musik der integrativen Band „Hörsturtz“ nicht ersetzen. Das Wiedersehen auf der Piste hat die Begeisterung neu entfacht. Auch mit etwas weniger aktiven Startern als in den besten Jahren.

Der schönste Moment

Marcus Scholl, der den „Lauf für Integration“ einst mit dem früheren Leiter der Werkstätten für Menschen mit Behinderung ins Leben gerufen hat, ist keineswegs traurig darüber, dass die Tausender-Marke nicht ganz erreicht wurde. Der heutige Citymanager, der sich mit der gesamten Familie um die Trinkwasser-Versorgung der Sportler kümmert, ist eher froh, dass es kein allzu großes Gedränge auf dem Hof gibt und die Menschen trotzdem eng zusammen die Tradition zelebrieren können. Noch sind die Coronageister nicht überwunden, die 850 Teilnehmer werden allgemein als tolle Wiederbelebung des Lauffests empfunden. Ein „gigantischer Blick“, empfindet der Kreisbeigeordnete Thorsten Schorr beim Blick vom improvisierten Podest an der Start- und Ziellinie auf das Starterfeld die Oberurseler Straße hinauf. Landrat und Bürgermeisterin, der Kreistagsvorsitzende und der Betriebsleiter der Werkstätten, alle betonen vor allem das „Wir“ bei diesem Ereignis, ein tausendfaches Bekenntnis zu einer bunten, integrierten Gesellschaft soll das Laufereignis immer wieder sein.

Mit Riesenjubel für jeden, der hier mit dabei ist, ob im Integrationslauf über eine Runde (1,5 Kilometer) oder im Hauptlauf, bei dem vier Runden durch das Gewerbegebiet am Zimmersmühlenweg zu bewältigen sind. Die Stimmung auf der Start- und Zielgeraden ist trotz oder gerade wegen der Aufregung schon vor dem Lauf bestens. Wer stark gehandicapt ist oder ohne Rollstuhl nicht mit von der Partie sein könnte, hat einen Helfer an der Seite, „zusammen sind wir stark“ ist ein wichtiges Motto beim Zimmersmühlenlauf. Denn Sieger ist hier jeder, es geht um das Dabeisein und natürlich auch um das schöne Hoffest danach, wo man noch schweißgebadet zusammensitzt. Mit glänzenden Augen, weil der Einlauf ins Ziel durch das Spalier des begeisterten Publikums für jeden Läufer, für die Rolli-Fahrer und die Walker immer der schönste Moment eines Laufs ist.

Die Laufzeit spielt keine Rolle, wichtig ist die Zeit, die man hier gemeinsam verbringt, um das Leben zu feiern. Gezählt wird nur am Rande und bejubelt, dass der Gastgeber, die Oberurseler Werkstätten, mit 126 Startern das größte Team stellt. Der Internationale Bund (IB) hat trotz Temperaturen von weit über 30 Grad mehr als 50 Menschen auf die Beine gebracht, ebenso die Frankfurt International School (FIS), die traditionell immer dabei ist. Bei den Firmen hat diesmal wieder Rolls Royce das Rennen gemacht, ein wichtiger Kunde der Oberurseler Werkstätten. Mit 58 Startern stellt RR so viele Integrationsläufer wie kein anderes Unternehmen, der bisher meist härteste Konkurrent Thomas Cook ist ja nicht mehr mit im Rennen. Gut dabei auch die Süwag (27) und die Nachbarn von Zimmer & Rhode (26). „Also dann, bis nächstes Jahr“ ist ein vielgehörter Abschiedsgruß an diesem heißen letzten August-Donnerstag.

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